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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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Wagens mit explosiver Wucht entgegen.
    Sie sprang im Dunkeln auf und tastete nach dem Griff der Hintertür – in der Hoffnung, dass der Aufprall das Schloss aufgesprengt hatte. Fehlanzeige.
    Dann kam das Wasser. Zuerst umspülte es ihre Knöchel, Sekunden später reichte es schon bis an ihr Schienbein. Als es bei den Knien angekommen war, watete sie wankend zum vorderen Teil des Wagens und ertastete die abgeschlossene Metalltür zur Fahrerkabine.
    Sie war im Begriff, um Hilfe zu rufen, als die Tür aufgerissen wurde.
    Blendendes Sonnenlicht drang ein. Allmählich war ein Gesicht zu erkennen. Durch die Windschutzscheibe sah sie nichts als das offene Meer. Sie fragte sich, ob sie den Verstand verlor.
    Sie waren gefahren. Auf einer unbefestigten Straße, dachte sie, denn sie hatte die Schlaglöcher gespürt.
    Eine große Hand umschloss ihren Arm und zog sie hinaus ins Meer. Der Transporter sank, sein Fahrer schwamm, so schnell er konnte, davon. Über ihr ragte ein seltsamer Holzsteg aus dem Wasser.
    »Können Sie schwimmen?«
    Ihr Retter hatte einen riesigen, länglichen Schädel und blaue Augen. Sein albernes Grinsen wirkte beruhigend auf sie.
    »Ich denke schon. Wer sind –«
    »John Decker! Mark schickt mich!«
    »Ist er hier?«
    »Oben auf dem Steg.«
    Jetzt sah Daria ihn. Mit besorgter Miene schaute er zu ihr hinunter.
    »Bewegt euren Arsch hier rauf!«, brüllte Mark. »Wir kriegen gleich Gesellschaft!«
    Daria kraulte auf den Steg zu und begann, an einem der dicken Holzpfähle hochzuklettern, als Mark über ihr auftauchte und ihr die Hand reichte. Mit einer drahtigen Kraft, die sie überraschte, zog er sie auf den Steg.
    Einen Moment später war Decker bei ihnen.
    »Im Rückwärtsgang kann ich die nicht abhängen«, meinte Mark.
    Daria sah das Boot in der Ferne – ein schwarzes Zodiac-Schlauchboot mit Bewaffneten an Bord. Und in diesem Augenblick kapierte sie, wie verheerend sie sich verrechnet hatte. Mark in die Sache reinzuziehen war falsch gewesen, total falsch. Sie hatte sich etwas vorgemacht, gedacht, es sei so etwas wie ein unglücklicher Zufall gewesen, dass sie bei Campbell war, als der tödliche Schuss ihn traf.
    Es war kein Zufall gewesen. Es war der Bumerang, den sie geworfen hatte. Sie war das Anschlagsziel gewesen, genau wie jetzt.
    »Wenden wir den Wagen!«, rief Decker. Stöhnend stemmte er seinen mächtigen Oberkörper gegen den vorderen Kotflügel. Als Mark mithalf, bewegte sich der Niva ein klein wenig.
    »Schieben!«, sagte Decker durch zusammengebissene Zähne.
    Daria legte sich auch ins Zeug und gemeinsam drehten die drei den Wagen so weit, dass er Richtung Küste stand. Hastig stiegen sie ein. Mark startete und drückte ohne einen Blick zurück das Gaspedal durch.

22
    Eine halbe Stunde später bog Mark in eine schmale, unbefestigte Straße ein, die die Schnellstraße nach Baku kreuzte und dann zwischen zwei seichten Salzseen verlief. An einer Pumpstation am südlichen See machte er Halt und stellte den Wagen zwischen dem leer stehenden Gebäude und einer riesigen Abwasserpumpe ab, die früher Giftstoffe aus einer benachbarten sowjetischen Fabrik in den See gepumpt hatte.
    »Daria und ich müssen mal unter vier Augen reden«, sagte er zu Decker. Dann fiel ihm ein, wie der Junge vom Steg ins Wasser gesprungen war, und fügte hinzu: »Bitte.«
    Über Darias Beziehung zur CIA hatte er Decker nichts erzählt. Auch nicht, warum sie in Gobustan inhaftiert gewesen war.
    »Wo soll ich mich postieren?«
    »Geh irgendwo in Deckung und behalt die Straße im Auge. Wenn jemand kommt, gib Bescheid.«
    Sobald er mit Daria allein war, berichtete er von dem Blutbad im Trudeau House und über den Vorfall in Peters’ Wohnung. »Abgesehen von den Mitarbeitern in der Botschaft sind wir die einzigen CIA-Leute in Aserbaidschan. Im Moment wenigstens«, schloss er.
    Daria schlug die Hand vor den Mund, während sie zuhörte. Immer noch klitschnass saß sie auf dem Beifahrersitz. In der schwarzen Seidenbluse, die ihr am Körper klebte, sah sie schmal und zerbrechlich aus. Schließlich wisperte sie: »Ich kann dir gar nicht sagen, wie …« Erneut schlug sie die Hand vor den Mund, als versuchte sie, die Emotionen zurückzudrängen, die heraus wollten. Er konnte hören, wie ihr Atem durch die Nase strömte. »… wie dankbar ich bin.«
    Die Sonne würde bald untergehen; sie hing tief am Himmel, ein roter Ball über der öden Wüste.
    Ihre Finger streiften sachte seine Schulter.
    Mark fiel ein, wie sie sich

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