Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Höchste
tot, ein kleines Stückchen Chaos. Der Mann hatte ihm gute
Dienste geleistet, Unruhe gestiftet. Aber der Punkt war erreicht, an
dem sein Tod mehr Unruhe brachte als sein Leben, und so sei es.
Das
stetige Pittpatt der Wassertropfen, die hier den Fels hinab und auf
den Boden rannen, begleitete ihn bei seinem Rückweg. Hier stank
es nach Mensch. Und so sehr ein Teil von ihm es auch genoss ihr Blut
zu riechen, es blieb dennoch der Geruch des Feindes und so ging
er.
Ihre Zeit war gekommen. Die Alten waren erwacht.
VII –
Legos
Eins
– Ein gebrannter Teufel
Die
Brennung war ekstatisch gewesen. Ein Triumph über die
Dunkelheit, über das Schlechte, das dem Orden im Weg stand.
Erst
später stellte Jaris fest, dass es sich wie eine Hinrichtung
angefühlt hatte. Als Akios zu ihr kam und ihr vom
Heilungsprozess des Monsters berichtete warf es sie beinahe ein wenig
aus der Bahn. Sie hatte sich nach der Szene auf dem Hof der
Ordensfestung in ihrer Überlegenheit ausgeruht, jeden Moment
davon genossen. Sie hatte getan, was dieser Mann so sehr fürchtete
und darüber hinaus die Konsequenzen vergessen. Heilung,
Läuterung.
Es
kostete sie große Überwindung nach ihm zu sehen, doch es
wurde von ihr erwartet, da führte kein Weg drum herum.
Als
sie sich schließlich traute ihrem Nemesis gegenüber zu
treten und die kleine Kammer aufsuchte, die man ihm zugewiesen hatte,
empfing sie ein gewohntes Bild. Ein Mann mit einer fleischig
glänzenden Brandwunde saß gebrochen da und starrte
abwesend auf die Wand ihm gegenüber. Ein frischer Geläuterter
wie jeder andere, wären da nicht die Erinnerungen an seine
Taten, die sie mit eigenen Augen gesehen hatte.
Sie
wandte sich Akios zu, der dem Gebrannten gegenüber saß und
leise auf ihn einredete.
"Er
macht sich gut.", sagte ihr Priester und lächelte sie
aufmunternd an.
Ihre
Zweifel musste offensichtlich sein, oder er kannte sie einfach gut.
Jaris
setzte sich zu ihm und betrachtete den gebrochenen Mann vor sich.
Tote
Augen, kein Funke war hinter den dunklen Teichen zu erkennen. Er
sprach nicht, er sah nur durch sie hindurch als wären sie nicht
da.
Es
war alles wie es sein sollte, aber etwas ließ sie nicht zur
Ruhe kommen. Es war zu einfach. Ein solch großes Böses
müsste schwerer auszutreiben sein, oder nicht? War es wirklich
vorbei?
Sie
seufzte auf, hier würde sie keine Antworten finden. Nicht jetzt,
nicht so. Es hieß abwarten, mal sehen was kommen würde.
"Glaubst
du wirklich, dass es geglückt ist?", fragte sie Akios, das
verunsicherte Mädchen schwang in ihrer Stimme mit.
Ihr
Priester lächelte, den Blick unverwandt auf die gebrochene
Gestalt auf dem Bett gerichtet.
"Es
sieht so aus, oder etwa nicht? Hast du denn gezweifelt?"
"Ja.",
musste sie kleinlaut zugeben.
"Du
bist unsere Äbtin, die höchste Würdenträgerin
unseres Ordens. Wenn du nicht in das Feuer vertraust, wer dann?"
Sie
wusste, dass er Recht hatte, aber die Kritik missfiel ihr trotzdem.
"Ich
möchte auf das Feuer vertrauen, aber er war es, der das Feuer genommen und gegen uns gewendet hat. Es ist
schwer zu glauben, wenn-"
Sie
hielt inne, das gebrannte Monster hatte sich bewegt, nur ein kaum
wahrnehmbares Zucken im Mundwinkel. Alarmiert beobachtete sie ihn,
doch er war wieder in seinen Zustand tiefster Versunkenheit gefallen.
Akios
schüttelte irritiert den Kopf.
"Jeder
Mensch hat seine Geschichte, die ihn leitet und handeln lässt.
Ich weiß nicht welche Geschichte dieser hier mit sich trug,
aber wir haben sie ihm genommen. Er wird neu anfangen können,
wenn wir ihn lassen. Ich glaube, dass er innen drin ein guter Mensch
ist. Lassen wir ihm Zeit."
Wie
zur Bestätigung seiner Worte legte er eine Hand auf die des
Gebrochenen und versuchte ihm in die Augen zu sehen.
Wie
kann er glauben, vergeben?
"Ich
brauche auch Zeit, denke ich...", entschuldigte sie sich,
"Danke, dass du dich um ihn kümmerst."
Er
antwortete nicht, hatte begonnen wieder mit sanfter Stimme auf die
Hülle vor sich einzureden.
Es
fiel ihr schwer zu glauben, dass etwas gutes in diesem Körper
entstehen konnte, aber Akios hatte Recht. Es war ihre Aufgabe ihren
Orden zu stärken. Wenn das bedeutete, ihre eigenen Zweifel bei
Seite zu legen und Stärke zu demonstrieren, so sei es.
Mit
selbstbewusstem Lächeln machte sie sich also auf den Weg zurück
in ihr Zimmer, die leeren Augen des Monsters noch frisch im
Gedächtnis. Sie waren so ruhig und friedlich gewesen, als er
Legos hat in Flammen aufgehen lassen. Sie konnte
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