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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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russischen Motorroller. Der Roller parkte vor einem heruntergekommenen Hotel, in dem Iraner kurz hinter der Grenze billig Sex kaufen konnten – 
Liebeszimmer
stand auf einem Schild in Farsi. Tural startete den Roller, Daria setzte sich hinter ihn.
    »Ich kann dich nicht einfach gehen lassen«, sagte Mark.
    Daria drehte sich zu ihm um. Ihr Gesicht hatte einen Ausdruck zwischen Verzweiflung und Zorn. Ihr Tschador klaffte auseinander, sie hielt eine Pistole, die sie so fest umklammerte, dass Mark fürchtete, sie würde sich versehentlich selbst erschießen. Sie richtete die Waffe zwar nicht auf ihn, sagte aber: »Dir wird verdammt noch mal nichts anderes übrig bleiben.«

35
    Mark steckte eine neue SIM-Karte in sein Telefon und rief Decker an.
    »Sie sind gerade los. Beobachte die Straße, die wieder aus der Stadt raus führt. Wahrscheinlich will sie in die Berge und das ist der einzige Weg dorthin.«
    Er lief zurück zu seinem Lada, der noch vor dem Café parkte. Als er stadtauswärts fuhr, rief Decker zurück.
    »Sie sind eben an mir vorbei. Jetzt fahren sie einen schwarzen Land Cruiser. Eine alte Karre mit Dachgepäckträger.«
    »Sehen sie dich?«
    »Auf keinen Fall. Ich bin noch nicht mal losgefahren.«
    »Folge ihnen, aber halt Abstand. Ich komme dir nach.«
    Ein paar Minuten später meldete sich Decker noch einmal und sagte, der Land Cruiser sei auf eine unbefestigte Straße abgebogen.
    »Ich sehe ihn und dich auch. Bleib zurück, ich fahre voraus.«
    Die Straße war eine Katastrophe aus Schlamm und tiefen Furchen. Marks Lada quälte sich durch riesige Schlaglöcher und steile Steigungen hinauf, hinein in die Ausläufer des Talysh-Gebirges, wo zwischen Zitronenhainen und Feldern mit Tabak und Tee dichte Laubwälder wuchsen.
    Immer wieder zweigten schmale Privatwege ab, die zu Bauernhäusern mit Riedgrasdächern führten. Und anders als auf der relativ geraden Küstenstraße, die man auf rund einen Kilometer überblicken konnte, machte der Feldweg zahlreiche Kurven, sodass Mark mit seinem Fernglas nicht viel sah. Und das hieß, sobald er den Land Cruiser einholte, würde er ihm in einem Abstand von ein paar hundert Metern folgen müssen.

36
    »Ich glaube, jemand verfolgt uns«, sagte Tural leicht panisch.
    Die letzte Minute hatte er das Rückfenster nicht aus den Augen gelassen.
    »Der graue Lada.« Daria warf einen Blick in den Rückspiegel. Da Tural völlig durcheinander war, hatte sie darauf bestanden zu fahren.
    »Hast du ihn gesehen?«
    Sie hatte – und zwar schon mehrmals an Stellen, wo die Straße besser zu überschauen war. »Das ist ein ganz normales Auto.«
    »Und wenn es der CIA-Typ ist?«
    Im Rückspiegel konnte Daria im Moment niemanden sehen. »Kann nicht sein.«
    »Er ist dir von Baku bis hierher gefolgt.«
    »Wir haben ihn ohne Fahrzeug in Astara zurückgelassen.«
    »Wahrscheinlich ist er zu seinem Auto zurückgelaufen.«
    »So schnell, dass er gesehen hätte, wohin wir fahren? Um uns zu folgen?«
    Tural spähte wieder ängstlich aus dem Rückfenster. »Wenn er es nicht ist, dann …«
    »Dann ist es einfach ein Bauer.«
    »Oder die Leute, die uns in Astara ausgebombt haben.«
    Das war nicht auszuschließen, dachte Daria, aber sie hatte Tural mit ihren Befürchtungen nicht beunruhigen wollen. Sie fragte sich, ob jemand den abgebrannten Unterschlupf in Astara beobachtet hatte.
    »Fahr schneller!«
    Der Land Cruiser polterte ohnehin schon über die Straße. Trotzdem beschleunigte Daria noch ein wenig.
    »Bist du bewaffnet?«, fragte sie.
    »Nein.«
    Schlingernd nahm sie eine enge Kurve und wäre beinahe in einen Haufen Felsbrocken gerast, die über einen Steilhang abgerutscht waren und die Straße blockierten.
    Sie legte den Rückwärtsgang ein, fuhr ein Stück zurück, um durch einen schmalen Ausweichweg zu preschen, der in die untere Böschung geschlagen worden war.
    In diesem Moment kam der graue Lada in Sicht und blieb abrupt fünfzehn Meter hinter ihr stehen, sodass sie den Fahrer erkannte.
    Nein, das konnte nicht sein.
    Aber er war es. Irgendwie hatte er sie gefunden. Schon wieder. Und sie hatte es zugelassen.
    »Idiot!«, brüllte sie und schlug, wütend auf sich selbst und auf ihn, auf das Lenkrad ein. »Idiot!«
    Sie zeigte Mark einen Vogel, ging in den ersten Gang und trat aufs Gas.
    Jetzt ist Schluss, sagte sie sich. Diesmal würde sie ihn endgültig loswerden.

37
    Nach zehn Minuten endete die Straße abrupt. Mark hatte den Land Cruiser schon seit über einem Kilometer aus den

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