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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
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überzeugen.
    Der
glotzte jedoch nur dumm. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben,
keine Frage. Aber fehlgeleiteter Stolz gewann die Oberhand und so
stürzte er vorwärts, das einhändig zu führende
Schwert mit beiden Händen fest umklammert.
    Es
brauchte einen Schlag um den armen Kerl zu entwaffnen.
    Die
restlichen Tavernenbesucher, die sich mittlerweile um sie versammelt
hatten, johlten und pfiffen.
    Sichtlich
angestachelt nahm der andere abermals sein Schwert auf, spuckte dem
Fremden abfällig vor die Füße und ging auf ihn los.
    Dieser
parierte ähnlich mühelos, wie beim ersten mal, stieß
den Mann mit der flachen Seite seiner Klinge zu Boden und hielt ihm
die Spitze des Schwertes an die Kehle.
    "Gib
es auf!", knurrte er.
    Er
hatte nicht mit der Hartnäckigkeit der Dorfleute gerechnet.
    Einer
von ihnen nahm das Langschwert, das einige Meter zur Seite
geschlittert war, auf und hielt es nun wiederum dem Fremden an den
Hals.
    Der
lachte.
    "Seid
ihr wahnsinnig? Ich könnte euch alle hier und jetzt
aufschlitzen, wenn ich wollte!"
    Wut
und Belustigung kämpften noch um die Vorherrschaft.
    Wut
siegte angesichts der Entschlossenheit in den Gesichtern seiner
Gegner.
    "Ein
Feind des Ordens ist ein Feind von uns!", rief ihm nun einer der
Hinteren entgegen, andere pflichteten ihm bei.
    "Dann
sollt ihr auch sterben wie diese Ordenshunde."
    Dem
Schwert an seinem Hals hatte er sich mit einem Griff seiner
behandschuhten linken Hand schnell entledigt.
    Dann
blutete der Mann unter seiner eigenen Klinge. Ein schneller Schnitt
über die Kehle, ein bitteres Lachen entfuhr ihm.
    Jetzt
hat auch er sein Mal.
    Dann
brach Panik aus.
    Angst .
    Er
hatte auf sie gewartet, und endlich war sie gekommen. Süße,
pure Angst in den verzerrten Gesichtern seiner Gegner.
    Einige
starrten noch auf den zuckenden Körper ihres Champions, das Blut
schwallte mit den letzten Krämpfen seines sterbenden Herzens aus
seinem Hals, floss über den gestampften Lehmboden, der es
hungrig auf sog.
    Wie
paralysiert.
    Schafe,
jetzt wissen sie wieder, was sie sind.
    Einer
war gerannt, draußen hörte er seine Schreie in der
beginnenden Dämmerung, wie durch einen Schleier. Noch nie hatte
er das getan, es war das erste mal. Wilde, Banditen, alle erledigte
er im Freien, bestenfalls in Höhlen oder Baracken. Noch nie, nie
in seinem Leben hatte er Unglück über ein Dorf gebracht. In
ein Heim, in eine Gemeinschaft. Doch,
einmal, erinnerte er sich und lächelte. Es tat gut, sich zu erinnern.
    Die
restlichen Schafe drängten sich in die Ecke der Taverne. Einer
flehte ihn an. Erbarmen .
Und er lachte, frei.
    Dann
starben auch sie, mit dem gleichen Mal, das er auch dem anderen
gegeben hatte. Seinem Mal. Sein Heiligtum, alles was er hatte.
    Draußen
sah er gerade noch ein paar wegrennen, blökend .
    Er
folgte ihnen nicht, wozu auch.
    Dann
war da Stille.
    Leere
und Ruhe breitete sich in ihm aus.
    Er
dachte an das Schlachtfeld in der Taverne; hier draußen könnte
man meinen, ihre Welt sei in Ordnung. Kein Lüftchen regte sich,
der Dorfplatz lag da wie immer.
    Vorräte,
richtig. Er ging in die Häuser, selbst für ihn fühlte es sich
falsch an. Sie
wollten es nicht anders. Er nahm sich was er brauchte und gab ihnen, was sie so sehr zu wollen
schienen. Feuer .
    "Ja,
ja... ich bring' das Feuer...", murmelte er zu sich selbst und
dachte an die Ilfe.
    Es
fühlte sich nicht mehr so schrecklich an. Gerecht, beinahe. Was
immer der Orden auch predigte, er nahm es ihnen und machte sich den
Wahnsinn zu eigen. Hah,
wenn sie hier wäre. Dieser selbstgerechte Blick würde ihr vergehen; er würde
wieder das Feuer in ihren Augen sterben sehen, wie an dem Tag, an dem
der Säufer gebrannt hatte.
    Es
war Recht, was er tat.
    Flammen
loderten an den ärmlicheren Hütten empor, die größeren
Steinhäuser taten sich noch schwer, doch schließlich
brannten auch sie.
    Er
stand auf der Mitte des Platzes, umringt von brennenden Monstern, die
den Himmel mit ihrem bizarren Flackern erhellten. Meine
Dämonen ,
dachte er sich und sein Mund zuckte.
    Angst,
Abscheu, Euphorie.
    Er
stand noch eine Weile, sich nicht im Klaren darüber, ob dies
hier nun Heilung oder nur weiterer Wahnsinn war.
    Schließlich
ging er, erfüllt von einem Gefühl von Macht, nach Osten.

    Zehn
– Eine neue Gefahr

    Die
Ausläufer des Niedergrim hatten sie nun schon lange hinter sich
gelassen. Sie hatten der Anziehungskraft der Grimgabel widerstanden
und waren weiter nach Norden gereist, durch einen Streifen Ödland
hindurch

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