Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)
für euch frei, macht mal.“ Das können die hervorragend. Die können für Kontrolle sorgen. Am Anfang machen sie’s so brachial, aber man kann lernen, auf andere Weise Situationen zu beruhigen, das Chaos zu sortieren oder mal für Ordnung zu sorgen. Und das könnte sogar eine ganz wichtige Aufgabe sein. Der kann aufpassen, der kann ganz viel mitkriegen, der kann eine Würde haben und sagen: „Pah, lass ich mich beleidigen? So? Dann BIN ich der Bastard!“ Und ich finde, von ganz vielen Sachen, die der kann, könnten durchaus alle was haben. Aber es gibt etwas, das sozusagen gewaltvoll ist, das, was der da (deutet auf das Abbild des Bruders auf dem Pistolenbild) gemacht hat, der äußere „Er“, ja? Als der noch in eurem Leben war, da war’s ja für den Organismus von euch ganz schrecklich, da sind ja ganz schlimme Sachen passiert. Deswegen gibt’s im Innern diesen Kampf, ja? Als ob sich das ständig wiederholt. Aber ich würde den Anteil von euch so sehen, dass der sich automatisch mit dem da identifizieren musste: Ein Teil von euch übernimmt das. Und er macht das erst mal so weiter. Wenn der anfängt sich zu verändern und ihr anfangt zu verstehen: „Hm, der, der da zu uns gehört, der hat Power, der hat Energie, der hat ganz bestimmte Sachen, wo er keine Angst hat, und so weiter. Das können wir doch eigentlich alles ganz gut brauchen.“ Dann gibt es eine andere Verständigung. Und da geht es hin. Von daher bin ich durchaus ermutigt zu sagen: Ja, so was in der Art (deutet auf die rechte Seite des Bilds der Bremer Stadtmusikanten) ist durchaus drin für euch. Und zwar für alle. Es ist noch ein ordentliches Stück Arbeit. Aber es geht. Das haben ganz viele hingekriegt.
Einzeltherapeutin: Und die laufen alle heute rum? Und sind o.k.?
Th: Ja, ja. Und es ist vielleicht auch wichtig, dass „Er“ innen das selber wahrnimmt, dass es gar nicht darum geht, dass man ihn wegmacht. Aber dass man ihn auch herausfordern muss. dass er die andern nicht wegmacht. Ja? Also man sucht so erst mal nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner: „Was können wir denn irgendwie? Was kann der tolerieren, was kann der so hinnehmen, noch so grade?“ Aber der wird auch seine Forderungen stellen: „Jetzt hört mal zu, wenn ich hier nachgeben soll, und ihr das wollt, euch mehr im Leben tummeln, und ich soll jetzt das alles, was ich früher gemacht habe, nicht mehr machen. Was brauch ich denn dafür? Und darf ich auch mal tough sein? Dabei helfe ich dir heute, ja.“
Kl: Hm ...
Th: Ja?
Kl: Ich will aber kein Mann [„vermännlicht“] sein. Ist doof.
Th: Das sagen viele ...
Kl: Ist es nicht so, wenn die [Innenpersonen] männlich sind, dass die das dann auch nach außen sein dürfen?
Th: Also, ich habe manche gesehen, die haben dann sozusagen auch den inneren Kompromiss nach außen getragen, ja. Aber das machen keineswegs alle. Manche sind vom Körper her dann nach wie vor ganz weiblich, aber im Innern gibt es so was Toughes, nach dem Motto: „Und wehe, wenn uns einer hier irgendetwas will. Ich kann auch anders!“
Einzeltherapeutin: Das kann eine Hausfrau sein, nicht wahr?
Th: Ja, das kann äußerlich eine Frau sein und innerlich so was haben, ja. Aber es gibt Menschen, die haben das auch nach außen irgendwie deutlich gemacht. Ich glaube, das werdet ihr rausfinden: Wie ist es für euch richtig? Demokratie ist ein ziemlich bunter Haufen und die müssen sich manchmal ganz schön – das sieht man auch an Parlamenten – zusammenraufen und manchmal geht’s auch dann kurz mal in die eine oder in die andere Richtung. Aber da geht es hin. Und das könnte ein ziemlich nettes Leben werden für alle von euch. Viel weniger Stress, das schlimme Körpersympton ganz deutlich weniger. Wir haben ja gehört, da gibt’s eine Kleine, die muss unbedingt das anders haben mit dem Körpergefühl, da muss man gut gucken, dass das geht. Aber ich bin sicher, da finden wir was, oder? Und dass alle zusammen irgendwas finden. Ihr seid da gut unterwegs, finde ich.
Kl: Echt?
Th: Ja, finde ich (nickt) . Vielen Dank an alles, was hier dabei war, hin oder her oder vor und zurück, was mitgespürt hat, was mitgesprochen hat, was gut aufgepasst hat, vielen Dank! Und dann bin ich ganz neugierig, was weiter so an spannenden, kreativen Dingen geschieht. Ihr könnt so viele gute kreative Sachen malen. Also, was ihr da noch zustande bringen werdet, darauf bin ich ganz neugierig. Wie schön. Hier arbeitet ihr weiter bei eurer nächsten Einzelstunde, gell?
Kl:
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