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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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einzige Operations Officer in Baku, der nicht durch und durch weiß war. Und Kaufman hatte sie noch nie gemocht oder ihr vertraut.

8
    Colonel Henry Amato musterte seinen Boss – James Ellis, Berater des Präsidenten für Außen- und Sicherheitspolitik –, der ihm an dem ovalen Tisch gegenübersaß. Ellis war hochgewachsen, mit kantigem Kinn, tief liegenden Augen und der Pose des Patriziers, die er in Harvard und elitären Think-Tanks einstudiert hatte. Im Fernsehen, wenn er geschminkt neben dem Präsidenten stand, machte er eine gute Figur. Aber kurz vor Mitternacht, in einem unterirdischen Konferenzraum im Westflügel des Weißen Hauses, unter Neonlampen, die Ellis’ gelbliche Zähne und seine tiefen Falten hervorhoben, fühlte sich Amato eher an einen lebenden Leichnam erinnert.
    Und dann war da das Kauen.
    Voller Verachtung beobachtete Amato, wie Ellis’ Kiefer mechanisch malmten. In diese Gewohnheit verfiel sein Boss, sobald andere Leute sprachen, fast als wäre er so bei der Sache, dass er das Gesagte buchstäblich durchkaute. Was jetzt ganz sicher nicht der Fall war.
    Im Moment gab Ellis vor, dem Direktor der Nationalen Nachrichtendienste zu lauschen. Aus einer Top-Secret-Akte gab der Direktor vorläufige Satellitenerkenntnisse und Nachrichtendienstberichte zum Besten, die auf eine Truppenmobilisierung von begrenztem Umfang im Iran hinwiesen.
    Gegen Ende seines Vortrags legte er die Akte auf den Tisch und schüttelte den Kopf. »Vielleicht interpretiere ich zu viel hinein, aber es würde mich nicht wundern, wenn das Attentat auf Campbell etwas mit den Truppenbewegungen im Iran zu tun hätte. Gott weiß, was die Iraner im Schilde führen, aber das Timing ist verdächtig, davor dürfen wir nicht die Augen verschließen.«
    »Ihre Einschätzung, Henry?«, sagte Ellis.
    Statt zu antworten, verharrte Henry Amato – Ellis’ Top-Iranexperte – regungslos, als würde er vor einem ranghöheren Offizier strammstehen.Die Neonlampen an der Decke leuchteten entnervend hell und flackerten ein wenig, was zu seinem Gefühl der Übelkeit beitrug.
    »Henry?«
    Das hatte er nicht kommen sehen. Es war, als hätte ihm jemand mit einem Kantholz eins übergebraten.
    Er war Diakon der Saint Mary’s University. Freiwilliger beim Walter Reed Army Medical Center. Vor zwei Jahren war seine Frau gestorben, aber seit ihrem Tod hatte er ihr die Treue gehalten, genau wie in den dreiundzwanzig Jahren ihrer Ehe. Sünden, die er beging, beichtete er regelmäßig vor Gott. Noch vor wenigen Tagen hatte er geglaubt, er müsste nur noch ein paar Jahre lang als Regierungsbeamter sein Soll erfüllen und dann einen friedlichen Ruhestand über sich ergehen lassen.
    Und jetzt das.
    Daria hatte überlebt, aber man würde sie zur Strecke bringen. Genügend Leute und die nötigen Mittel hatten sie dafür. Großer Gott, er war nicht bereit, die ganze Operation abzublasen, aber irgendetwas musste er unternehmen.
    »Henry?«, wiederholte Ellis, diesmal war sein Ton schärfer.
    »Verzeihung, Sir. Ich habe vor Jahren mit Jack Campbell zusammengearbeitet und ich gestehe, dass mich die Nachricht von seinem Tod schwer getroffen hat.« Amato wandte sich dem Direktor der Nationalen Nachrichtendienste zu. »Ich sehe keine Verbindung zwischen den Truppenbewegungen im Iran und Campbells Ermordung«, log er. »Ich denke eher, mit dem Anschlag auf Campbell wurden alte Rechnungen beglichen.«
    »Alte Rechnungen?«, hakte der Direktor nach.
    »Tja, Campbell war lange im Iran aktiv.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Vor der Revolution ’79 hatte er mit der Ausbildung des SAVAK zu tun, der Geheimpolizei des Schahs. Als Ajatollah Chomeini nach dem Umsturz sämtliche SAVAK-Akten prüfen ließ, um zu sehen, wer seine Anhänger aufgespürt hatte, muss Campbells Name aufgetaucht sein. Bedenkt man außerdem, dass Campbell eine harte Linie gegen den Iran fuhr, als er stellvertretender Verteidigungsminister wurde, liegtauf der Hand, warum die Mullahs es auf ihn abgesehen hatten. Vergeben und vergessen gehört nicht zu ihrem Wortschatz – wahrscheinlich haben sie Jahrzehnte auf eine günstige Gelegenheit gewartet.«
    Der Direktor stellte noch ein paar weitere Fragen, dann sagte er: »Sie könnten durchaus recht haben. Vielleicht hat Campbells Ermordung nichts mit den derzeitigen Truppenbewegungen zu tun. Aber Campbell war seinerzeit ein einflussreicher Mann, und wenn die Iraner meinen, sie könnten ihn ungestraft töten, werden sie sich noch umgucken.«

9
    Mark

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