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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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und mich etwas an.«
    Sie starrte ihn an, Mark starrte zurück.
    Holgan Industries residierte in den oberen zwanzig Stockwerken des Iris Bay Tower, ein silbernes, bananenförmiges Gebäude, das an der Sheikh-Zayed-Road emporragte, der Hauptgeschäftsstraße Dubais. In die von Holgan belegten oberen Etagen gab es aber keinen öffentlich zugänglichen Lift. Um auch nur in die Nähe von Jimmy Holgan Jr. zu gelangen, musste Mark erst einmal die Lobby der Firma im Erdgeschoss passieren.
    Eine prächtige Lobby war das, dachte Mark, als er die Mosaike des Marmorfußbodens, die schimmernden Messingtüren und die glitzernden, in die Decke eingelassenen Lampen sah. Die Halle war riesig und roch nach Desinfektionsmittel.
    »Wenn Sie Mr Holgan kennen, warum haben Sie ihn dann nicht direkt kontaktiert oder einen Termin vereinbart?«
    »Ich sagte nicht, dass ich ihn kenne. Ich sagte, er wird mit mir sprechen wollen.« Mark deutete auf die Überwachungskamera, die hinter der Empfangsdame an der Decke hing. »Er wird mich erkennen.«
    Mark deutete auf einige dick gepolsterte Ohrensessel, die neben der Empfangstheke eine Besprechungsecke bildeten. »Ich warte. Aber nicht länger als eine halbe Stunde. Was ich Mr Holgan zu sagen habe, ist zeitsensitiv.«
    Die Empfangsdame starrte ihn wiederum wortlos an, dann griff sie unwillig zum Telefon und lieferte eine professionelle Darstellung der Situation. Danach sagte sie: »Ihr Anliegen ist weitergeleitet worden. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Exakt dreißig Minuten später tauchten zwei weitere Wachleute auf. Nur waren es diesmal Amerikaner mit kurz geschorenem Haar und Schultern, die kaum in ihren blauen Blazern Platz fanden. Beide hatten Sig-Sauer-Pistolen bei sich, die sich im Schulterholster unter dem Blazer abzeichneten.
    Mark wurde durch einen langen Gang zu einer verschlossenen Stahltür geführt, die sich mit einem elektronischen Schlüssel öffnen ließ.
    Drei weitere Wachleute, die als Brüder der ersten beiden durchgehen konnten, standen in einem Raum mit Betonboden, Betonwänden und freiliegenden Doppel-T-Trägern an der Decke.
    »Wir müssen Sie durchsuchen. Heben Sie die Hände über den Kopf.«
    Mark folgte der Anweisung. Zuerst benutzten sie einen Metalldetektor, dann klopften sie ihn ab.
    »Ich dachte, so was ist in diesem Land illegal«, sagte Mark, als sie unter der Gürtellinie angelangt waren. Niemand lachte. Schließlich wurde er gebeten, durch den Körperscanner zu gehen. Sie fanden nichts, denn er war nicht bewaffnet.
    Ein Wachmann geleitete ihn – unter leichtem Stoßen und Ziehen, als würde er ein Pferd führen – in einen Serviceaufzug. Nach einer schnellen Fahrt nach oben und einem zehnminütigen Marsch durch labyrinthartige Gänge erreichten Sie Jimmy Holgan Jr.’s private Empfangsräume.
    An den Wänden hingen Gemälde von Frederick Remington, anscheinend Originale, die Bronzestatue eines Cowboys auf einem sich aufbäumenden Pferd dominierte eine Ecke des Zimmers. Hinter einem Schreibtisch saß eine Sekretärin in den mittleren Jahren, die ihr Haar zu einem straffen Knoten aufgesteckt hatte. Sie begrüßte Mark und den Wachmann mit einem Stirnrunzeln.
    Schweigend ließ sie eine Weile verstreichen, dann sprach sie leise in ihr Telefon. Mit einem missbilligenden Blick auf Mark sagte sie: »Mr Holgan empfängt Sie jetzt.« Die Frau stand auf und öffnete die übergroße Glastür hinter sich. Der Wachmann wollte Mark folgen, aber die Sekretärin schüttelte den Kopf. »Sie warten.«
    Das Allerheiligste war ein Eckbüro im obersten Stockwerk mit der obligatorischen sagenhaften Aussicht. Ein Fürst in seiner Residenz mit Blick über das Meer von Menschen, die sich tief unten abrackern, dachte Mark. Relativiert wurde das nur durch die Tatsache, dass es so viele andere Residenzen in so vielen anderen Wolkenkratzern gab, die sich vor dem Horizont abzeichneten.
    Ein drei Meter hoher Kaktus ragte neben den Panoramafenstern auf. An einer Innenwand waren in einem Glaskasten eine aufgerollte Pferdepeitsche, ein dünnes Lederhalsband mit einer schicken Türkisspange und ein silberner Sheriffstern ausgestellt.
    »Nettes Büro«, bemerkte Mark, während er den Schaukasten betrachtete.
    Nach all dem Marmor und der künstlerisch wertvollen Deckenbeleuchtung unten in der Lobby, den Original-Remingtons und jetzt diesem Büro, dachte Mark, dass er als Kunde, der Holgan tatsächlich engagieren wollte, skeptisch wäre. Er würde sich fragen, wie viel Energie hier

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