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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
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Wüstensand war von türkisen
Schlieren durchzogen, es war nur gerecht, dass dem Höchsten des
Landes die Ehre zuteil wurde sich in den Farben des Himmels zu
kleiden.

    Es
war eine unruhige Zeit.
    Im
Norden bekriegten sich die Könige, fünf an der Zahl.
    Man
sprach schon jetzt von der Zeit des Königskampf, denn noch nie
waren die Teile des Landes so zerrissen und bis aufs Blut verfeindet
gewesen.
    Zir
Cyron scherte das nicht.
    Grad
erst hatte er einen jungen Aufrührer aus dem Außenland
verbannt, die Könige des Hauptlandes wussten, dass man sich
nicht mit ihm anlegte.
    Sein
Volk war ihm ergeben, absolut.

    An
diesem Tag fand das Sonnenfest statt. Die Stadt schmückte sich
in Gold und Kupfer, rote Banner und Tücher wirbelten umher und
Lampions und Girlanden schmückten die pechschwarzen Häuser
im weißen Sand.
    Irgendjemand
aus dem Volk brach immer wieder spontan in Gesang aus und der Rest
stimmte ein, die Straßen und Gassen kochten förmlich.
    Zimt-
und Nelkenaromen stiegen von zahlreichen Kohlebecken auf und
verteilten sich über die feiernden Massen, es war ein Fest für
die Sinne.
    Zir
Cyron betrat zur Feier des Tages seinen Balkon am Herrschaftsgebäude
inmitten der Stadt und blickte hinab auf sein Volk; die Masse
verstummte und lauschte ihrem Herrscher, wie er ihnen mit donnernder
Stimme, wie sie nur ein König haben konnte, die Geschichte der
Sonne erzählte.
    Dies
war eine jährliche Tradition und läutete die
Feierlichkeiten erst richtig ein.
    Unter
den Massen war auch Tib, nach Brauch des Landes hatte sein Name nur
drei Buchstaben, Frauen gestand man immerhin vier zu.
    Tib
war niederen Standes, er half einem reichen Gartenbesitzer seine
Früchte auf dem Markt zu verkaufen, doch heute arbeitete
niemand. Auch morgen würde niemand arbeiten, doch das wusste Tib
genau so wenig wie alle um ihn herum.
    Er
trug heute die gelbe Mütze, die er sich zur Feier des Tages
gekauft hatte.
    Er
hatte lange dafür sparen müssen, umso stolzer hob er den
Kopf als Zir Cyron von dem Licht der Sonne sprach, dass sie alle
ernährte.
    Als
ihr Herrscher zu ende gesprochen hatte verteilte sich die
Menschenmasse auf all die kleinen Gassen, der Rest des Sonnenfestes
würde in gemütlicher Runde begangen werden. Die Tavernen
hatten Hochkonjunktur.
    Tib
machte sich auf den Weg in die kleine Kaschemme in der Nähe
seines Hauses, dort warteten schon seine besten Freunde auf ihn.
    "Wein!",
brüllte er beim Betreten des Innenhofs.
    "Gebt
mir von dem Goldenen, mir und meinen Freunden!"
    Seine
Freunde fand er schnell in ihrer Stammecke.
    Lot
der Hausdiener und Uci der Kerzendreher waren da, der Rest steckte
wohl noch in den Gassen oder auf dem Festplatz fest.
    Überschwänglich
begrüßte er die beiden und griff sich etwas zu essen und
den Wein, den die füllige Kellnerin brachte.
    Die
Mittagssonne brannte heiß auf ihre Köpfe und der Alkohol
entfaltete schnell seine Wirkung.
    Das
allgemeine Johlen hatte seinen Höhepunkt erreicht, als Tib das
erste mal auffiel, dass es selbst für die Mittagszeit
unglaublich heiß war.
    Der
Wein kochte bald und der Lehmboden fühlte sich selbst durch
seine Sandalen, die Wüstensand gewohnt waren, an wie heiße
Kohlen.
    Es
war auch Tib, dem die Rauchschwaden an den Lampions zuerst auffielen.
Die Luft schien zu stehen und flimmerte gleichzeitig, aufgeladen, wie
vor einem Jahrhundertgewitter.
    Auch
den anderen Gästen fiel mittlerweile auf, dass etwas nicht
stimmte.
    Der
Lehmboden, auf dem sie standen, begann zu singen und zu sirren, an
einigen Stellen verbreiteten sich Risse, wie überdimensionale
Spinnenweben.
    Dann
brannte die erste Girlande und brennende Stofffetzen wirbelten durch
die Luft, entzündeten Lampions, Banner und alles, was sonst noch
brennbar war.
    In
den Weingläsern stiegen immer mehr Bläschen auf, die
Oberfläche begann zu blubbern und fast zeitgleich begannen alle
Gläser zu bersten, heißer Wein und Glassplitter verteilten
sich im Raum.
    Dann
wurde aus ungläubigem Verharren Panik und alles rannte auf die
Straße.
    Tib
sah Menschen fallen und sah, wie sie aufschrien als ihre Haut den
sengend heißen Boden berührte. Andere Menschen rannten
panisch über die Gefallenen, weg, nur weg.
    Auch
Tib rannte. Er hatte Lot hochgezogen, als dieser zu betrunken war um
die Situation zu begreifen, doch dann hatte er ihn aus den Augen
verloren.
    In
den Straßen sah er offene Feuer, gesprungene Hauswände und
Leichen, über die die Menschen liefen. Verwundete mit fleischig
glänzenden Verletzungen

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