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Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Titel: Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
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(nickt)
    Einzeltherapeutin: Ist das gut? Kannst du dir das vorstellen?
    Th: Ja, sehr gut. Vielen herzlichen Dank auch dir (in Richtung Einzeltherapeutin) und dann verabschieden wir uns mal.
    Kl: Vielen Dank.
    Th: Sehr gerne. Es war mir eine Freude. Alles Gute.

Interview 4: „Wir ringen um ein erträgliches Miteinander im Innern“
    Interview mit Frau K., die „Viele“ ist, über ihre inneren Kämpfe
    Michaela Huber: Ihr seid „Viele“ – also habt eine dissoziative Identitätsstörung als Diagnose –, und ihr führt seit Langem innere Kämpfe miteinander aus. Eure Bilder erzählen davon. Seit wann wisst ihr eigentlich, dass ihr „Viele“ seid? Wie habt ihr das gemerkt?
    Frau K.: Richtig wissen wir es eigentlich erst seit 2010 / 2011 [stationäre Aufenthalte in Bad Mergentheim]. Bei einem Aufenthalt davor wurde ich zwar innerlich damit konfrontiert, dass es so sein könnte; nach all dem, was ich so mitbekam, wollte ich aber zu der Zeit ganz und gar nichts davon wissen. Es war furchtbar beängstigend und fühlte sich an wie: „Siehst du, doch verrückt, völlig durchgeknallt. Jetzt kommt es raus, dass mit dir etwas nicht stimmt, jetzt kriegen sie dich.“ Ich wollte doch normal sein, um nichts in der Welt so werden, wie man es mir zu Hause schon vor Jahren prophezeit hat, nämlich lebensunfähig zu sein ohne sie und irgendwann: Endstation Psychiatrie.
    Gemerkt habe ich es schon früher, es aber eben immer zu erklären oder zu ignorieren versucht. Da waren:
diese Stimmen im Kopf, die definitiv nicht von außen kamen, trotzdem nicht zuzuordnen waren;
oft ganz seltsame Kommentare zum Geschehen außen;
ab und zu Dinge in der Wohnung, im Einkaufskorb, im Auto, die gar nicht „mir“ gehörten oder gar nicht zu „mir“ passten (Werkzeug, Nahrungsmittel, Kleidungsstücke);
zeitliche Lücken, die ich nicht erklären konnte, ich fand mich sehr vergesslich;
mal gar kein Schmerzempfinden, mal war ich eine Mimose;
Horrorfilme im Player, die niemand außer mir eingelegt und vermutlich auch geschaut haben konnte, obwohl mir vor solchen Sachen graust;
Aussagen von mir, in denen ich mir offensichtlich widersprach oder wo ich Dinge verdreht habe oder verdrehe, mal „total emotionslos drauf bin“, ein anderes Mal wieder überempfindlich und nah am Wasser gebaut habe. Ich war einfach irgendwie launisch, ohne es wirklich beeinflussen zu können.
    MH: Wer kämpft da in euch eigentlich gegen wen?
    Frau K.: Ja, wer kämpft gegen wen? Die Bösen kämpfen gegen die Guten, ganz platt ausgedrückt. Es gibt welche, die sind an Therapie interessiert, sie wollen raus aus dem Elend, dem Gefängnis. Doch es gibt auch welche, die wollen, dass alles so bleibt, wie es war oder ist. Es gibt auch Kämpfe, wo die Angst alle zu vereinen scheint, ohne dass sie das immer so voneinander wissen, da die jeweilige Motivation unterschiedlich ist, denn dann geht es darum, gegen den Feind im Außen zu kämpfen (die Gesellschaft, einzelne Personen, schlimme Reize usw.)
    MH: Wissen alle, dass sie einen Körper teilen?
    Frau K.: Inzwischen, glaub ich, ja, aber das behagt zweien ganz und gar nicht und sie wollen die alleinige Vorherrschaft zurück. Andere dulden sich gegenseitig, wollen aber sonst nichts miteinander zu tun haben, nur unter ständigem Protest. Andere sind froh, nicht mehr allein zu sein.
    MH: Wovon erzählen eure inneren Kämpfe?
    Frau K.: Von vielen Dingen:
von der Angst, es nie zu schaffen, nicht richtig zu sein;
vom steten Sich-Wehren gegen die Erinnerungen und das schlechte Gewissen;
von der Angst, verlassen zu werden;
von den unbeherrschbaren Gefühlen, die wie Fluten einbrechen können;
davon, Fuß zu fassen in einer Welt, die immer wieder als bedrohlich erlebt wird, auch wenn sie es so heute nicht mehr ist;
von der Angst um ein Stück Leben (das System ist nur auf Überleben trainiert und kann das andere noch gar nicht wirklich);
vom Anrennen gegen das Gefühl, weggesperrt bleiben zu müssen, damit es uns nach außen hin gut geht (akzeptiert vom Umfeld);
von dem Gefühl, sich in der Öffentlichkeit immer möglichst anpassen zu müssen (wie ein Chamäleon), um dazuzugehören;
von der Angst, Wechseln von Persönlichkeitsanteilen ausgeliefert zu sein, sie nicht kontrollieren zu können;
vom Widerstand gegen die suizidalen Wünsche Einzelner und die passende Zerstörungswut anderer im Innen. Also kämpfen wir darum, destruktives Verhalten zu verhindern;
davon, nach außen klar und strukturiert zu bleiben und trotzdem jedem im Innen

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