Der FC Bayern und seine Juden
Wilhelm Fockes Mutter Louise eine Nichte des französischen Malers Souchay de la Duboissière.
In Bremen hat Focke beim Bremer SC gekickt, einem der ältesten Fußballklubs Norddeutschlands und um die Jahrhundertwende Bremens Nummer eins. In München studiert Focke an der Königlichen Akademie für Bildende Künste beim amerikanisch-deutschen Maler Carl von Marr, Sohn eines deutschen Auswanderers und Kupferstechers. Carl Marr nachhaltigster Eintrag in die Kunstgeschichte ist sein 1889 entstandenes Monumentalgemälde »Die Flagellanten«, das sich im Besitz des Museum of Wisconsin Art befindet.
Die Gründungsurkunde des FC Bayern trägt 17 Unterschriften. Sechs davon wurden nachträglich zugeführt. Nr. 16 ist die eines Dortmunders (!): Benno Elkan, Sohn der jüdischen Kaufmannseheleute Salomon und Rosa (geb. Oppenheimer) Elkan. Schneidermeister Salomon Elkan ist Mitinhaber eines Herrentextilgeschäfts in der Dortmunder Innenstadt. Sohn Benno ist seit dem 2. Dezember 1897 in München registriert. Dort bereitet er sich an der privaten Kunstschule des Malers Walter Thor auf die Aufnahmeprüfung der Kunstakademie vor.
Elkan besteht die Prüfung und studiert an der Kunstakademie beim Maler Johann Caspar Herterich. Wie der Historiker Anton Löffelmeier vom Münchner Stadtarchiv recherchiert hat, wohnt Benno Elkan zur Zeit der Bayern-Gründung in der Arcisstraße 54 in der Maxvorstadt – also im Studenten- und Universitätsviertel und in unmittelbarer Nachbarschaft zu Schwabing.
Erster Mäzen des FC Bayern ist der angesehene Kochherd- und Ofenfabrikant Friedrich Wamsler sen., Vater der Bayern-Gründungsmitglieder Fritz und Karl Wamsler. 1875 hatte Wamsler eine Werkstatt in München bezogen. Dort arbeitete er zunächst als Kunstschmied. Aber die Tätigkeit ist nur Mittel zum Zweck. Wamsler benötigt Geld für die Verwirklichung seiner Idee eines leicht transportablen Sparherdes. Von der Münchner Presse groß angekündigt, eröffnet Wamsler 1877 eine »Spar- und Kochherdfabrik« (das Unternehmen existiert noch heute als Wamsler Koch und Küchen GmbH). Im selben Jahr kommt der erste transportable Sparherd auf den Markt. Ein Jahr später avanciert Wamsler zum königlichen bayerischen Hoflieferanten.
1901 stellt Friedrich Wamsler dem FC Bayern an der Schwabinger Clemensstraße ein Gelände für den ersten eigenen Platz zur Verfügung. Sohn Fritz, das FC-Bayern-Gründungsmitglied, wird das Familienunternehmen von seinem Vater übernehmen und weiter ausbauen. Er betätigt sich auch politisch und wird von 1928 bis 1932 für die Bayerische Volkspartei (BVP) im bayerischen Landtag sitzen.
In den Inflationsjahren nach dem Ersten Weltkrieg bemüht sich die Firma Wamsler, ihre Kapitaldecke durch Umwandlung in eine Aktiengesellschaft zu vergrößern. Dabei hilft ihr das jüdische Bankhaus H. Aufhäuser. Unternehmensgründer Heinrich Aufhäuser gehörte viele Jahre dem Vorstand der Münchner Israelitischen Kultusgemeinde an. Das Haus Aufhäuser, zeitweise Hausbank des FC Bayern, zählt zu den angesehensten Privatbanken Deutschlands. Zu seinen Kunden gehören auch die Familie von Thomas Mann, Herzog Luitpold von Bayern und der deutsch-amerikanische Musikwissenschaftler Alfred Einstein.
Freiburg, Schwabing und die Maxvorstadt
Gustav Randolph Mannings Pläne mit dem FC Bayern können nur funktionieren, wenn der neue Klub erfolgreich ist und möglichst schnell zur ersten Kraft in der Metropole wird. Daher unterstützt er die Bayern durch Gastspieler seines Freiburger FC. Es handelt sich dabei um die Studenten Ernst Schottelius, August Falschlunger, Theo Schillig, Hermann Geis und Hermann Specht.
Die Rechnung geht auf, denn die Neugeburt startet furios. Die ersten 14 Spiele enden allesamt mit einem Sieg des FC Bayern. So wird beim zweiten Auftritt der Stammverein MTV 1879 mit 7:1 von der Theresienwiese gefegt.
Nachdem Schottelius und Co. ihre Mission erfüllt haben, kehren sie nach Freiburg zurück. Schottelius promoviert 1903 zum Doktor der Medizin. 1904 zieht er nach Berlin und anschließend nach Leipzig. In seiner Freizeit widmet sich der Fußballpionier nun primär dem Skisport, über den er auch einige Fachbücher veröffentlicht.
Wie der Freiburger FC ist auch der FC Bayern ein elitärer und vornehmer Klub. Laut FFC-Chronist German Kramer war es Josef Pollack, der die Freiburger Kleiderordnung in München einführt: Auch über die frühen Bayern wird berichtet, sie hätten aus Frankreich importierte, ausgefallene,
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