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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sollten.«
    »Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Dank Ihnen habe ich kubanischen Kaffee kennen gelernt. Das reicht als Bezahlung.«
    »Nein, seien Sie nicht so bescheiden. Schicken Sie mir eine Rechnung, und ich leite sie an die Stadt weiter.«
    »Ich hab Polizistin gespielt«, sagte Kara. »Die Geschichte werde ich noch meinen Enkeln erzählen… He, ich habe heute Abend noch nichts weiter vor – Mr. Balzac ist mit seinem Freund unterwegs. Ich wollte mich mit ein paar Leuten unten in SoHo treffen. Kommen Sie mit?«
    »Gern«, sagte Amelia. »Wir könnten…« Sie schaute an Kara vorbei. »Hallo.«
    Kara wandte den Kopf und sah, dass ihre Mutter neugierig die Polizistin musterte. Der Blick war ihr vertraut. »Sie ist gerade nicht ganz bei sich.«
    »Es war im Sommer«, sagte die alte Frau. »Im Juni, da bin ich mir recht sicher.« Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück.
    »Geht es ihr gut?«
    »Das ist nur vorübergehend. Sie erholt sich bald wieder. Ihr Verstand macht bisweilen sonderbare Sachen.« Kara streichelte den Arm ihrer Mutter. »Was ist mit Ihren Eltern?«
    »Das wird Ihnen bekannt vorkommen, schätze ich. Mein Vater ist tot. Meine Mutter wohnt nicht weit von mir in Brooklyn. Ein bisschen zu nah für meinen Geschmack. Aber wir haben uns… na ja, irgendwie geeinigt.«
    Kara wusste, dass eine Übereinkunft zwischen Mutter und Tochter so komplex wie ein Vertrag zwischen zwei Staaten war und erkundigte sich nicht nach näheren Einzelheiten, nicht jetzt. Es würde sich irgendwann zukünftig ein geeigneter Zeitpunkt ergeben.
    Ein lauter Piepton hallte durch den Raum, und beide Frauen griffen nach den Pagern an ihren Gürteln. Amelia gewann. »Ich habe vorhin mein Mobiltelefon abgeschaltet. Da war ein Verbotsschild in der Lobby. Darf ich?« Sie deutete auf das Telefon, das auf dem Tisch stand.
    »Aber natürlich.«
    Amelia nahm den Hörer und wählte eine Nummer. Kara stand auf, um die Bettdecke glatt zu streichen. »Erinnerst du dich noch an die Pension in Warwick, Mum? In der Nähe der Burg?«
    Erinnerst du dich noch? Bitte sag mir, dass du dich erinnerst!
    »Rhyme?«, erklang im Hintergrund Amelias Stimme. »Ich bin’s.«
    Ein paar Sekunden später wurde Karas stummer Dialog jedoch abrupt unterbrochen, denn die Polizistin rief ungläubig: »Was? Wann?«
    Kara drehte sich stirnrunzelnd zu ihr um. Amelia sah sie an und schüttelte den Kopf. »Ich fahre sofort hin… Ich bin gerade bei ihr. Ich sag’s ihr.« Sie legte auf.
    »Was ist los?«, fragte Kara.
    »Wie’s aussieht, kann ich doch nicht mitkommen. Wir müssen einen Dietrich oder Schlüssel übersehen haben. Weir hat sich im Untersuchungsgefängnis von den Handschellen befreit und nach der Waffe eines Beamten gegriffen. Er wurde getötet.«
    »O mein Gott.«
    Amelia ging zur Tür. »Ich muss mich um den Schauplatz kümmern.« Sie hielt inne und sah Kara an. »Wissen Sie, ich hab mir schon Gedanken gemacht, wie man ihn im Gerichtssaal am besten bewachen könnte. Dieser Mann war einfach zu gerissen. Aber ich glaube, manchmal gibt es doch so etwas wie Gerechtigkeit. Ach, und was diese Rechnung angeht: Welcher Betrag Ihnen auch immer vorgeschwebt haben mag, verdoppeln Sie ihn.«
    »Constable möchte Ihnen etwas mitteilen«, ertönte die forsche Stimme des Mannes am anderen Ende der Leitung.
    »Er hat also Detektiv gespielt, ja?«, fragte Charles Grady den Anwalt ironisch.
    Ironisch – aber nicht zynisch. Grady hatte nichts gegen Joseph Roth, der als Verteidiger zwar Abschaum vertrat, es aber stets schaffte, nicht in die Schleimspur seiner Mandanten zu geraten, und der den Staatsanwälten und Polizisten mit Aufrichtigkeit und Respekt begegnete. Grady hielt es umgekehrt genauso.
    »Ja, hat er. Er hat ein paar Leute in Canton Falls angerufen und einigen dieser Patrioten einen heiligen Schrecken eingejagt. Die haben dann für ihn Nachforschungen angestellt. Wie es aussieht, hat eine Hand voll ehemaliger Mitglieder sich selbstständig gemacht.«
    »Wer? Barnes? Stemple?«
    »Wir haben es nicht im Einzelnen besprochen. Ich weiß nur, dass er ziemlich aufgeregt ist. Er hat die ganze Zeit ›Judas, Judas, Judas‹ gesagt. Immer wieder.«
    Grady empfand nicht allzu viel Mitleid. Wer mit dem Feuer spielt…
    »Er weiß hoffentlich, dass ich ihn nicht völlig ungeschoren davonkommen lasse«, sagte er zu dem Anwalt.
    »Das ist ihm klar, Charles.«
    »Haben Sie schon von Weirs Tod gehört?«
    »Ja… Andrew war froh über die Nachricht. Ich glaube

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