Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
der Sünder Not."
Sein
Fuß traf den Prediger, der mittlerweile wimmernd am Boden lag
ins Gesicht.
"Mach
uns rein, mach uns tot."
Ein
Tritt, ein zweiter, ein dritter. Seine Stimme wurde ruhiger, er wurde
ruhiger.
"Lass
uns brennen, lass uns leben."
Der
vierte Becher Drachenschnaps ergoss sich über den Mann und er
loderte erneut auf. Der Anblick der Flammen schmerzte ihn.
"Neues
Leben, reines Leben."
Er
warf erneut den Kopf in den Nacken, blickte in die ascheverhangenen
Wolken und verstummte.
Dann
wandte er sich ab und ging.
Er
musste weg von diesem Ort.
Und
er ging hinaus in die gebrannte Welt, in die reine Welt voll von
Staub und Dreck und Tod.
Zwölf
– Geschichten von Sündern
Jaris
liebte ihre Heimatstadt.
Als
ihre Novizenzeit begann hatte sie diesen Ort nur ungern verlassen,
doch die Wanderschaft ist nun einmal das Leben eines Ordensmitglieds
und genau das, was sie wollte.
Sie
war überglücklich als es sie mitsamt ihrer kleinen Gruppe
zurück in den Ort ihrer Kindheit führte, mit dem Mal des
Ordens auf ihrer Kehle, das sie als vollwertiges Mitglied auswies.
Als
sie ankamen war es später Morgen, die Sonne ließ schon
seit einigen Stunden ihr schwaches Licht durch die Aschewolken
sickern, aber die Luft war noch angenehm kühl.
Bruder
Legos, der sie anführte, hatte mit dem Dorfältesten
gesprochen und ihnen kostenlose Unterkunft und Verpflegung für
den Tag gesichert. So saßen sie eine Weile in der Taverne des
Dorfes und aßen.
Die
Menschen kannten sie noch und sie waren stolz, dass eine aus ihrem
Dorf sich der guten Sache versprochen hatte. Nachdem ihre Mutter
ihrer Krankheit erlegen war, war es nicht leicht gewesen. Sie fühlte,
dass die jetzige die beste Lösung war.
Legos
und sein Bruder Akios besprachen derweil die Predigt, die sie zu
halten gedachten. Der alte Wirt brachte persönlich einen Krug
des besten Schnapses vom Drachenfleisch an ihren Tisch und die beiden
ältesten Brüder tranken reichlich. Mit steigender Sonne
stieg auch die Stimmung und als beide am höchsten Punkt
angekommen waren erhob sie Legos und wies sie an ihm auf den
Dorfplatz zu folgen.
Er
begann den Gesang des Feuers und bald hatten sie eine Traube von
Menschen um sich versammelt.
Dann
waren die Novizen an der Reihe die Worte zu rezitieren. Anschließend
begann Legos die Predigt, seine Stimme erfüllt von
Rechtschaffenheit und Eifer, die Augen glühend vor Leidenschaft.
Immer
mehr Menschen gesellten sich zu ihnen, sogar ein Kämpfer, den
sie noch nie zuvor gesehen hatte stand da. Das Bastardschwert auf dem
Rücken und gekleidet in Rüstung aus den unterschiedlichsten
Materialien blickte er Legos aus den dunkelsten Augen, die sie je
gesehen hatte, unverwandt an.
Grad
als Legos die Menge richtig gepackt hatte und sie alle wie gebannt
auf ihn blickten rief der Fremde dazwischen.
Diese
Worte! Sie stammten aus einer Predigt und sie wusste aus welcher. Doch sie
aus seinem Mund zu hören-
Der
Fremde hatte sich mittlerweile in ihre Mitte gesellt und sprach
weiter.
Die
Geschichte des dekadenten Säufers. Ein wenig beschämt sah
sie hinüber zu Legos, der sich kaum noch auf den Beinen halten
konnte. Doch Legos war ein guter Mann, in keinster Weise war es
gerechtfertigt, dass irgendein Fremder ihn so bloßstellte.
Sie
blickte zu ihrem wankenden Ordensbruder, doch auch der schien nicht
zu wissen, was er davon halten sollte.
Sie
war sich nicht einmal sicher, ob er verstand warum der Fremde gerade
diese Predigt hielt.
Er
hatte die Qualitäten eines Redners, das konnte sie nicht
leugnen. Die Menschen hingen gebannt an seinen Lippen.
Plötzlich
drehte er sich um, sein dunkler Blick traf ihren und in dem Bruchteil
einer Sekunde verstand sie. Auf einmal hatte der Mann eine Fackel in
der Hand und stieß sie Legos vor die Brust.
Dann
war da Feuer und die Welt stand still.
Die
Flammen waren alles, was sie anbetete. Die Waffe der Götter, wie
konnte er... wie
konnte sie zulassen, dass das hier geschah.
Der
Fremde rezitierte das Gebet, das die anderen Frischgebrannten und sie
am Anfang noch voller Inbrunst gesprochen hatten. Diese heiligen
Verse und er-
Sie
höre Menschen schreien, aber sie schienen weit weg. Das panische
Wimmern und Betteln ihres Ordensbruders war lauter als alles andere.
Er fiel auf den Boden und rollte hin und her, doch das Feuer hatte
ihn gepackt.
Der
Fremde trat wild geworden auf ihn ein, lachend. Es war absurd, es
konnte nicht real sein.
Dann
blickte er auf, zum Himmel, das Gesicht eine Maske
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