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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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können.«
    »Sie meinen, jemand zieht irgendeinen Schwindel ab?«, fragte Balzac. Er klang misstrauisch, und auch Kara schaute argwöhnisch. Ihrer beider Profession war in der Vergangenheit schon häufig mit Gaunern in Verbindung gebracht worden – Trickbetrügern und Taschendieben zum Beispiel oder auch vermeintlichen Hellsehern, die Illusionistentechniken benutzten, um trauernden Hinterbliebenen vorzugaukeln, die Geister ihrer verstorbenen Verwandten würden zu ihnen sprechen.
    Doch wie sich herausstellte, war die Polizistin aus einem ganz anderen Grund zu ihnen gekommen.
    »Nun ja«, sagte sie und schaute dabei erst zu Kara und dann wieder zurück zu Balzac. »Eigentlich geht es um einen Mord.«

…Sieben
    »Ich habe hier die Liste einiger Gegenstände, die wir am Tatort sichergestellt haben«, sagte Amelia Sachs. »Wurden die eventuell bei Ihnen gekauft?«
    Balzac nahm den Zettel, den sie ihm reichte. Während er las, ließ Sachs den Blick durch das Smoke & Mirrors schweifen. Der schwarz gestrichene, höhlenartige Laden im Fotobezirk, einem Teil von Manhattans Chelsea-Viertel, roch nach Schimmel, Chemikalien und Kunststoff – Letzteres vor allem infolge der Ausdünstungen der vielen hundert Kostüme, die wie schlaffe Gestalten an langen Kleiderstangen hingen. Die schmutzigen Glasvitrinen, zur Hälfte beschädigt und mit Klebestreifen geflickt, enthielten zahllose Kartenspiele, Zauberstäbe, falsche Münzen und verstaubte Kartons mit jeweils allen Utensilien für eine bestimmte Vorführung. In einer Ecke stand eine lebensgroße Kopie des Ungeheuers aus den
Alien
-Filmen unmittelbar neben einer Puppe mit Lady-Diana-Maske und -Kleid. (Sei die Prinzessin der Party!, lautete das dazugehörige Schild, als würde hier niemand wissen, dass die Frau seit Jahren tot war.)
    Balzac wies auf die Liste und nickte in Richtung der Vitrinen. »Ich glaube nicht, dass ich helfen kann. Sicher, manches davon gibt es bei uns zu kaufen. Aber das gilt auch für jeden anderen Laden dieser Art im ganzen Land und außerdem für viele Spielwarengeschäfte.«
    Sachs war nicht entgangen, dass er allenfalls ein paar Sekunden auf das Blatt geschaut hatte. »Was ist hiermit?« Sie zeigte ihm ein Foto der alten Handschellen.
    Er warf einen kurzen Blick darauf. »Mit Entfesselungstricks kenne ich mich nicht aus.«
    War das eine Antwort? »Heißt das, Sie erkennen die Fesseln nicht wieder?«
    »Nein.«
    »Es ist sehr wichtig«, ließ Sachs nicht locker.
    Die junge Frau mit den bemerkenswert blauen Augen und den schwarzen Fingernägeln sah sich das Bild an. »Das sind Darbys«, sagte sie. Der Mann bedachte sie mit einem frostigen Blick, und sie verstummte kurz. »Im neunzehnten Jahrhundert waren Handschellen wie diese bei Scotland Yard gebräuchlich«, fuhr sie dann fort. »Viele Entfesselungskünstler benutzen sie. Auch Houdini hat dieses Modell bevorzugt.«
    »Woher könnten die stammen?«
    Balzac lehnte sich ungehalten auf seinem Bürostuhl zurück. »Keine Ahnung. Wie ich schon sagte, auf dem Gebiet können wir keinerlei Erfahrung vorweisen.«
    Die Frau nickte zustimmend. »Es gibt vermutlich Museen mit entsprechenden Ausstellungsstücken. Vielleicht sollten Sie dort mal nachfragen.«
    »Sobald du die Ware eingebucht hast, kümmerst du dich um die Bestellungen«, sagte Balzac zu seiner Angestellten. »Nachdem du gestern Abend gegangen bist, sind ungefähr noch ein Dutzend Aufträge hereingekommen.« Er zündete sich eine Zigarette an.
    Sachs hielt ihm abermals die Liste entgegen. »Sie sagten,
manches
davon gäbe es hier zu kaufen. Führen Sie eine Kundenkartei?«
    »Ich habe gemeint, Produkte
dieser Art
. Und nein, die Daten unserer Kunden werden nicht gespeichert.«
    Als Sachs weiter nachfragte, räumte er schließlich ein, dass zumindest die jüngsten Post- und Internetbestellungen noch im System vorhanden waren. Die junge Angestellte überprüfte daraufhin die Datensätze, fand aber keinen Kunden, der auch nur einen der gesuchten Gegenstände gekauft hätte.
    »Tut mir Leid«, sagte Balzac. »Ich wünschte, wir könnten Ihnen behilflich sein.«
    »Ich ebenfalls«, sagte Sachs und beugte sich vor. »Denn sehen Sie, dieser Kerl hat eine Frau ermordet und ist mit Hilfe von Zaubertricks entkommen. Und wir befürchten, dass er es wieder tun wird.«
    Balzac runzelte beunruhigt die Stirn. »Schrecklich… Sie sollten es mal bei East Side Magic and Theatrical versuchen. Die sind größer als wir.«
    »Einer meiner Kollegen ist bereits

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