Der FC Bayern und seine Juden
enthüllt, das eine große, aus Stein gemeißelte Frauenfigur mit nacktem Oberkörper zeigt, die die Arme gen Himmel streckt. Diesmal ist es weniger die politische Aussage, sondern der entblößte Busen, der Widerspruch provoziert.
Kaum haben die französischen Truppen Mainz verlassen, nehmen die antisemitischen Aktivitäten in der Stadt zu. Im März 1933 lässt der kommissarische Mainzer Oberbürgermeister Philipp Wilhelm Jung das Elkan-Werk abreißen. Im Laufe des Jahres verschwinden weitere Elkan-Werke aus dem öffentlichen Raum. So auch in Frankfurt, wo sein Mahnmal »Den Opfern« aber 1946 in der Taunusanlage wieder aufgestellt wird.
Der Künstler selbst wird von den Nazis mit einem Berufsverbot belegt und emigriert Ende 1934 nach London. In England schafft er u.a. eine Orang-Utan-Büste, die heute im Zoo von Edinburgh zu besichtigen ist, porträtiert während einer Reise nach Lausanne den Schwei zer Minister Stucki und den jungen König von Siam und, zurück in London, den Prinzen Edward von Kent. Zur Erinnerung an Rudyard Kippling, den ersten englischen Literaturnobelpreisträger und Autor des »Dschungelbuches«, gestaltet Elkan ein großes Bleirelief, das Figuren aus dem »Dschungelbuch« zeigt. Im Sommer 1938 wird in den Londoner New Burlington Galleries die Ausstellung »German Twentieth Century Art« eröffnet, aus Protest gegen die Ächtung »entarteter« Kunst im NS-Deutschland. Sie präsentiert Arbeiten fast aller wesentlichen Künstler der Moderne in Deutschland, so von Max Liebermann, Paul Klee, Wassily Kandinsky, Georg Grosz, Max Beckmann, Otto Dix, Oskar Kokoschka – und auch von Benno Elkan.
Im Exil wendet sich der Bildhauer mehr und mehr seinen jüdischen Wurzeln zu und beginnt, siebenarmige Leuchter (hebräisch: Menora) anzufertigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg beglückt er Westminster Abbey mit zwei großen Bibelleuchten. Auch dem Fußball schenkt er ein Werk. Für Arsenal London fertigt Elkan einen silbernen Kampfhahn in Lebensgröße an.
Sein größtes und berühmtestes Werk ist aber die große Menora vor dem israelischen Parlament, der Knesset in Jerusalem. Im April 1956 wurde sie von Großbritannien als Geschenk der weltweit ältesten parlamentarischen Demokratie an das zu diesem Zeitpunkt jüngste Parlament übergeben. An den Spitzen der Menora finden sich die großen Propheten des Alten Testaments, am unteren Stammbaum Reliefs zum Warschauer Ghetto und zu den Pionieren in Palästina. Für Benno Elkan ist die große Menora ein Symbol für ganz Israel, »das Hohelied in Bronze von dem unsterblichen Leben unseres Volkes, von seiner langen, tragischen und herrlichen Geschichte«.
1957 erhält Elkan den 1917 von König George V. gestifteten Verdienstorden Order of the British Empire (OBE). Der Mitbegründer des FC Bayern verstirbt 1960 in London.
Im »gelobten Land«
Gustav Randolph Manning, Spiritus Rector der Bayern-Gründung, und Josef Pollack wandern in die USA aus. Die USA sind bereits seit vielen Jahrzehnten bevorzugtes Einwanderungsland vieler europäischer Juden. Nicht Palästina, sondern die USA sind das »gelobte Land«.
Anfang des 19. Jahrhunderts waren zunächst viele deutsche Juden in die USA eingewandert, denen polnische, russische und rumänische Juden folgten. Nach dem tödlichen Attentat auf Zar Alexander 1881, das fälschlicherweise den Juden zugeschrieben wurde, setzte eine Massenflucht aus Russland ein. In Russland und anderen Teilen Osteuropas kam es nun immer wieder zu anti-jüdischen Pogromen. Zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und 1924, als die Einwanderungsbestimmungen verschärft werden, suchen über zwei Millionen europäische Juden in den USA eine neue Heimat. So auch die aus Kiew stammende Familie der späteren israelischen Ministerpräsidentin Golda Meïr.
Viele der jüdischen Einwanderer lassen sich in New York und Umgebung nieder. Die jüdische Einwanderung trug erheblich zur Verbreitung und Entwicklung von Soccer bei. In den USA war Soccer eine »ethnische« Angelegenheit – ein Hobby europäischer Einwanderergruppen, die auf diese Weise ihre Heimat in die Neue Welt verlängerten.
Josef Pollack geht bereits 1903 in die USA, wo er Verwandtschaft besitzt. In New York findet er zunächst eine Anstellung bei der Firma Max Pollack and Company. Anschließend ist der Bayern-Gründer an der Gründung eines Unternehmerverbandes beteiligt und führt dessen Vorsitz. Außerdem zieht Pollack in den Beirat der Chase Manhattan Bank ein. Den Fußball tauscht er
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