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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Hexer weder etwas verloren hat noch selbst aus dem Wagen gesprungen ist.«
    »Was ist mit Cheryl Marston?«, wandte Sellitto sich an Bell. »Hat sie irgendwelche zusätzlichen Informationen für uns?«
    Der Detective berichtete von dem Gespräch mit ihr.
    Eine Anwältin, dachte Rhyme. Warum ausgerechnet sie? Nach welchen Kriterien suchte der Hexer seine Opfer aus? Eine Musikerin, ein Maskenbildner, eine Anwältin.
    »Sie ist geschieden«, fuhr Bell fort. »Ihr Exmann lebt in Kalifornien. Die Trennung verlief nicht unbedingt freundschaftlich, aber ich bezweifle, dass er mit der Sache zu tun hat. Die Kollegen vom LAPD haben netterweise ein paar Nachforschungen angestellt: Er hat für heute ein Alibi. Und weder beim NCIC noch beim VICAP liegt etwas gegen ihn vor.«
    Cheryl Marston hatte den Hexer als schlank und kräftig beschrieben, mit einem Vollbart und Narben an Hals und Brust. »Ach ja, und sie hat bestätigt, dass seine Finger
tatsächlich
deformiert sind, genau wie wir vermutet haben. Miteinander verschmolzen, hat sie gesagt. Sie weiß nicht, in welcher Gegend er wohnt, und er ist ihr gegenüber unter dem Namen ›John‹ aufgetreten. Auf den Kopf gefallen ist er jedenfalls nicht.«
    Nutzlose Informationen, dachte Rhyme.
    Dann schilderte Bell, wie der Täter sich an die Frau herangemacht hatte und was im Anschluss geschehen war.
    »Kommt Ihnen etwas davon bekannt vor?«, fragte Rhyme ihre junge Beraterin.
    »Er könnte eine Taube oder Möwe hypnotisiert haben, um sie dem Pferd an den Kopf zu werfen und es dann mit irgendeinem Gimmick zusätzlich zu beunruhigen«, sagte Kara.
    »Was für eine Art von Gimmick?«, fragte Rhyme. »Können Sie uns einen Hersteller nennen?«
    »Nein, er hat es wahrscheinlich selbst gebaut. Früher haben Zauberkünstler Elektroden oder Stacheln benutzt, um Löwen auf Kommando brüllen zu lassen, irgendwas in der Art. Heutzutage würden die Tierschützer so etwas sofort unterbinden.«
    Bell erzählte, was Marston ihm über die Unterhaltung in dem Café berichtet hatte.
    »Eines dabei kam ihr komisch vor: Es war, als könnte er ihre Gedanken lesen. Und er wusste unglaublich viel über sie.«
    »Körpersprache«, warf Kara ein. »Er sagt etwas und beobachtet dann genau ihre Reaktion. Das verrät ihm jede Menge über sie. Man nennt das ›provozierte Indikation‹. Ein erfahrener Hellseher kann durch ein völlig harmloses Gespräch alles Mögliche über die betreffende Person herausfinden.«
    »Und als sie dann immer lockerer wurde, hat er ihr die Drogen verabreicht, sie ans Ufer verfrachtet und kopfüber ins Wasser getaucht.«
    »Das war eine Variation von Houdinis
Wasserfolterkammer
«, erklärte Kara. »Eine seiner berühmtesten Nummern.«
    »Wie lief seine Flucht von dort ab?«, wollte Rhyme von Sachs wissen.
    »Zuerst war ich mir gar nicht sicher, ob es sich überhaupt um den Hexer handelte – er hatte mittlerweile das Kostüm gewechselt«, sagte sie. »Auch die Augenbrauen waren anders.« Bei diesen Worten schaute sie kurz zu Kara. »Seine linke Hand konnte ich nicht erkennen. Dann hat er mich abgelenkt. Er ist ein Bauchredner. Ich hab ihm direkt ins Gesicht gesehen – und seine Lippen haben sich nicht bewegt.«
    »Ich möchte wetten, er hat Worte ohne die Buchstaben
b
,
m
oder
p
gewählt«, sagte Kara. »Vermutlich auch ohne
f
und
v

    »Sie haben Recht. Ich glaube, es war so etwas wie: ›He, Achtung, da, rechts, der Jogger hat ’ne Knarre.‹« Sie verzog das Gesicht. »Ich hab weggeschaut – in die gleiche Richtung wie alle anderen. Dann hat er diese Schießbaumwolle gezündet und uns geblendet. Danach gingen die Knallkörper hoch, und ich dachte, er würde auf uns schießen. Er hat mich kalt erwischt.«
    Rhyme registrierte ihre verärgerte Miene. Am meisten war Amelia Sachs auf sich selbst wütend.
    »Nehmen Sie’s nicht zu schwer«, tröstete Kara. »Das Gehör lässt sich von allen Sinnen am einfachsten überlisten. Auf der Bühne werden Geräuschillusionen nur selten eingesetzt. Sie sind viel zu simpel.«
    Sachs tat den Zuspruch mit einem Achselzucken ab und fuhr fort: »Während Roland und ich noch immer geblendet waren, ist der Hexer weggerannt und auf dem Marktplatz in der Menge verschwunden.« Sie schnitt die nächste Grimasse. »Und fünfzehn Minuten später habe ich ihn gesehen – diesen Biker mit dem Harley-Hemd. Das muss man sich mal vorstellen, er stand
direkt
vor meiner Nase.«
    »O Mann«, sagte Kara und schüttelte den Kopf. »Seine Münzen klimpern

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