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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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(was außer den Ravioli das einzige vertraute Gericht auf der Speisekarte gewesen war) und sich dazu ein Glas Rotwein gegönnt, denn immerhin reiste er diesmal nicht in Begleitung seiner Frau. Das Essen schmeckte großartig, und so blieb er eine ganze Weile dort sitzen, nippte an dem verbotenen Getränk und erfreute sich am Anblick der Kinder, die auf den Straßen des geschäftigen Viertels spielten. Als er am Ende die Rechnung bezahlte, beschlich ihn ein leises Schuldgefühl, weil er Kirchengelder für Alkohol ausgab.
    Dann ging der Reverend weiter nach Norden und tiefer ins Village hinein und gelangte dabei an einen Ort namens Washington Square. Auf den ersten Blick schien es sich um ein eigenes kleines Sodom zu handeln, aber als er den chaotisch wirkenden Park betrat, sah er dort lediglich Jugendliche, die laute Musik spielten, und Leute, die aus Flaschen in braunen Papiertüten Bier und Wein tranken. Obwohl es nach seinen Moralvorstellungen Missetäter gab, die für ihre Vergehen direkt in die Hölle wanderten (zum Beispiel laute Strichjungen, die ihre Zimmernachbarn nicht schlafen ließen), würden die hier begangenen Sünden niemandem einen Freifahrschein ins Fegefeuer bescheren.
    Mitten im Park überkam ihn dann doch ein unbehagliches Gefühl. Er musste wieder an den Mann denken, der ihn so seltsam angestarrt hatte, den Kerl mit dem Overall und der Werkzeugtasche. Der Reverend war sich sicher, ihn ein zweites Mal gesehen zu haben – als Spiegelbild in einem Schaufenster unweit des Hotels. Und auch jetzt hatte er den Eindruck, man würde ihn beobachten. Er drehte sich abrupt um. Tja, keine Spur von einem Handwerker. Allerdings war da ein gepflegt aussehender Mann mit dunklem Sakko, der in seine Richtung schaute. Im selben Moment wandte der Fremde ganz beiläufig den Blick ab und steuerte eine öffentliche Toilette an.
    Bildete er sich alles nur ein?
    Vermutlich ja. Dieser Mann sah dem Handwerker nicht mal ähnlich. Aber als der Reverend den Washington Square verließ, der Fünften Avenue nach Norden folgte und sich unter die vielen hundert Passanten mischte, verspürte er erneut eine gewisse Beklemmung. Er warf einen Blick über die Schulter. Diesmal sah er einen blonden Mann mit dicker Brille, braunem Jackett und T-Shirt, der soeben die Straße überquerte, genau wie Reverend Swensen vor wenigen Sekunden.
    Nun war er
überzeugt
davon, an Verfolgungswahn zu leiden. Es konnten unmöglich drei
verschiedene
Männer hinter ihm her sein. Mach dich nicht verrückt, dachte er und ging auf der Fünften Avenue weiter zur Neighborhood School, umgeben von zahllosen New Yorkern, die den herrlichen Frühlingsabend genossen.
    Um genau neunzehn Uhr traf Reverend Swensen an der Schule ein. Die Türen würden sich erst in einer halben Stunde öffnen. Er stellte den Aktenkoffer ab und verschränkte die Arme. Dann beschloss er, den Koffer doch lieber in der Hand zu behalten. Er lehnte sich an einen schmiedeeisernen Gartenzaun neben dem Schulgebäude und blickte nervös in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Nein, da war niemand. Weder Handwerker mit Werkzeugtaschen noch Männer mit Jacketts. Er war…
    »Verzeihung, Pater?«
    Erschrocken fuhr er herum und sah einen hoch gewachsenen dunkelhäutigen Mann mit Dreitagebart vor sich stehen.
    »Äh, ja?«
    »Sind Sie wegen des Konzerts hier?« Der Mann deutete auf die Neighborhood School.
    »Genau«, antwortete er und bemühte sich, möglichst ruhig zu klingen.
    »Wann fängt es denn an?«
    »Um acht. Einlass ist eine halbe Stunde vorher.«
    »Vielen Dank, Pater.«
    »Keine Ursache.«
    Der Mann lächelte und ging in Richtung der Schule weg. Reverend Swensen wartete weiterhin ab und umklammerte aufgeregt den Griff seines Aktenkoffers. Er sah auf die Uhr. Viertel nach sieben.
    Dann – nach endlos scheinenden fünf Minuten – sah er endlich, worauf er gewartet hatte und weswegen er den weiten Weg nach New York gereist war: eine schwarze Lincoln-Limousine mit Behördenkennzeichen. Einen Block vor der Neighborhood School blieb sie stehen. Der Reverend kniff die Augen zusammen und entzifferte das Nummernschild. Es war der richtige Wagen… Danke, o Herr.
    Zwei junge Männer in dunklen Anzügen stiegen aus, sahen sich gründlich um – wobei sie auch ihn bemerkten – und kamen offenbar zu dem Schluss, die Straße sei sicher.
    Einer von ihnen bückte sich und sprach durch das offene Fenster mit jemandem auf der Rückbank.
    Der Reverend wusste, wer dort saß: der stellvertretende

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