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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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wurde, quer. Dann klappte er die Motorhaube auf, als hätten sie eine Panne. Als der Transporter in Sicht kam, ließ er Decker aussteigen.
    »Halt ihn an. Er müsste wissen, was er tun soll.«
    Es war nur eine Farce, um Orkhan den Rücken frei zu halten. Ein vorgetäuschter Hinterhalt.
    Decker stieg aus und hob die Arme, aber der Transporter beschleunigte.
    »Hoppla, der hält nicht an, Boss.«
    »Gib einen Warnschuss ab.«
    Was Decker tat, aber der Wagen raste einfach mit Höchstgeschwindigkeit an ihnen vorbei.
    »Blöd gelaufen«, sagte Mark.
    »Kann man sagen.«
    Mark fragte sich, ob sie den richtigen Transporter im Visier hatten. Durch sein Fernglas ließ er den Blick über die Straße zum Gefängnis schweifen. Sie war leer.
    »Steig ein. Den holen wir uns.«
    Aber der Transporter erreichte die Schnellstraße nach Baku, bevor sie an ihn herankamen, und als sie durch den Ort Gobustan fuhren, blieb Mark auf Distanz. Hier waren mehr Autos unterwegs, die öfter die Spur wechselten. Am Stadtrand kamen sie an einigen bescheidenen Häusern vorbei, dann öffnete sich die Landschaft wieder – links nur Wüste und Hochspannungsleitungen, rechts das Kaspische Meer und ein paar Ölbohrinseln.
    »Ich fahre nah genug ran, um die Reifen platt zu machen«, sagte Mark. »Halt dich bereit.«
    Doch plötzlich bog der Transporter scharf ab und holperte auf einer unbefestigten Straße Richtung Osten zum Meer. Mark folgte ihm und drückte aufs Gas. Der Motor des Niva kreischte und die hinteren Stoßdämpfer krachten wie Gewehrschüsse. Deckers Ausrüstungstasche fiel vom Rücksitz.
    Am Strand ging die Straße in einen baufälligen Landungssteg über, getragen von verrotteten Holzpfeilern. Der Steg führte dicht über dem Wasser ins Kaspische Meer hinaus, so weit das Auge reichte. Mark hatte schon früher solche Stege gesehen – sie waren verfallende Überreste des Sowjetreichs und führten stets zu alten Ölbohrtürmen draußen vor der Küste.
    Allmählich aufholend folgte er dem Transporter auf den Steg.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Decker.
    »Mir auch nicht.«
    Während der Niva über die klapprigen Holzplanken holperte, lehnte sich Mark blinzelnd vor und umklammerte das Lenkrad noch fester. Jetzt waren sie rund drei Meter über der Meeresoberfläche. An manchen Stellen, wo das Holz weggebrochen war, befanden sich Löcher im Steg.
    »Soll ich fahren, Boss?«, fragte Decker.
    »Alles unter Kontrolle.«
    »Bist du sicher? Hinterm Steuer bin ich fit.«
    »Ich sagte, alles unter Kontrolle. Wo zum Teufel wollt ihr hin?«, dachte Mark laut. Was war da draußen? Vermutlich würde der Steg am letzten Bohrturm enden, aber bis dahin konnten es noch Kilometer sein. Das blaue Meer rundum war beunruhigend grenzenlos.
    Decker griff nach dem Fernglas und blickte sich nach allen Seiten um. Hinter ihnen war niemand, vor ihnen nur die Leute im Transporter. Sie kamen an mehreren rostigen Bohrtürmen vorbei, die rund fünfzehn Meter aus dem Wasser ragten. Unter den meisten sah man schillernde, kleine Ölteppiche.
    Als nach rund fünf Kilometern die Küste nur mehr eine verschwommene braune Linie in der Hitze war, sagte Decker: »Verdammter Mist, da draußen ist ein Boot. Auf zwei Uhr.«
    Mark sah gar nichts. Nur Wellen, manche schaumgekrönt, und einen endlosen Horizont, unscharf unter tief hängenden Wolken. »Welche Fahrtrichtung?«
    »Auf uns zu.«
    »Was für ein Boot?«
    Decker drehte am Fernglas. »Sieht aus wie ein Zodiac. Im Affentempo.«
    Mark hatte vorgehabt, bis zum Ende des Stegs zu fahren, dort den Rückweg zu blockieren und es mit den Insassen des Transporters aufzunehmen. »Kannst du von hier aus die Reifen platt machen?«
    »Möglich, aber dann könnten die baden gehen.«
    Mark warf einen Blick ins Wasser. Es sah seicht aus, aber sechs Meter reichten locker, um zu ertrinken. »Schau dir das Boot noch mal an.«
    »Kurs unverändert«, sagte Decker. Und dann: »Ich sehe drei Mann.«
    Mark überlegte – hatte sich jemand Darias Wärter vorgenommen? Jemand, der mehr Angst weckte oder mehr springen ließ als Orkhan? »Mach die Reifen platt.«
    Decker nahm seine Glock aus dem Knöchelholster, drehte das Fenster runter, beugte sich raus und feuerte zweimal, scheinbar ohne zu zielen. Beide Hinterreifen des Transporters platzten. Das Fahrzeug schlingerte nach links, aber dann lenkte der Fahrer zu stark gegen, und es schlitterte über die rechte Kante.

21
    Einen Moment lang fühlte Daria sich schwerelos, dann kam ihr der Boden des

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