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Der Favorit der Zarin

Der Favorit der Zarin

Titel: Der Favorit der Zarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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Gespräch hatte sich in einen absurden Streit um des Kaisers Bart verwandelt, und das auch noch mit jemand, der offenbar nicht ganz bei Trost war. Fandorin wollte der idiotischen Polemik ein Ende setzen, indem er kühl und ernst festhielt:
    »Ein Ausweg, das ist die Wahl der optimalen, das heißt der effektivsten oder zumindest den geringsten Schaden anrichtenden Entscheidung. Darum geht es.«
    »Meinetwegen«, sagte der anonyme Kusnezow aggressiv lächelnd. »Hol Sie der Teufel, gut, wählen Sie. Angenommen, ich habe zwei Kinder. Kleine. Ich fahre mit ihnen . . . sagen wir nach Kislowodsk oder Mineralnyje Wody. Also in irgendein Sanatorium im Kaukasus. Plötzlich entführen uns Terroristen, tschetschenische Kämpfer, sie nehmen uns als Geiseln. Und sie sagen mir als Vater: › Eins deiner Kinder bringen wir um, entscheide dich, welches. ‹ Was für einen Ausweg habe ich in dieser Situation?«
    »Sie müssen diesen Leuten erklären, dass man so etwas nicht tut, dass sie damit ihrer Idee nur schaden . . .«
    »Hab ich«, unterbrach ihn der Unbekannte und grinste. »Aber das sind keine Menschen, sondern mit Marihuana vollgekiffte Bestien.«
    »Dann . . . Sagen Sie ihnen, sie sollen lieber Sie umbringen und die Kinder nicht anrühren.«
    »Hab ich gesagt, da haben sie gelacht. Es macht ihnen Spaß zuzusehen, wie ich mich quäle.«
    »Hören Sie, was wollen Sie eigentlich von mir?!«, brüllte Fandorin und haute mit der Faust auf den Tisch. Er wunderte sich über die Unangemessenheit seiner Reaktion. Da meinst du, du bist ausgeglichen und beherrscht, aber da braucht nur so ein Kusnezow zu kommen, schon verlierst du die Nerven. Wahrscheinlich lag das daran, dass die Natur den Magister der Geschichte mit einer zu starken Phantasie ausgestattet hatte, und da Nicholas wirklich Vater zweier kleiner Kinder war, hatte er sich für einen Augenblick, nur für einen Augenblick, selbst in der von dem Spinner gezeichneten Situation gesehen . . .
    Sein Zorn verrauchte sofort, er nahm sich zusammen. Wenn es sich um einen Verrückten handelte, durfte er ihn nicht provozieren. Warum hielt er die Hand immer an der Innentasche? Ob er da eine Rasierklinge hatte?
    »Gut. Ich gebe Ihnen einen Rat.« Fandorin rückte vorsichtig von dem Tisch ab, um im Notfall aufspringen zu können. »Dieser Zwiespalt ist aus der Literatur bekannt, es gibt einen ganzen Roman zu diesem Thema, und als ich ihn las, habe ich mir überlegt, wie ich handeln würde, wenn ich an der Stelle des unglücklichen Vaters wäre. Das ist der Ausweg: Werfen Sie sich auf den Banditen, der am abschreckendsten ist, schlagen Sie ihm Ihre Zähne in die Kehle, sollen sie Sie doch umbringen. Aber wählen Sie auf keinen Fall eins Ihrer Kinder.«
    Der Anonyme verlor zum ersten Mal seine Selbstsicherheit und blinzelte verstört – offenbar hatte er diese Antwort nicht erwartet.
    »Das ist ja vielleicht gut!«, reagierte er hitzig. »Ist der Tod denn ein Ausweg?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt: ein Ausweg, das ist die Wahl der optimalen, im gegenwärtigen Fall also den geringsten Schaden anrichtenden Entscheidung. Selbst wenn es ein Leben nach dem Tode und Höllenqualen gibt, eine schrecklichere Folter als die von Ihnen dargestellte Situation kann es dort nicht geben. So dass Sie in jedem Fall im Vorteil sind.«
    Der Unbekannte zog die Hand aus der Tasche (sie war Gott sei Dank leer, ohne Rasierklinge) und schaute Nicki auf einmal anders an: ohne Spott und Glanz in den Augen.
    »Das gibt es«, sagte er.
    »Was gibt es?«
    »Ein Leben nach dem Tode. Aber das tut nichts zur Sache. Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen folgendes Rätsel aufgebe . . .«
    Ermutigt durch die Tatsache, dass der Besucher weder einen stechenden noch einen schneidenden Gegenstand in der Hand hatte, fand Fandorin es an der Zeit, Festigkeit zu demonstrieren:
    »Reichen die Rätselratereien und abstrakten Aufgaben nicht allmählich? Schließlich geht es um Ihr Problem.«
    Der Gesprächspartner sagte streng: »Das meinen nur Sie«, und warf einen Blick auf ihn, von dem Nicholas schlecht wurde.
    Wie konnte er herauskriegen, ob Valja an ihrem Platz war? Fandorin schielte zur Tür. Wenn Kusnezow jetzt anfinge zu randalieren, würde er alleine vielleicht nicht mit ihm fertig – man weiß ja, dass die Kräfte bei Verrückten während eines Anfalls um das Zehnfache wachsen.
    »Erlauben Sie also nun, dass ich Ihnen meine Geschichte darlege?«, fragte der Anonyme durchaus friedfertig. »Ich kann Ihnen versichern, dass sie

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