Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Striemen auf
seiner Brust widmete.
Die
Entzündung war zurückgegangen und als auch hier die sich
windenden weißen Würmer entfernt waren sah das pinke
Fleisch regelrecht sauber und gesund aus.
Während
der gesamten Prozedur sah Akios ihm nicht ein mal in die Augen.
Wo
war der unstillbare Durst nach seinem Leid und Schmerz? War die Angst
vor ihm zurückgekehrt? Wohl kaum. So wenig beeindruckend und
angst einflößend wie jetzt war er das letzte mal als Kind
gewesen. Es irritierte ihn, wieso wurde er ignoriert?
Es
brauchte all seine Kraft um die Hand zu heben und Akios auf sich
aufmerksam zu machen. Für einen kleinen Moment trafen sich ihre
Blicke und der Fremde sagte "Legos.".
Der
Heiler wich nicht zurück. Er fauchte nicht und spuckte nicht, er
blieb ruhig. Sein Blick war voller... Mitleid, als er seinem Feind
die Hand auf die Schulter legte und ihn mit sanfter Gewalt zurück
in eine liegende Position drückte.
"Schlaf
weiter."
Hätte
er die Kraft dazu gehabt, er hätte aufgeheult, um sich getreten
und geschlagen. Aber er lag nur da und blickte am Wagendach vorbei in
den Himmel, grau braun, und die Wolken verschwammen ein klein wenig,
als seine Augen sich mit Tränen füllten.
Tränen
der Wut, wie er sich zu sagen versuchte, aber Machtlosigkeit war
alles, was ihm in den Sinn kam.
Als
er das nächste mal aufwachte saß Akios noch immer an
seiner Seite und tupfte ihm die Stirn mit einem süßlich
riechenden Tuch ab. Es half, es beruhigte ihn.
Hatte
er wieder geschrien? Er erinnerte sich nicht. Das Fieber war noch
immer da, seine Kraft noch immer nicht zurückgekehrt.
Frustriert
seufzte er auf, sein Blick fand den des Heilers, der ihn nachdenklich
ansah.
"Es
wird besser werden, vertrau mir."
"Es
tut schon weniger weh."
Er
zwang sich zu einem schwachen Lächeln und setzte ein kaum
hörbares danke hinzu.
Akios
schüttelte den Kopf.
"Nein.
Nicht das.", er senkte die Stimme, blickte sich um, "Diese
Schwäche, sie verschwindet. All die Angst, die Wut, das wird
alles verbrannt und vernichtet und zurück bleibst nur du."
Nein,
alles Lüge. Er schüttelte so weit es ihm sein Zustand
erlaubte heftig den Kopf. Nein.
"Du...
redest vom Feuer... ich hasse es, ich will nicht brennen,
verschwinden."
Aufgebracht
rang er um Worte. "Ich hab Angst... ich hab solche Angst."
Er
zuckte unter seinen eigenen Worten zusammen, doch sie waren gesagt,
das ließ sich nicht zurück nehmen. Also schloss er die
Augen, machte sich auf heuchlerisch triefendes Mitleid gefasst.
Akios
war selbst beinahe ein klein wenig zurück gezuckt, wohl ebenso
überrascht von der spontanen Offenbarung. War es nicht genau das
gewesen, was der Heiler hören wollte?
Er
versuchte sich einzureden, dass der Mann nur nach weiterer
Erniedrigung suchte, doch der Gedanke hielt dem mitleidigen Blick des
Priesters nicht stand.
Verdammt,
dachte er, nimm dein verdammtes Mitleid und verschwinde.
Wenn
er erst einmal wieder zu Kräften gekommen war würde ihnen
ihr Mitleid mit dem armen, schwachen Sünder schon vergehen. Er
war der Wolf, sie waren die Schafe. Und er würde sie reißen.
Der
Gedanke war in dem Moment alles, was ihn zusammen hielt.
Wenn
er erst einmal wieder stark war würde er sie alle töten
können, so leicht.
Ausgenommen
Wilhem, das musste er sich wohl oder übel eingestehen.
Aber
er war nicht stark. Er schaffte es nicht einmal sich aufzurichten,
geschweige denn ein Schwert zu heben, wenn er eins hätte. Nicht
einmal das hatte er.
Krank,
nackt und schwach.
"Ihr
werdet mich nicht brennen, niemals. Niemals..."
Er
musste daran glauben, daran fest halten, und so klammerte er sich an
seine eigenen Worte wie ein Ertrinkender.
Akios
schüttelte ruhig den Kopf. Zu ruhig. Hab Angst vor mir, fürchte
mich...
"Wir
werden dich brennen, aber du brauchst keine Angst davor zu haben. Es
wird besser werden!"
Lüge,
nein.
"Weißt
du,", er legte ihm wieder die Hand auf die Schulter, hielt ihn
davon ab zu versuchen sich erneut aufzurichten, "... die
Brennung ist deine letzte Chance hier auf der Welt."
Der
Fremde zog die Augenbrauen zusammen, drohte er ihm jetzt? Brennung
oder-
"Ich
hab keine Angst vor dem Tod. Wenn ihr mir die Wahl gebt würde
ich jederzeit die Hinrichtung wählen."
Lachen.
Verdammtes, widerliches, freundliches Lachen.
"Nein,
das meine ich nicht. Ich meine... sicher, du wirst nicht mehr lange
überleben, wenn du so weiter machst wie bisher. Das steht außer
Frage. Was ich meine ist, die Brennung gibt dir eine Chance
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