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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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Vorstellung, dass ihre Mutter niemals etwas von der Welt kennengelernt hatte, weckte den Wunsch, das zuckerverkrustete Cosmo-Glas in den Spiegel hinter der Bar zu schleudern.
    Marks Anruf riss Daria aus ihren Gedanken. Sie antwortete über den Ohrhörer, der sich unter ihrem Haar verbarg.
    »Status?«
    »Er isst zu Abend. Ich beobachte ihn von der Bar aus.«
    »Warum hast du nicht angerufen?«
    Daria sah auf die Uhr. Es war 18.47 Uhr. Sie hatte versprochen, um 18.45 Uhr einen Lagebericht zu liefern.
    »War abgelenkt. Hab mir etwas zu trinken bestellt.«
    »Mein Gott, Daria. Konzentration.«
    »Ich konzentriere mich.«
    »Brauchst du mich?«
    »Nein.«
    »Name und Zimmernummer?«
    »Kriegst du.«
    Sie trank aus, bestellte eine Flasche Pellegrino statt des zweiten Cosmo, den sie gern gehabt hätte, und beobachtete in der nächsten halben Stunde das Kommen und Gehen im Restaurant, während der Rolls-Royce-Mann mit beschaulicher Langsamkeit sein Essen verzehrte. Irgendwann wurde ihr klar, dass die Gäste teils im Hotel wohnten, teils Laufkundschaft waren, die nur etwas essen oder trinken wollte. Der Unterschied war klar erkennbar, weil manche bar oder mit Kreditkarte bezahlten, während anderen ein Tablet vorgelegt wurde, auf dem sie unterschrieben.
    Als der Kellner mit einem Dessertwagen vorbeikam, klappte der Rolls-Royce-Mann seinen Laptop zu und wählte einen Kristallkelch, der mit einer Art Vanillepudding gefüllt war.
    Daria winkte den Barkeeper herbei.
    »Bieten Sie dem Herrn im Restaurant, der alleine sitzt, ein Getränk an«, sagte sie. »Was immer er möchte.«
    Als die Nachricht überbracht wurde, lächelte der Rolls-Royce-Mann Daria höflich zu und schüttelte verlegen den Kopf, was man nur als freundliche Abfuhr deuten konnte.
    Damit hatte sie gerechnet. Es machte nichts. Sie hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Nur darauf kam es an. Sie nahm ihr Mobiltelefon heraus und schaltete die Kamera an. Daria hielt das Telefon lässig in der Hand und trat an seinen Tisch, als er gerade auf dem Tablet unterschrieb.
    Sie berührte sachte seine Schulter, beugte sich über ihn und drang so weit in seine Privatsphäre ein, dass er ihren Atem auf seiner Wange spüren konnte – was ihn zweifellos durcheinanderbrachte. »Ich bin sicher, dass wir uns schon einmal begegnet sind«, sagte sie. »Es war in London, oder? Im Grosvenor House?«
    »Ich bin seit fünf Jahren nicht mehr in London gewesen, Miss.« Mit einem verlegenen Lächeln legte er das Tablet wieder auf den Tisch.
    »Wenn nicht in London, dann vielleicht hier?« Mit leiser Stimme, halb verführerisch, halb kläglich fügte sie hinzu: »Ein Gesicht wie Ihres würde ich nicht vergessen.«
    Der Rolls-Royce-Mann erhaschte einen betretenen Blick auf Darias Brüste. »Miss, normalerweise würde ich mich gern mit Ihnen unterhalten,aber ganz ehrlich gesagt, stecke ich bis über beide Ohren in Arbeit.«

57
    In dem gläsernen Panoramalift, in dem sie vom Restaurant im obersten Stock des Burj al Arab hinunterfuhren, sah Mark zu, wie Daria ein paar Tasten auf ihrem Handy drückte. Dann zeigte sie ihm das Display.
    »Seine Rechnung«, erklärte sie.
    Mark kniff die Augen zusammen. »Da kann ich gar nichts erkennen.«
    Daria schnitt das so Foto zu, dass nur noch die relevanten Teile zu sehen waren, dann vergrößerte sie den Ausschnitt und klickte auf einen Filter, der alle Linien auf dem Bild schärfer machte.
    Nun konnten sie feststellen, dass der Rolls-Royce-Mann verschiedene Canapés mit Meeresfrüchten sowie ein Filet vom Kobe-Rind gegessen hatte. Außerdem hatte er einen Lagavulin Single Malt Scotch und zum Nachtisch eine weiße Mousse au chocolat gehabt. Das Dinner hatte mit Trinkgeld 227 Dollar gekostet. Unterhalb der unleserlichen Unterschrift stand:
    Deluxe Suite, Room 302
    Waltrop, Stewart R.
    »Wir haben ihn«, meinte Mark, der vorhatte, später am Abend in Waltrops Zimmer aufzutauchen, seinen alten CIA-Ausweis und seinen Diplomatenpass zu zücken und den Kerl unter Druck zu setzen.
    Unterdessen googelte Daria bereits »Stewart Waltrop«.
    Die Suche ergab keinen einzigen direkten Treffer.
    Dann gab sie nur »Waltrop« ein und erhielt eine Million Ergebnisse.
    Als sie »S. Waltrop« versuchte, kamen fünf direkte Treffer, die auf einen Ort in Deutschland verwiesen.
    »Probier mal Stu Waltrop«, schlug Mark vor.
    Dreizehn direkte Treffer. Fünf hatten etwas mit der deutschen Stadt zu tun. Die übrigen bezogen sich auf einen Abteilungsleiter,der bei der Firma Richter

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