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Der FC Bayern und seine Juden

Der FC Bayern und seine Juden

Titel: Der FC Bayern und seine Juden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Schulze-Marmeling
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einheitliche Strohhüte getragen. Weshalb man sie entweder anerkennend einen »Kavaliersklub« oder ablehnend einen »Protzenklub« nennt.
    Und überhaupt dürfen beim FC Bayern bis 1908 nur »Einjährig-Freiwillige« mitmachen. Gemeint sind Wehrpflichtige mit höherem Schulabschluss (Abitur). 1813 hatte Preußen als erste Nation einen einjährig-freiwilligen Dienst als verkürzte Form des Wehrdiensts eingeführt. Der »Einjährig-Freiwillige« diente nur ein Jahr statt der sonst üblichen zwei oder drei Jahre, musste aber seine Ausrüstung und Verpflegung selbst bezahlen. Nach Ableistung des Dienstjahres wurde der »Einjährig-Freiwillige« gewöhnlich zum Offizier des Beurlaubtenstandes (Reserve) ernannt. Mit der Einrichtung des Deutschen Bundes 1867 und Deutschen Kaiserreiches 1871 wurde der Einjährig-Freiwilligen-Dienst nach und nach auf ganz Deutschland ausgedehnt.
    Über das 1. Stiftungsfest des FC Bayern 1901 ist in der Festschrift zum 25-Jährigen zu lesen: »Die Abhaltung dieses Festes geschah in einem vornehmen Rahmen, wie überhaupt der Klub stets das Künstlerische und Vornehme bei seinen öffentlichen Auftritten von allem Anfang an betonte. Dazu war er mehr oder weniger verpflichtet, da sich seine Mitglieder in der Hauptsache aus Studenten, Künstlern, Kaufleuten usw. zusammensetzten.«
    Die Heimat des FC Bayern ist Schwabing und die angrenzende Maxvorstadt, wo die meisten seiner Gründer wohnen. Seit 1901 hat der Klub an der Schwabinger Clemensstraße seinen ersten eigenen Platz; 1907 zieht er an die äußere Leopoldstraße. Vorausgegangen war eine Fusion mit dem ebenfalls vornehmen Münchener Sport-Club. Erst 1922 wird der Klub Schwabing verlassen.
    München hatte sich im 19. Jahrhundert zu einem geistigen Zentrum und schließlich zur Kunstmetropole entwickelt. 1826 war die Universität hier angesiedelt worden; sie erhielt ihr ständiges Zuhause an der Adalbertstraße in der Maxvorstadt, während die Akademie für bildende Künste einen repräsentativen Bau an der Akademiestraße und Leopoldstraße beim Siegestor bezog. Maxvorstadt und das angrenzende Schwabing avancierten bald zum Literaten- und Künstlerviertel der Stadt.
    Der FC Bayern wird gewöhnlich mit Schwabing assoziiert, aber man muss wohl die Maxvorstadt, das eigentliche Universitäts- und Studentenviertel, hinzufügen. Anton Löffelmeier: »Die Frage nach der Verortung Schwabings ist eine historisch-topographische und eine philosophische und daher nicht so leicht zu beantworten. Historischtopographisch beginnt Schwabing hinter dem Siegestor, also mit Beginn der Leopoldstraße, sodass Arcisstraße, Adalbertstraße, Schelling-und Türkenstraße (samt und sonders Straßen, wo die Bayern-Gründer Spuren hinterließen, Anm. d. A.) eindeutig in der Maxvorstadt liegen. Wenn man Schwabing als Lebensgefühl und eine Lebensart nimmt und so die ganzen Cafés, Studentenbuden und bohemienhaften Erscheinungen mit einbezieht, dann sind wohl große Teile der Maxvorstadt dem Ort ›Schwabing‹ zuzurechnen – was landläufig auch geschieht. Viele sogenannte Schwabinger Künstler in der Zeit um 1900 wohnten in der Maxvorstadt, in den oben genannten Straßen um die Universität, die Akademie der bildenden Künste und die Technische Hochschule. Wenn man jetzt den Gründervätern des FC Bayern gewisse Attitüden des ›schwabingerischen‹ Lebensstils zurechnet – z.B. Inszenierung, Auftreten, Gründungsakt in einem Weinlokal –, kann man sie durchaus auch als ›Schwabinger‹ verorten.«
    Um die Jahrhundertwende, also zum Zeitpunkt der Gründung des FC Bayern, leben und arbeiten in Schwabing und der Maxvorstadt u.a. Paul Klee, Wassily Kandinsky und Gabriele Münter aus der Malervereinigung »Blauer Reiter«, Ludwig Ganghofer, Heinrich Mann, Thomas Mann, Oskar Panizza, Ricarda Huch, Frank Wedekind, Rainer Maria Rilke, Ludwig Thoma, Stefan George, Christian Morgenstern, Lion Feuchtwanger, Joachim Ringelnatz, Oskar Maria Graf. Von ihrer Herkunft her ist diese Szene ähnlich gestrickt wie der frühe FC Bayern: Die wenigsten der Schwabinger Kulturschaffenden sind Münchner oder auch nur Bayern. Ihre Freizeit verbringen sie in den zahlreichen Kaffeehäusern Schwabings und der Maxvorstadt. Hier verkehren auch viele der ersten Bayern-Aktivisten. Ähnlich wie in Wien und Budapest kommt es zu einer Melange von Kulturszene und Fußball. Wie einige der Wiener und Budapester Klubs ist auch der in einem Weinlokal gegründete FC Bayern zunächst ein

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