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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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auf der Vorderseite hinein, sodass er für Daria und ihren Begleiter nicht zu sehen war. Drinnen standen ein paar Tische und eine Vitrine, wie in einem Feinkostladen, die mit etwas Lammragout, ein paar Stücken frischem Feta in Wasser und gefälschten Marlboro-Päckchen spärlich bestückt war.
    Der Mann mittleren Alters, der Daria bedient hatte, fragte Mark, ob er auch draußen sitzen wolle. Mark sagte, er sei nicht hier, um zu essen. Er holte sein Handy und zwei Hundertdollarnoten hervor. Er sei hier,
Inschallah
, um die Wahrheit über die untreue, durchtriebene, lügende Hure zu erfahren, mit der er verheiratet war.

31
    »Wie hat die Führung auf das Bombardement reagiert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du hast sie nicht angerufen?«
    »Ich konnte nicht.«
    Daria wollte gerade fragen, warum nicht, aber stattdessen sah sie Tural an. Seine Augen waren blutunterlaufen und seine Nase lief. Und er konnte seine Füße unter dem Tisch nicht stillhalten. Sie hatte ihn erst zweimal getroffen, aber sie erinnerte sich, dass er mit zehn Jahren seine Mutter bei einem Autounfall und seinen Vater an das iranische Regime verloren hatte. Sein älterer Bruder, der ihn dann aufgezogen hatte, war bei dem Bombenanschlag gestorben.
    Er war ein verängstigtes, neunzehnjähriges Kind, das gerade durch die Hölle ging, und sie hatte das kaum bemerkt, weil sie selbst so aufgelöst war. Eine der Frauen, die bei dem Bombenanschlag umgekommen waren, war eine Freundin von ihr gewesen.
    Sie legte ihre Hand auf seine und versuchte ihn zu trösten. »Es tut mir leid. Ich weiß, das alles war nicht leicht für dich.«
    »Mir geht’s gut.«
    Er sagte das so, dass Daria vom Gegenteil überzeugt war. Also ließ sie ihre Hand auf seiner und trauerte still mit ihm, bis der Kellner mit einem Korb kam, in dem sich, eingebettet in ein kariertes Tuch, Fladenbrot häufte. »Wir haben kein Brot bestellt«, sagte sie. »Nur Tee.«
    »Aber wissen Sie, wir haben zu viel gebacken.«
    Aus seinem langen Bart und dem Ring, auf den der Name Ali geprägt war, schloss sie, dass er ein religiöser Spinner war, der an ihr Gefallen fand, weil sie einen vollen Tschador trug.
    Er schenkte ihr ein gruseliges Lächeln. »Es kostet nichts. Bitte.«
    Der Kellner stand mit dem Brotkorb da.
    »In Ordnung, lassen Sie’s da«, meinte Tural nervös.
    Der Kellner platzierte den Korb in der Mitte des Tischs.
    Daria fühlte sich hier ungeschützt. Sie brauchte eine Zuflucht, einen Ort, an dem sie sich sammeln konnte, planen und nachdenken. Aber Tural befürchtete, dass seine Wohnung überwacht wurde. Misstrauisch blickte sie hinüber zu den Domino spielenden Männern. Nirgends fühlte sie sich sicher.
    »Also, warum konntest du die Führung nicht kontaktieren?«
    »Mein
Masoul
hat mir die Kontaktinformationen nicht anvertraut.«
    »Konnte Yaver sie erreichen?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    »Du hast gesagt, er wäre verletzt. Wie schlimm?«
    »Nur ein paar Verbrennungen. Wir sind die einzigen, die übrig geblieben sind. Er ist jetzt der Kopf der Zelle.«
    »Wo ist Yaver?«
    »In der Berghütte.«
    »Da war ich noch nie. Bring mich hin, Tural.«
    Tural zögerte. »Woher soll ich wissen, dass nicht du uns das eingebrockt hast?«
    »Das habe ich nicht.«
    »Was, wenn die CIA weiß, dass du mit uns zusammenarbeitest?«
    »Selbst wenn sie es wüssten, sie haben noch nie so etwas gemacht. Niemals. Ich kenne die.«
    In dem Augenblick bemerkte Daria eine Fliege, die über dem Fladenbrot herumflog. Frustriert und verzweifelt wie sie war, schlug sie etwas heftiger nach dem Tier, als sie es sonst getan hätte. Aber die Fliege kam zurück und setzte sich auf das Brot.
    »Ekelhaft.« Daria nahm den Brotkorb und rückte ihn ein Stück weg.
    Gerade wollte sie sich wieder Tural zuwenden, als sie innehielt, irgendetwas stimmte nicht. Also hob sie den Brotkorb wieder auf und schätzte sein Gewicht ab.
    »Was machst du da?«, fragte Tural.
    Daria nahm das Brot aus dem Korb, dann auch das karierte Tuch, und sie entdeckte das Handy. Es war aufgeklappt und an. Und sie erkannte es.
    »Mark! Wo bist du!«

32
    »Bleib im Versteck«, sagte Mark zu Decker.
    Er stand auf. Sofort marschierte Daria über den grauen Sand auf ihn zu. Sie trafen sich auf dem kargen Stück Erde zwischen dem Café und dem kaputten Riesenrad.
    »Du arbeitest hinter dem Rücken der CIA mit den Volksmudschahedin zusammen? Toll, Daria. Wirklich toll.«
    Die Modschahedin-e Chalgh, kurz MEK, waren eine bewaffnete iranische

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