Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
missfiel, Kilorn war in keiner Position, in der er
ihr widersprechen konnte und so nickte er nur kurz und stimmte zu.
Sie
ist jung ,
sagte er sich, sie muss sich etwas beweisen , lass sie.
Sie
würde mit der Zeit schon noch Vertrauen zu ihm fassen, hoffte
er.
Sieben
– Der Weg zum Kloster
Ein
namenloser Fremder lag scheinbar leblos auf einem Karren voller
Ordensleute, seine Handgelenke waren lose an die Seite des Wagens
gefesselt und er war verletzt.
Ein
Stein auf der Straße weckte ihn.
Nicht
der Stein selbst, eher das Holpern des Wagens, als er darüber
rollte.
Vielleicht
war es auch kein Stein gewesen, aber der Stein war am
wahrscheinlichsten. Alles war voller Steine hier.
Zersprungen
und oft mit glänzenden, angeschmolzenen Rändern.
Die
Ordensschäfchen sammelten sie gerne ein und freuten sich über
die schimmernden Klumpen.
Zeichen
des Feuers und so weiter.
Sein
Kopf fühlte sich an als würde er jeden Moment zerspringen
und das ewige Ruckeln des Wagens machte das alles nicht besser.
Die
erste Woche hinter dem Wagen war wohl die angenehmste gewesen, sie
waren im Bereich des Fliegenden Flusses geblieben und sogar er hatte
regelmäßig Wasser bekommen. Der Boden war sandig und so
weich, dass er bei jedem Schritt bis zu den Knöcheln einsank.
Das
war nervtötend und er hatte seinen Unmut darüber mehr als
deutlich und oft genug Kund getan.
Hätte
er gewusst was auf ihn zukommen würde-
Als
nächstes waren sie nach Norden abgebogen, die kürzeste
Strecke vom Fliegenden Fluss bis zum Grim, aber das war nicht
sonderlich tröstend.
Die
Erde war hart und steinig, die Sonne brannte erbarmungslos und sie
lebten von dem bisschen, das die Ordensbrüder in ihren
Wasserschläuchen mitnehmen konnten und den paar Krügen
Dornsaft, die sie auf ihrer Reise bekommen hatten.
Der
verhasste Gefangene ging oft leer aus.
Er
verbrachte die Zeit mit Erinnerungen. Keine sehr weit entfernten, er
begnügte sich mit den Gedanken an seinen Norden, die Ebenen, die
Berge. Sogar an das Meer und an den Grim sehnte er sich zurück.
Alles war besser als hier.
Die
Wellen schwappten gemächlich an ihm entlang, an seinem Rücken
spürte er den sandigen Schlamm des Grimufers. Der Himmel war
gelb... oder rot, oder grün, oder blau, oder grau. Es machte
eigentlich keinen Unterschied, es war jedes mal anders. Was zählte
waren die Wellen und die Gerüche und das leise Plätschern.
Ruhe,
Frieden. Seine kleinen, schmerzlosen Erinnerungen, so nichtig sie ihm
auch waren, in dieser Hölle wurden sie zu dem kostbarsten Besitz
des Besitzlosen.
Eine
Hölle, an die der Fremde wieder einmal erinnert wurde, als der
Wagen so vor sich hin holperte und sein Rücken schmerzhaft über
den rauen Untergrund rieb.
Die
Peitschenhiebe waren wohl der Grund für seine Fieberträume
und gelegentlichen Schüttelfrost. Er hatte versucht so viel
aufrecht zu sitzen wie ihm möglich war, um den blutigen Striemen
auf Brust und Rücken nicht auch noch Grund für Entzündungen
zu geben, aber an einem gewissen Punkt hatte die Erschöpfung
überhand genommen und er war zu Boden und in einen unruhigen
Schlaf geglitten.
Auch
sein Gesicht zierte eine der Wunden, einige Streifen liefen ihm quer
über die Wange bis hinunter ans Kinn. Noch mehr Narben, noch
mehr Male.
Etwas
in ihm war dankbar dafür. Würden sie ihn einfach so
auslöschen können, wenn alles an seinem Körper ihn an
ein anderes Leben erinnerte?
Er
musste an dem Gedanken festhalten. Er würde nicht ausgelöscht
werden, er war nicht wie die.
Man
hatte ihn eine Weile rasten lassen nachdem Ranmik ihn so zugerichtet
hatte.
Der
rundliche Priester, Akios, behandelte ihn widerwillig, aber er tat
es.
Er
hatte immer wieder versucht den Blick des Heilers einzufangen, doch
der wich ihm aus. Kein Wunder, er hatte das Entsetzen in den Augen
des Mannes gesehen, als er die Wunde das erste mal genauer inspiziert
hatte. Noch tiefer saß jedoch die Erinnerung an den Triumph,
den Ausdruck von Überlegenheit, als man ihn ausgepeitscht hatte.
Der gutmütige, rundliche Priester hatte jede Sekunde genossen.
Das war schlimmer als der offene Hass von Ranmik. Der war ein
Bastard, schon immer gewesen. Akios war... das was man als einen
guten Menschen bezeichnete.
Er
sollte sich ruhig unwohl fühlen, er verdiente es.
Bald
darauf hatten sie ihn jedoch wieder hinter den Wagen gekettet, seine
Füße funktionierten ja noch, blutige Wunden und
Fieberfrost hin oder her.
Erst
als auch seine Beine ihren Dienst versagten und er
Weitere Kostenlose Bücher