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Der Feigling

Der Feigling

Titel: Der Feigling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Holztreppe war auszumachen, die zum Eingang führte. Nichts
rührte sich an den kalten Wänden.
    Jeder der drei wußte, wie es im Innern
des Hauses aussah. Sie hatten die Pläne genügend studiert, sie hätten sie ‘aus
dem Kopf nachzeichnen können. Es war eine große Diele da. Ein Wohnzimmer, eines
mit Jagdtrophäen und Kamin, ein Eßzimmer. Drei Kellerräume. Im Obergeschoß ein
Schlafzimmer, ein Fremdenzimmer, ein Bad. Ofenheizung, kein fließendes Wasser,
nur ein großer Tank im Keller.
    Carls hatte den Schlüssel. Er nahm ihn
in die Hand, als sie die Treppe erreicht hatten. Schulz blieb stehen und zog
den Revolver. Carls ging an ihm vorbei. Schulz hielt ihn am Arm fest. Sie
warteten eine Minute, reglos. Schulz ließ los.
    Die Treppe knarrte etwas. Altes Holz.
Schulz war der zweite, Jakob Hase der letzte. Die Hand von Carls tastete über
die Tür, die Klinke. Über das Schloß. Der Schlüssel faßte sofort. Carls drehte
den Schlüssel, ziemlich ohne Geräusch, es ging alles glatt. Die Tür öffnete
sich einen Spalt. Immer weiter, wieder knarrte es leise. Carls stieß sie ganz
auf und überlegte dabei, ob der kleine Fuchs vom Waldrand aus sehen konnte, daß
sie am Ziel waren.
    Sie traten ein. Hintereinander, wie
vorher. Carls und Schulz waren schon in der Diele. Hase schloß die Tür.
    Sie hatten keine Zeit, voneinander
Abschied zu nehmen. Draußen war die Luft noch einmal in ihre Lungen gedrungen,
aber hier roch es dumpf und tödlich, und es war fast das letzte, was sie
wahrnahmen.
    Der grelle Schein kam von der
Kellertreppe her. Ein Kegel mit einem gleißenden Punkt an der Spitze. Dahinter
sprühte es rot auf, ein Flammenschwall waagerechter Blitze. Carls war sofort
tot. Er hörte keinen Abschuß.
    Schulz gab einen Schuß ab und fiel
vornüber. Er starb eine Sekunde nach Carls. Der Feigling brachte seine Waffe
noch heraus und warf sich hin. Er geriet in den unteren Rand der Garbe, spürte
Schläge am Hals, an der Schulter, ein gigantischer Hammer, der ihn zur Seite
warf.
    Dann verloschen die Blitze. Der weiße
Kegel wanderte über drei Körper. Alle drei lagen auf dem Gesicht. Vom Hals des
letzten her breitete sich eine dunkle Blutlache aus, langsam, aber recht
gleichmäßig.
    Eine Stimme sagte: »Fein, Klement. Ich
glaube, wir können gehen.«
    Zwei Schatten lösten sich von der Wand
neben der Kellertreppe. Oben knarrten Stufen. Der dritte Mann kam herunter.
    »Komm«, sagte Karel. »Abschließen und
weg. Der Lärm war etwas stark, fürchte ich.«
     
    *
     
    Das Rasseln der Maschinenpistole hatte
er gehört, der kleine Fuchs. Es war in seine Ohren gedrungen, in seinen Körper,
in sein Herz. Niemand von den dreien hatte eine Maschinenpistole.
    Er schnellte neben dem Stamm hoch.
Laufen, so schnell es ging und doch leise, er mußte sie erwischen, wenn sie am
Haus waren, verfolgen war schwer in der gräßlichen Dunkelheit, und dann mußte
er hinein, sehen, was passiert war, es konnte doch nicht sein, so ein
höllischer, verfluchter Spuk.
    Er kam noch zur rechten Zeit.
    Als er die Schatten an der Tür sah,
warf er sich hin. Er preßte die Hand an den Mund, hielt den fliegenden Atem
zurück. Sie blieben auf dem Treppenabsatz vor der Tür. Er hörte das Schnappen
des Schlosses. Sie nahmen sich weniger in acht jetzt. Dann hörte er die
Schritte auf der Treppe, sie kamen auf ihn zu, direkt auf ihn zu,
wahrscheinlich kannten sie die Schneise und wollten hin.
    Der kleine Fuchs blieb am Boden, die
Augen zusammengekniffen, er hatte Furcht, daß sie glühten in der Schwärze.
    Jaja. Fliegerkombinationen. Fremd und
unförmig. Nicht so vertraut wie Carls und Hase und Schulz.
    Die drei gingen aufrecht und schnell.
Nur der Wald mußte erreicht werden. Nur der Wald.
    Es krachte häßlich.
    Karel und Stefan sahen den Schatten
nicht mehr, der sich vor ihnen erhob. Sie starben so schnell wie Carls und
Schulz. Klement sah ihn noch; Aber der kleine Fuchs brauchte nicht zu visieren,
er brauchte nichts deutlich zu sehen. Ihm genügte ein Umriß, die Silhouette
eines Kopfes, eines Körpers. Sein schwerer Revolver donnerte zweimal durch den Frieden
der Nacht. Im Wald erschraken die Tiere und flüchteten.
    Klements Faust erreichte den Verschluß
seiner Maschinenpistole, aber das reichte nicht zum Schießen. Die Kugeln rissen
sein Herz auseinander. Er stand kurz aufrecht. Dann fiel er nach vorn, auf seine
Waffe. Der Kolben bohrte sich in seinen Leib. Der Lauf hielt den
zusammensackenden Körper wie ein Pfahl.
    Dann rollte Klement zur

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