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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
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sich auf wie
ein König. Und man sagt eines Tages wird er raus kommen und das
Land wieder regieren."
    Die
Alte keuchte ein wenig und nahm einen weiteren Schluck Dornsaft.
    "Aber
die Leute sind sich nicht einig, ob das gut oder schlecht wäre.
Er wäre sicherlich ein schlechter Herrscher, aber kann es uns
wirklich noch schlechter gehen?"
    Sie
schüttele traurig den Kopf.
    "Aber
das ist eh Unsinn. Er hat viel zu große Angst. Er wurde vom
Himmel gesandt, aber er kann den Himmel nicht sehen durch all die
Aschewolken hindurch. Das ist ein verdammtes Leben, nicht?"
    Yre
saß schweigend da und nippte an ihrem Saft.
    "Naja,
das ist eine traurige Geschichte, weil sie wahr ist und weil sie bis
ins Heute reicht. Ich hätte vielleicht eine Geschichte von alten
Helden erzählen sollen. Sowas magst du bestimmt."
    Sie
keckerte vor sich hin und hustete anschließend eine Weile.
    "Nun
gut Kind. Du hast gut gearbeitet und mir sehr geholfen, es wird Zeit
für deine Belohnung, nicht?"
    Sie
richtete sich mühsam auf und begann unter leisem Gemurmel in
einer Kiste aus gelbem Bast zu wühlen.
    Schließlich
zog sie mit einem triumphierenden Laut ein blassgrünes Stück
Stoff hervor.
    "Das
hat meiner Tochter gehört, bevor die Wölfe sie geholt
haben. Ich glaube, die wird dir gut passen."
    Etwas
in ihr sagte Yre, dass dies eine große Geste war und voller
Dankbarkeit nahm sie die Robe entgegen und zog sie gleich an.
    Es
war ein simples Ding aus gefärbtem Wollstoff, aber für
jemanden, der bislang nur Tuniken und Beinkleider aus eigenen Haaren
kannte war es das luxuriöseste der Welt. Die Robe ging ihr bis
zu den Knöcheln, die langen Trompetenärmel sogar bis zu den
Knien und im Rücken hatte es eine einfache Schnürung, die
sie mehr wie ein Kleid als eine Robe wirken ließ. Die tiefe
Zipfelkapuze würde ihr sicherlich von Nutzen sein, wenn sie
nicht erkannt werden wollte.
    Yre
bedankte sich überschwänglich bei der Alten und bot an, ihr
noch länger helfen zu können. Doch sie lehnte ab, packte
ihr noch den Beutel voll mit Ascheknollen und Dornsaft und schickte
sie wieder auf ihren Weg.
    Wie
Yre so hinaus in die Nacht schritt wurde sie direkt wehmütig.
War dieses sesshafte Leben etwas für eine Ilfe?
    Es
hatte sich zweifellos gut angefühlt zu arbeiten und sich so
seine Mahlzeit zu verdienen, aber auf Dauer würde sie sicherlich
wieder rastlos werden. Nein, sie entschied sich fürs erste
weiter zu ziehen.
    Die
Welt wartete und mit ihr unendliche Wunder, die noch entdeckt werden
wollten.

    *
* * *

    II –
Die andere Seite

    Dies
ist eine Geschichte aus der Alten Zeit.
    1v.d.F,
ein Jahr vor dem Feuer, um genau zu sein, aber diese Zeitangabe zu
benutzen ist in dem Kontext sinnlos, wie man sich vorstellen kann.
    Wir
sprechen hier von einem bedeutungsvollen Mann mit bedeutungsvollen
Nachfahren, dessen Schicksal erzählt werden muss.
    Wir
treffen Ermond Frostblatt.

    Eins
– Der junge Adlige aus dem Außenland

    Es
schien ihm keine sehr dankbare Aufgabe. Alles, was er über das
Hauptland wusste, deutete auf einen recht ungemütlichen Ort hin.
    Andererseits
war die Aufgabe ja auch mehr Bestrafung als Privileg und so sollte er
eigentlich mehr als zufrieden sein, mit der Chance auf ein
Herrschaftsgebiet bestraft zu werden.

    Ermonds
Vater war General Frostblatt. Das war sein Name, General. Ein
amüsanter Zufall, dass er tatsächlich ein General geworden
war, andererseits war dies vermutlich die Absicht seiner Eltern, als
sie ihm diesen unglücklichen Vornamen verliehen.
    Ihr
Enkel nun wieder erfüllte nicht so recht die Erwartungen, die
sein Vater an ihn gestellt hatte, als er ihm den Namen seines
Großvaters gab.
    Ermond
hatte nie die Absicht ein großer Herrscher zu werden und weite
Gebiete von hilflosen Ureinwohnern zu befreien, wie sein Urgroßvater
es getan und den Namen Frostblatt auf die Landkarte gesetzt hatte.
    Der
Südzipfel des Außenlandes war eisig kalt, so war er
aufgewachsen und Hitze strengte ihn unendlich an. Wundervolle
Aussichten, dachte er sich, als er das Schiff bestieg, dass ihn
einmal rund um die Welt bringen sollte. An die Westküste eines
Landes im Krieg.
    Er
erinnerte sich verschwommen an die stundenlangen Strategie- und
Kriegskunstlehren, die sein Vater ihn ablegen ließ. Er hatte es
gehasst. In Sprach- und Kulturlehre waren wenigstens auch die Töchter
der Minister anwesend um ihn zu unterhalten.
    Er
war ein Einzelkind geblieben. Seine Mutter war im Kindbett gestorben
und sein Vater hatte es als unangebracht

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