Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
den Dorfleuten
sichtbar mulmig zu Mute.
"Wir
sehen sie nie, die da oben. Aber wir wissen, dass sie da sind.",
sagte ein alter Mann schließlich.
"Nachts
kann man sie manchmal oben stehen sehen, aber nur wenn der Himmel
ganz klar ist. Die sind bleich wie Leichen, unheimlich."
"Gibt
es denn noch mehr dieser Türme? Wisst ihr wie viele?",
meldete sich nun auch Vargo zu Wort.
"Oh,
sicherlich. Die Händler, die ab und an vorbei reisen, erzählen
oft solche Geschichten. Es ist überall das gleiche.
Normalerweise kommen sie nicht in Dörfer, die so nah an den
Türmen liegen. Aber wir können hier nicht weg ziehen und
zum Glück kommt ab und an noch eine Karawane vorbei. Die da oben
kommen ja auch nie runter, aber unheimlich ist es dennoch. Das ganze
Obsidiangebirge im Süden ist durchzogen von denen. Wie es im
Norden aussieht wissen wir nicht. Denkt ihr wir sind in Gefahr?"
"Wir
denken, dass der F-"
"Sicherlich
nicht.", viel ihm Kumrad ins Wort, "Solange die da oben
sind und ihr hier unten droht sicherlich keine Gefahr. Und was
sollten die auch von euch wollen?"
Vargo
warf ihm einen bösen Blick zu und zog ihn zur Seite, außer
Hörweite der Dorfbewohner.
"Die
werden keinen Kilorn Frostblatt akzeptieren, wenn wir ihnen nicht
erzählen, was die Alternative ist. Wozu willst du sie beruhigen?
Sie sind in Gefahr. Je weiter sie von diesen Türmen weg kommen, umso
besser."
Kumrad
schüttelte langsam den Kopf und sah hinüber zu den
armseligen Hütten im Schatten des prachtvollen Turms.
"Lass
sie. Sie können nirgendwo hin, siehst du das nicht?", er
wies aufs offene Land hinaus, "Da draußen wird es ihnen
nicht besser ergehen, und die Leute haben nicht die Ressourcen
einfach woanders hinzuziehen. Sei doch nicht so dumm, dies ist nicht
Phönixheim."
"Ich
hoffe du hast Recht."
Mit
den Worten drehte Vargo sich um und ging zurück zu den
Dorfleuten, um sich für die Informationen zu bedanken und sich
zu verabschieden.
Kumrad
tat es ihm gleich und gemeinsam machten sie sich in stillem
Einverständnis auf den Weg zurück nach Norden.
Drei
– Von Mäusen, Ratten und weiteren Nagetieren
Die
Sonne stand blutrot am Horizont, ihre Strahlen drangen stellenweise
durch die dicken Aschewolken und schienen sie von innen aufglühen
zu lassen.
Maus
saß auf dem kleinen Erdhügel, den sie ihr Zuhause nannte,
und blickte mit den Zehen wackelnd in die aufgehende Sonne.
Sie
war noch ein Kind, aber das hielt sie nicht davon ab sich um ihren
großen Bruder zu sorgen.
Ratte
war ein Schurke, ein Bandit, das sagte er jedenfalls immer. Ihr
Großvater Biber erzählte ihnen viele Geschichten aus
vergangenen Tagen, mit Rittern, Königen und manchmal eben auch
mit Schurken.
Der
Schurke war immer derjenige, der alles bekam und nie erwischt wurde.
Aber er war kein Dieb, denn er nahm ja nur von den Reichen und auch
nur das, was er zum Leben brauchte.
Ratte
brachte oft Essen mit nach Hause. Er war wohl ein guter Schurke,
dachte sie sich.
Sie
nannten ihr Großvater und Ratte immer nur Mausemädchen.
Wahrscheinlich würde sie auch keine gute Prinzessin abgeben,
Prinzessinnen hatten viele schöne Kleider und sie würde sie
nur dreckig machen oder zerreißen, wenn sie durch die
Dornenfelder streifte.
Ihr
Bruder sagte, dass Mausemädchen ein sogar noch besserer Beruf
sei als Schurke. Sie könne ganz leise sein und im richtigen
Moment zugreifen, während er die Wachen von den reichen Leuten
ablenken würde.
Aber
er hatte sie noch nie mit auf seine Raubzüge genommen.
Und
wem machten sie etwas vor? Es gab keine Reichen hier in der Gegend,
es gab höchstens eine handvoll weniger Verhungerter.
Die
Lage ihres Dorfes war gut, sagte Biber immer. Maus fragte sich dann,
warum sie dann die einzigen seien, die noch hier lebten.
Der
Alte hatte einmal eine Geschichte vom Pass erzählt, an dem ihr
Dorf lag.
Hier
habe mal ein König gelebt, der hat so getan, als wollte er einen
Krieg gegen einen König im Norden führen. Er hat alle seine
Krieger und viele normale Bürger über den Pass in den
Norden geschickt. Aber als sie merkten, dass da kein Krieg war,
wollten sie zurück.
Und
der gierige König hat einen Wegzoll erhoben, weil der Pass ja
der einzige Weg über den Fliegenden Fluss ist und alle haben
bezahlt, weil sie ja ihre Frauen und Kinder wieder sehen wollten.
Ratte
hatte gefragt, warum er das Geld nicht einfach so genommen hat, aber
darauf hatte Biber nur geheimnisvoll drein geblickt und gesagt, dass
der Passe verflucht sei und diejenigen, die
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