Der Fehler des Colonels
Kaufman hören sollen.«
»Jetzt mach schon, Daria.«
»Ich muss zuerst mit Tural sprechen. Er flippt aus. Warte hier.«
»Ich geh schnell pinkeln, bin gleich zurück. Und könntest du mir vielleicht mein Handy zurückgeben?«
»Hast du sie noch –«
»Bitte.«
Sie warf die Hände in die Luft, als sie ging.
33
Mark umrundete das Riesenrad.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Decker, der sich versteckt gehalten hatte. »Habt ihr euch versöhnt?«
»Ach, ich würde sagen, wir haben noch ein paar offene Fragen zu klären.« Mark duckte sich hinter die Stützen des Riesenrads und hob das Fernglas an die Augen. Während er Darias Gespräch mit Tural beobachtete, erklärte er, wie Daria die CIA hintergangen und Geheiminformationen an die MEK weitergegeben hatte.
»Und wer zum Teufel ist die MEK?«
»Die Volksmudschahedin, sie gehören zur iranischen Oppositionsbewegung und versuchen, das Regime zu stürzen.«
»Also sind das die Guten?«
»So in der Art. Nicht wirklich. Erinnerst du dich an den Schah?«
»Den was?«
»Den Schah von Persien, der Typ, der den Iran früher regiert hat.«
»Ach ja. Der.«
Nicht davon überzeugt, dass Decker tatsächlich wusste, wer der Schah war, fragte Mark weiter: »Er wurde 1979 von Ajatollah Chomeini gestürzt?«
»Weißt du, ich bin in den Achtzigern geboren.«
»Wie auch immer, die MEK hat damals versucht, den Schah und die Amerikaner aus dem Iran zu vertreiben. Sie töteten ein paar Amerikaner und unterstützten die iranische Revolution, aber dann brachen sie mit Chomeini und Tausende wurden hingerichtet. Jetzt geben sie vor, demokratisch zu sein, aber sie haben kaum Unterstützer in der iranischen Bevölkerung und sie betreiben militanten Personenkult. Wenn du mich fragst, haben die Mullahs im Iran und die Volksmudschahedin sich gegenseitig verdient. Beide sind verdammte Spinner. Daria kommt gleich zurück. Ich muss los.«
»Weiß sie, dass ich hier bin?«
»Ich hab ihr erzählt, ich wäre einfach gut im Verfolgen. Ob sie mir das abgekauft hat, weiß ich nicht. Geh zurück zu deinem Wagen und warte auf meinen Anruf.«
34
Daria gab Mark das Handy zurück.
»Hey, danke.«
»Gehen wir ein Stück.«
»Wo willst du hin, Daria?«
»Was weißt du über meine Mutter?«
Mark lief ein paar Schritte über den Sand, um sie einzuholen. »Sie musste den Iran direkt nach der Revolution verlassen, weil sie mit einem amerikanischen Diplomaten verheiratet war. Sie lebt heute in Washington und Genf.«
»Falsch.«
»Was hat das mit dem Anschlag auf Campbell zu tun?«
»Ich wurde als Kind adoptiert.«
»Das stand nicht in deiner Akte.« Mark schaute sich um und sah, dass Tural ihnen folgte. »Wo gehen wir hin, Daria?«
»Die Mutter, die in deinen Akten steht, hat mich nicht zur Welt gebracht. Sie hat mich adoptiert.«
»Die Agency überprüft solche Dinge – es wäre rausgekommen.«
Sie waren an der Straße angelangt. Daria wurde kein bisschen langsamer, als sie zwischen den Lastern hindurchging, die auf die Einreise in den Iran warteten. Sie hielt sich Richtung Westen, zum Stadtzentrum.
»Ist es aber nicht.«
»Warum nicht?«
Daria erzählte ihm von der Enthüllung ihres Onkels. »Ich war damals ein normaler Teenager, Mark. Ich hatte einen Freund, wollte Ärztin werden …« Als sie an einer Kreuzung stehen blieben und auf eine Lücke im Verkehrsstrom warteten, schloss Daria kurz die Augen, als versuche sie, sich in die Zeit der Unschuld zurückzuversetzen. »Ich war damals nicht, wie ich heute bin …«
»Willst du mir verklickern, deswegen wären Campbell und Peters und die Leute im Trudeau House ermordet worden?«
»Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen.«
»Für deinen Mist hab ich keine Zeit.«
Sie warf ihm einen wütenden Blick zu.
»Sag, was du zu sagen hast, Daria. Spuck’s aus.«
»Schön. Meine echte Mom wurde ermordet. Ende. Keine Sorge. Ich verschwende nichts mehr von deiner verdammten Zeit.«
»Wer war’s?«
»Die Mullahs. 1979, während der Revolution.«
»Warum?«
»Weil meine Mom und ihre Familie in der Revolutionszeit vernünftige Leute unterstützt haben und –«
»Die Nationale Front?«
»Ja. Ich war mit meiner Mutter zu Hause, als es passiert ist.«
»Warum hast du der CIA nichts davon erzählt?«
»Nachdem es passiert war, hat mich eine Nachbarin zur US-Botschaft gebracht und mich bei dem ersten Amerikaner abgeladen, der auf den Eingang zuging. Sie sagte ihm, er solle den Scheißkerl Derek Simpson finden und ihn dazu
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