Der FC Bayern und seine Juden
Friedhof im Stadtteil Freimann.
Die Geschwister Franz, Paul Gabriel, Leo und Gabriele Landauer wurden von den Nazis ermordet. Einzig die Schwester Henny Landauer (verheiratete Siegel) überlebte den Holocaust durch Emigration nach Palästina.
Liefmann, Harry (geb. 1877, gest. 1915). Sohn des aus Hamburg stammenden Kaufmanns Semmy Liefmann. 1899 zum Präsidenten des FC Freiburg gewählt; der FFC fungierte seinerzeit als Geburtshelfer des FC Bayern. Später Privatdozent für Bakteriologie und Hygiene an der Universität Halle. Im Ersten Weltkrieg als Marinestabsarzt an der Ostfront gefallen. Seine Tochter ist die berühmte Volkswirtin Elisabeth-Liefmann-Keil, die 1956 als erste Frau eine ordentliche Professur an der Universität des Saarlandes erhielt.
Linnemann, Felix (geb. 20.10.1882 in Steinhorst, gest. 21.5.1948 ebenda). DFB-Präsident 1925-45. Vehementer Gegner des Berufsfußballs. Begrüßte die nationalsozialistische Machtergreifung und nutzte die Neuordnung des deutschen Sports, um den deutschen Fußball nach seinen Vorstellungen zu formen. Dazu gehörte auch die weitere Ablehnung des Berufsfußballs. War als Leiter der Kripostelle Hannover an der Inhaftierung von Roma und Sinti in KZs beteiligt.
Manning, Gustav Randolph »Gus« (geb. 3.12.1873 in Lewisham/London, gest. 1.12.1953 in New York). Sohn des aus Frankfurt/M. stammenden jüdischen Kaufmanns Gustav Wolfgang Mannheimer. Spielte zunächst beim VfB Pankow, wo er Franz John, den ersten Präsidenten des FC Bayern, kennenlernte. Studium der Medizin an der Berliner Humboldt-Universität und in Freiburg. 1897 Mitbegründer und erster Vorsitzender des Fußballclubs Freiburg. Ende 1897 Mitbegründer und Schriftführer des Verbandes Süddeutscher Fußball-Vereine und 1900 des DFB. Förderte den Austritt der Fußballer aus dem MTV 1879 München und die Gründung eines eigenständigen Fußballklubs bzw. des FC Bayern. Sorgte dafür, dass der neue Klub Unterstützung durch Spieler aus Freiburg erhielt. 1905 aus beruflichen Gründen in die USA emigriert. 1948 als erster US-Amerikaner in das FIFA-Exekutivkomitee gewählt. Bruder Fridrich »Fred« Manning stellte auf dem »1. Allgemeinen Deutschen Fußballtag« am 27.1.1900 in Leipzig mit drei weiteren Delegierten den Antrag auf Gründung eines »allgemeinen deutschen Fußballverbandes« und wurde erster Schriftführer des DFB. In dieser Funktion mit der Ausarbeitung eine Satzung betraut. 1904-16 Herausgeber des Golf- und Tennis-Journals »Der Lawn-Tennis-Sport«.
Meisl, Hugo (geb. 16.11.1881 in Maleschau/Böhmen, gest. 17.2.1937 in Wien). Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Die herausragende Persönlichkeit der österreichischen Fußballgeschichte schlechthin. Holte 1912 Jimmy Hogan nach Wien. Ab 1919 Verbandskapitän Österreichs. Ab 1926 Generalsekretär des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB). Auch internationaler Schiedsrichter (16 Länderspiele) und Vertreter Österreichs bei der FIFA. Vater des »Wunderteams«, das vom 16.12.1931 bis 12.2.1933 von 15 Länderspielen 12 gewann (darunter zwei hohe Siege über Deutschland), zwei unentschieden spielte und nur eines (3:4 gegen England) verlor.
Mengden, Guido von (geb. 13.11.1898 in Düren, gest. 4.5.1982 in Göttingen). 1925 Geschäftsführer des Westdeutschen Spielverbandes (WSV) und Schriftleiter des Verbandsorgans »Fußball und Leichtathletik« (FuL) In dieser Funktion journalistischer Gegenspieler des libe ralen »Kicker«-Herausgebers Walther Bensemann. Bekämpfte den Profisport auch mit antisemitischen Argumenten (»jüdisches Gift«). In den NS-Jahren einer der vehementesten Betreiber einer Politisierung des Sports. Im Juni 1933 Pressewart des DFB, 1935 Pressewart des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen (DRL, im Dezember 1938 zum Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen, NSRL, umbenannt). 1936 Generalreferent des Reichssportführers. 1951 Geschäftsführer der Deutschen Olympischen Gesellschaft, 1954- 63 Hauptgeschäftsführer des Deutschen Sport-Bundes (DSB).
Moll, Herbert (geb. 13.12.1916, gest. 10.2.2002). 1935-51 in der 1. Mannschaft des FC Bayern. Der Nationalspieler gehörte 1936 zum deutschen Olympiakader. Spielte nach dem Zweiten Weltkrieg beim sportlichen Wiederaufbau des FC Bayern eine bedeutende Rolle. Ehrenspielführer und Ehrenmitglied des Klubs.
Nerz, Otto (geb. 21.10.1892 in Hechingen, gest. 26.2. 1949 im Internierungslager Sachsenhausen). Anfang der 1920er Trainer beim »Judenklub« VfR Mannheim mit dem
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