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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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konnte. Er versuchte seine Hände an Deckers Hals zu heben, um ihn zu würgen, aber Decker drückte sie nach unten.
    »Bleib unter der Mauer.« Decker nickte in Richtung der hüfthohen Balkonbrüstung.
    Mark hielt sich ruhig, bis der unerträgliche Schmerz in seiner Brust etwas nachließ. »Geh verdammt noch mal von mir runter.«
    »Jemand hat gerade auf dich geschossen, Chef.«
    »Ich sagte, geh von mir runter!« Die Überreste von Marks zerbrochener Lesebrille rutschten aus seiner Hemdtasche. Er roch Lammfleisch – vielleicht von einem Döner-Kebab – in Deckers Atem.
    »Sieh dir die Tür an«, sagte Decker.
    Mark schaute nach oben und entdeckte ein kleines Einschussloch genau dort, wo sein Kopf gewesen war.
    »Ich hab den roten Zielpunkt auf deinem Gesicht gesehen.« Decker rollte von ihm runter, blieb aber unterhalb der Balkonmauer. »Die Kugel hat die hintere Wand in etwa auf derselben Höhe getroffen wie das Glas. Nach diesem Winkel zu urteilen, steht uns der Schütze ziemlich genau gegenüber.«
    Das wäre der Kura-Araksvodstroi-Wohnkomplex, dachte Mark, während Angst und Wut ihm die Kehle zuschnürten. Ein baufälliger Sowjet-Koloss aus den fünfziger Jahren, ein richtiger Kaninchenbau aus heruntergekommenen Wohnungen. Der Schütze konnte sich dort wochenlang verstecken, ohne gefunden zu werden.
    Er sah noch einmal zu der Schiebetür, nur um sicherzugehen, dass er nicht den Verstand verloren hatte. Das Einschussloch war noch da. Plötzlich fühlte er sich alt. Er fragte sich, in was für eine Unterwelt er gerade hineinrutschte und wie zum Teufel er da wieder rauskommen sollte.
    Sie robbten in die Wohnung zurück. Aber als Decker die Tür zum Hausflur öffnen wollte, hielt Mark ihn zurück.
    Er rief sich in Erinnerung, dass das Blutbad im Trudeau House bestimmt nicht nur von einer Person angerichtet worden war. Was hieß, dass der Typ, der gerade auf ihn geschossen hatte, wahrscheinlich Teil eines Teams war.
    Ein paar Sekunden später bewegte sich die Türklinke fast unmerklich, jemand versuchte, leise einzudringen. Aber Mark hatte die Tür hinter sich abgeschlossen und jetzt blockierte das Schloss. Er legte einen Finger auf die Lippen und zeigte zum Schlafzimmer.
    Als er und Decker hinter der Schlafzimmertür standen, flüsterte Mark: »Deine Waffe.«
    »Vergiss es. Ich bin der Bodyguard.«
    »Der Wandschrank«, sagte Mark und deutete darauf. »Die Wand da drinnen grenzt an die nächste Wohnung. Mach ein Loch rein und klettere durch. Ich bewache die Tür. Deine Waffe. Jetzt.«
    Decker gab sie ihm. Dann hörte er ein knirschendes Geräusch, als sich Decker mit seinem Messer daran machte, die Gipskartonwand durchzuschneiden.
    Durch den Spalt der angelehnten Schlafzimmertür hatte Mark die Wohnungstür im Blick. Er zielte mit Deckers Pistole darauf.
    »Ich bin fertig, Boss. Ich gehe durch«, flüsterte Decker aus dem Wandschrank.
    Dann ging die Eingangstür auf. Ein Mann mit einem Brecheisen wurde von zwei glattrasierten Kerlen zur Seite geschoben, sie stürmten das Apartment, jeder ein Gewehr mit Schalldämpfer in der Hand.
    Mark kroch, so schnell er konnte, in den Wandschrank. Decker war schon durch das Loch geklettert und lag auf dem Bauch im Schlafzimmer der angrenzenden Wohnung. Sie robbten auf Händen und Knien weiter durch die Küche und raus in den Hausflur. Am Ende des Gangs war eine Treppe, sie nahmen vier Stufen auf einmal.
    »Was gibt es für Ausgänge?«, fragte Decker vernehmlich flüsternd.
    Mark machte sich im Kopf einen Plan von dem Gebäude. »Ein Hauptausgang vorne, ein Hinterausgang und noch einer auf der Westseite. Ostseite nichts.«
    Als sie im ersten Stock ankamen, suchten sie nach offenen Wohnungstüren auf der Ostseite, bis sie eine fanden.
    Decker rannte an einer Frau mit einem weinenden Baby im Arm vorbei. Als sie ihn anschrie, er solle verschwinden, hastete er zur offenen Balkontür und hechtete, ohne zu zögern, über das Geländer.Mark folgte Decker auf dem Fuß, aber als er auf dem Balkon ankam, hielt er inne. Es ging über vier Meter nach unten.
    »Schwing dich über die Seite und geh in die Hocke.« Decker stand unverletzt auf dem Gehsteig. Ein paar Fußgänger waren stehen geblieben, um zu gaffen. »Bleib locker, während du fällst, winkel die Knie an und roll dich am Boden ab, wenn es sein muss.«
    »Ja, so könnte es gehen«, sagte Mark, aber er sprang einfach. Anstatt sich abzurollen, prallte er wie ein Sack Kartoffeln auf dem Boden auf und verdrehte sich dabei seinen

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