Der FC Bayern und seine Juden
gegen den Golfschläger ein. Der jüdischen Gemeinde von White Plains im Bundesstaat New York dient er als Schatzmeister.
Gus Manning folgt 1905, gemeinsam mit seiner aus Kansas stammenden Frau Louella. Er arbeitet in New York als Arzt, aber anders als Josef Pollack bleibt Manning in der Neuen Welt dem Fußball aufs Engste verbunden. Erneut profiliert er sich als Pionier des Verbandswesens. 1912 wird er Präsident der neu formierten American Amateur Football Association (AAFA), die mit der bereits 1884 gegründeten American Football Association (AFA) um Anerkennung durch die FIFA ringt. Beide Verbände reisen unabhängig voneinander zum FIFA-Kongress nach Stockholm. Anstatt eine Präferenz auszusprechen, fordert der Weltverband die Konkurrenten zum Zusammenschluss auf.
Am 5. April 1913 fusionieren AAFA und AFA zur United States Football Association (USFA, heute: United States Soccer Federation/USSF). Gus Manning wird deren erster Präsident und führt viele Jahre die außenpolitischen Geschäfte des Verbandes. 1914 kehrt er noch einmal nach Deutschland zurück, als Teilnehmer des olympischen Kongresses in Berlin. Manning erklärt hier die Absicht, zum olympischen Fußballturnier 1916 in Berlin ein US-Team zu entsenden. Doch der Erste Weltkrieg macht den Spielen und Mannings Ambitionen einen Strich durch die Rechnung. Den Krieg erlebt der deutsch-amerikanische Fußballpionier als Commanding Officer des 339. Feldlazaretts der US-Armee.
Es war also ein extrem bunter Haufen, der den FC Bayern ins Leben rief und auf die Spur brachte. Herkunft spielte keine Rolle, man gab sich liberal und weltoffen. Die »Bayern-Macher« waren ambitionierte, kreative, von einem Pioniergeist beseelte und nach neuen Ufern strebende junge Männer, die auch neben dem Fußballfeld bemerkenswerte Karrieren einschlugen.
Kapitel 2
Debüts, Premieren und eine »ansteckende Seuche«
1901 tritt dem FC Bayern Kurt Landauer bei, der bis zum Jahr 1933 zur prägenden Figur des Vereins werden sollte. Der 17-Jährige stammt aus dem vor den Toren Münchens gelegenen Planegg. Seine Eltern sind die sehr wohlhabenden jüdischen Kaufmannseheleute Otto und Hulda Landauer. Die »Münchner Neuesten Nachrichten« beschreiben Otto Landauer als »Kommerzienrat« und »Inhaber des bekannten Modehauses an der Kaufinger Straße«, also in der besten Stadtlage.
Die Kaufingerstraße ist Teil der großen Ost-West-Achse der historischen Altstadt und gehört somit zur alten Salzstraße von Salzburg bzw. Reichenhall über Landsberg in die Schweiz. Münchens Kaufleute hatten hier einst ihre Wohnhäuser errichtet. Im 19. Jahrhundert wurden die barocken Wohnhäuser durch Kaufhäuser ersetzt.
Die Landauers waren in der Kaufingerstraße 19 zu Hause, aber eine Epidemie in der Münchner Universitätsklinik trieb Hulda Landauer zur Geburt ihres dritten Kindes nach Planegg, begleitet von ihrer Hebamme. Wie die Autoren des Films »Kick it like Kurt« herausfanden, ist das Geburtshaus Kurt Landauers die heutige Bahnhofstraße 31 in Planegg. Kurt Landauer bedauert später, als Einziger der Familie kein »echter Münchner« zu sein.
Kurt Landauer hat sechs Geschwister: Gabriele, Henny, Paul Gabriel, Franz, Leo und Alfons. Alfons, der jüngste der Brüder, wird sich 1928 nach dem Börsenkrach am »schwarzen Freitag« das Leben nehmen.
Die großbürgerliche Familie Landauer ist bildungs-, kunst- und kulturbeflissen, denkt standesbewusst und politisch liberal. Man pflegt regen Kontakt zu Künstlern und Literaten. So gehört u.a. die in Berlin geborene expressionistische Malerin Gabriele Münter zum Freundeskreis. Münter ist 1901 nach München gezogen, wo sie in Schwabing der von ihrem Lehrer und Lebensgefährten Wassily Kandinsky gegründeten Gruppe »Der Blaue Reiter« angehört, die bedeutende deutsche und russische Expressionisten vereinigt. Im Nationalsozialismus wird Gabriele Münter mit einem Ausstellungsverbot belegt. Kandinskys Werke werden zur »entarteten Kunst« erklärt und 57 von ihnen aus deutschen Museen entfernt.
Mit seiner Fußballvernarrtheit steht Kurt Landauer in seiner Familie zunächst allein. In der Kommunikation mit den anderen Familiengliedern fehlt es daher häufig an Gesprächsstoff und an gemeinsamen Interessen. Erst einige Jahre später treten auch die jüngeren Brüder Franz und Leo dem FC Bayern bei.
Kurt Landauer beginnt beim FC Bayern als Aktiver, übernimmt aber im Laufe der Jahre mehr und mehr administrative Aufgaben.
Verstärkung aus den
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