Der Fehler des Colonels
wenn nicht ein Besäufnis und eine spionagebezogene Intrige im Spiel waren.
»Die Sache ist die«, begann Mark, »dass etwas passiert ist. Ich bin vorübergehend wieder dabei, als Externer.«
»Tja, dann hoffe ich, dass sie dich besser bezahlen als mich.«
»Zweitausend pro Tag.«
»Wie bitte?«, warf Daria ein. »Machst du Scherze?«
»Du Saukerl«, sagte Bowlan. »Na, schön für dich. Wie lautet dein Auftrag?«
»Du hast doch gehört, dass Campbell ermordet wurde?«
»Verdammt, dafür haben sie dich geholt?«
»Sie hatten kaum Alternativen.«
»Das ist nicht übel.« Bowlan hustete.
Nach und nach setzten sich Leute an die Tische. Stühle wurden gerückt, Besteck klapperte und die Gespräche wurden lauter. Mark ließ den Blick schweifen, um sicherzugehen, dass sie nicht belauscht wurden.
»Wer hat dich engagiert?«, fragte Bowlan.
»Kaufman. Larry, ich könnte deine Hilfe brauchen.«
Bowlan musterte ihn wortlos. Mark bemerkte die roten Äderchen an Bowlans Nase, ein Indiz dafür, dass Larry nach wie vor Cocktails schätzte.
»Schieß los.«
Mark nahm die mit Kaffee bekleckerte Serviette unter Bowlans Tasse weg und kritzelte Zahlen und Buchstaben darauf. »Das ist das Flugfahrzeugkennzeichen einer Lockheed Jetstar, die von Sulaimaniyah im Irak am 16. Juli hierher nach Dubai geflogen ist. Ich muss wissen, wie es mit ihr weiterging, nachdem sie in Dubai gelandet ist, und wem das Flugzeug gehört.«
Bowlan nahm die Serviette und betrachtete sie. »Warum ich? Warum machst du das nicht über Kaufman?«
»Weil Kaufman vermutlich mehr wissen will, als ich ihm im Moment sagen möchte.«
»Während du glaubst, du würdest bei mir durchkommen, ohne mir einen Dreck zu erzählen.«
»So ungefähr. Wir haben schon einiges zusammen erlebt, Larry.«
Bowlan fingerte an der Serviette herum. »Das hab ich nicht vergessen.«
Mark war zweiundzwanzig gewesen, als er Bowlan zum ersten Mal begegnete.
»Kannst du das machen?«, beharrte Mark. »Hast du noch deine Sicherheitsfreigabe?«
»Bis wann brauchst du das?«
»Sofort.«
»Und das dicke Ende kommt noch?«
»Das bezweifle ich.«
»Warum beruhigt mich das nicht?«
»Weil du kein Trottel bist.«
»Treffen wir uns in einer Stunde hier. Ich sehe mal, was sich machen lässt.«
Bowlan kam zur vereinbarten Zeit wieder und gab Mark die Serviette mit dem Kennzeichen der Jetstar zurück.
»Das Flugzeug ist verkauft worden – von einer Firma namens Bede Limited an eine Firma namens Doha Group. Bede Limited ist auf der Isle of Man registriert, die Doha Group auf den Seychellen, hat aber auch eine Adresse hier in Dubai. Die Transaktion fand hier am selben Tag statt, an dem die Maschine aus dem Irak eingeflogen ist.«
»Privatunternehmen?«
»Ich denke schon – beide sind aber an keiner Börse notiert. Wem sie gehören, konnte ich auch nicht rausfinden.«
Bowlan reichte Mark noch ein paar Papiere. »Das ist alles, was ich zur Doha Group habe. Eine kleine Ölservicefirma, die sich darauf spezialisiert hat, Kohlendioxid in ältere Ölfelder zu pumpen, um die Produktion anzukurbeln. Die Adresse in Dubai sieht sauber aus, hab ich überprüft, keine Briefkastenfirma.«
Mark blätterte die Bögen durch, die Bowlan ausgedruckt hatte. Die Doha Group operierte in den Vereinigten Arabischen Emiraten und … »Hier steht, sie haben den Auftrag, das Maraj-Feld in Iran zu erschließen?«
»Ja«, sagte Bowlan. »Das ist ihr bisher größtes Projekt, würde ich sagen.«
»Das Feld kenne ich«, sagte Daria argwöhnisch. Bowlan und Mark wandten sich ihr zu. »Eine Firma der Revolutionsgarde sollte sich darum kümmern, am Ende sind sie aber aus dem Vertrag ausgestiegen, nachdem sie zwei Jahre lang fürs Nichtstun bezahlt worden waren. Eine Teheraner Zeitung hat deshalb Stunk gemacht, aber die Regierung hat die Berichterstattung abgewürgt.«
Mark fiel wieder einmal auf, wie viel er durch Daria über den Iran gelernt hatte.
Es war allgemein bekannt, dass die Elite der Revolutionsgarde sich im Iran wirtschaftlich stark engagierte. Aber Daria hatte tiefer gegraben und die Namen von Lebensversicherungsgesellschaften, Banken und Einkaufszentren ermittelt, die der Revolutionsgarde gehörten – sowie die Namen der Generäle, die diese Unternehmen leiteten. Und Daria hatte ihm auch Einblick in die verschiedenen Fraktionen innerhalb der Revolutionsgarde verschafft: die echten Soldaten, denen es wirklich darum ging, das islamische Regime zu stützen; die geschäftlichaktiven
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