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Der Favorit der Zarin

Der Favorit der Zarin

Titel: Der Favorit der Zarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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Bekannter (der, der mich zu den Satanskämpfern gelockt hat) hat mir das folgendermaßen erklärt. Der Teufel kann sich in jedem Menschen einnisten, auch in dem tugendhaftesten. Nur der Große Magier ist gegen diesen Makel gefeit, was dadurch erreicht wird, dass die oberen Mitglieder des Ordens ihn einem uralten Ritual unterziehen, bei dem die Zeichen Luzifers symbolisch gekappt werden. Guck dir das Siegel an.«
    Er wollte den Brief herausholen, schlug sich aber Stattdessen auf einmal gegen die Stirn.
    »Ich hab’s. Ich unternehme etwas, um nicht allein vom Fürsten Dolgoruki abzuhängen. Ich schreibe den anderen Satanskämpfern, die ich kenne. Und zwar Folgendes: Der Große Magier hat sich geirrt, was er in Kürze in einem gesonderten Schreiben mitteilen wird, also zügelt eure Leidenschaft! Sonst fällt, was der Verstand verhüten möge, womöglich noch irgend so ein Fanatiker des gnadenlosen Guten über dich her.«
    »Und ich pudere mir die Haare, dann erkennt mich keiner«, sagte Mitja, der wieder Mut gefasst hatte. »Woran haben sie mich denn bis jetzt erkannt? Im Gasthaus war meine Mütze heruntergefallen. Auf Ljubawins Gut war das Bad schuld. Und hier dem Fürsten habe ich selber meinen Kopf unter die Nase gehalten.«
    »Jawohl, das tu ich, ich schreibe einen Brief. Und zwar als Erstes dem, der mich zum Schildknappen geschlagen hat. Er hat bestimmt inzwischen einen hohen Grad bei ihnen, denn er ist ein tüchtiger und rechtschaffener Mann. Als Zweitem schreibe ich Miron. Wem noch?«
    »Dem Kollegienrat aus Nowgorod, den Ihr bewusstlos geschlagen habt«, erinnerte ihn Mithridates.
    »Nein«, sagte Daniel seufzend. »Dem schreibe ich nicht. Dieser Monsieur ist mir wahrscheinlich böse. Ich habe ihm eine falsche Diagnose gestellt und ihm ein Medikament gegen eine Krankheit verschrieben, die er nicht hat. Das kommt in der Medizin nun mal vor.«
    Mitja sagte rachsüchtig:
    »Macht nichts, Hauptsache, er geht in Zukunft nicht mehr irgendwelchen Kindern an die Kehle. Ich werde mich über ihn noch bei unserer lieben Kaiserin . . .«
    »Halt!«, sagte Vondorin und hob die Hand. »Was ist da los?«
    Hinter der Tür polterten Stiefel, die schnell näher kamen.
    Man hörte eine Stimme:
    »Hier sind sie. In der Bibliothek. Ich habe ihre Stimmen gehört.«
    Die Türflügel öffneten sich. Auf der Schwelle stand ein Offizier in rotem Kaftan und mit einem auf die Augen heruntergezogenen Dreispitz. Ein eingeschüchterter Diener schaute ihm über die Schulter, hinter ihm standen zwei Männer mit Hellebarden.
    »Hauptmann Sobakin von der Twerer Staatsbehörde«, erklärte der Beamte in der roten Uniform, warf einen Blick auf Mitja und rief mit einer Stimme, die nichts Gutes verhieß: »Aha!«
    Er näherte sich entschlossen dem zusammengekauerten Mithridates und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Auf Befehl des Herrn Gouverneurs soll dieser Junge im Haus Seiner Erlaucht auf gegriffen werden, damit man mit ihm nach Vorschrift verfahren kann.«
    »Was heißt das › er soll aufgegriffen werden ‹ ?« Daniel zog Mitja dichter an sich heran. »Wieso? Das lasse ich nicht zu!«
    Der Hauptmann maß Vondorin mit einem Blick und lächelte ungut.
    »Dieser Jüngling ist ein Dieb. Er hat aus dem Arbeitszimmer Seiner Erlaucht einen wertvollen Gegenstand gestohlen, von dem der Fürst sichere Kenntnis hat. Und was Euch betrifft, gnädiger Herr, so weiß ich Bescheid. Wenn Ihr der Ausführung des Gesetzes im Wege stehen wollt, werde ich Euch fesseln lassen.«
    Der Offizier nickte den Wachleuten zu, die er offenbar gerade für den Fall, dass Daniel Scherereien machen sollte, als Begleitung mitgenommen hatte.
    »Ich habe nichts gestohlen!«, schrie Mitja.
    »Das kann ich nicht beurteilen. Das ist Sache des Gerichts. Wenn du nichts gestohlen hast, lassen sie dich wieder laufen.«
    »Hauptmann, Ihr seid doch ein guter und verständiger Bürger und habt sicher nicht wenig Erfahrung im Kampf gegen die Laster«, sagte Daniel und befleißigte sich eines sanfteren Tons. »Schaut Euch dieses Kind an. Es ist erst sechs Jahre alt. Selbst wenn es etwas, das nicht ihm gehört, an sich genommen hätte, dann nicht in verbrecherischer Absicht, sondern nur aus reiner Neugier. Wo gibt es denn so etwas, dass man kleine Kinder verhaftet?«
    Mitja verstand, dass Vondorin seiner Gewohnheit folgte und versuchte, an das Gute in dem Polizisten zu appellieren.
    Aber der Hauptmann hatte kein Ohr dafür.
    »Das kann ich nicht beurteilen«, wiederholte er. »Ich habe

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