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Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Titel: Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
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werdenden Kind herstellen zu können (Schwerdtfeger et al. 2007; siehe auch  Interview 9 mit Karl Heinz Brisch  in diesem Buch). Bereits Kleinkinder traumatisierter Mütter lassen sich nämlich von deren Ängsten und negativen Bindungs-Traumatisierungen in ihrer eigenen Wahrnehmung der Welt beeinflussen, wie andere Studien herausgefunden haben (Schechter et al. 2007). Apropos ängstliche Bindung: Diese Form von Beziehungserwartung ist leider ein guter Vorhersagewert für eine spätere Misshandlungs-Partnerschaft. Das gilt für beide Geschlechter und treibt das intergenerationelle Rad der Aggression weiter und begünstigt auch den Alkoholmissbrauch, wie der klinische Psychologe Alan Lipps (2002) von der University of Texas in Arlington in seiner Dissertations-Studie herausfand.
    Hat man bereits als Kind, Jugendliche/r oder junge/r Erwachsene/r den Verlust eines geliebten Elternteils zu beklagen, kann sich das ebenfalls dauerhaft schädigend auswirken und die Entwicklung von Angst- und depressiven Störungen begünstigen. In einer Auswertung der wichtigsten repräsentativen Gesundheits-Studie in den USA (NCS-R) kommen die klinische Psychologin Angela Nickerson und ihre KollegInnen (2011) zu dem Schluss: Je früher die über 2800 untersuchten Erwachsenen ein Elternteil verloren hatten, desto negativer wirkte sich das auf ihre seelische Gesundheit aus. Aber sie fanden auch heraus: Je härter die Erziehungsmethoden der Eltern waren, desto schlechter ging es den Kindern später im Leben. Und diese Befunde galten unabhängig von Rasse und Geschlecht.
    6.2 Besonders zerstörerisch: sexuelle Gewalt
    Wie wirken sich sexualisierte Gewalterfahrungen im intergenerationellen Lebenslauf von Mädchen und Frauen aus? Dieser Frage widmete sich eine intergenerationelle Langzeitstudie, die der amerikanische Dissoziations-Pionier Frank Putnam initiiert hat (Trickett, Noll & Putnam 2011). Es wurden Mädchen, die nachgewiesenermaßen sexuell misshandelt worden waren, 23 Jahre lange auf ihrem Lebensweg immer wieder untersucht (zu Beginn der Untersuchung waren sie zwischen sechs bis sechzehn Jahren alt); parallel dazu befragte man eine Kontrollgruppe. Anfangs wurden auch die Mütter mit untersucht; am Schluss wurden auch die eigenen Kinder der Teilnehmerinnen mit in die Studie einbezogen. Die Ergebnisse waren ebenso eindeutig wie verheerend. Hier die statistisch bedeutsamen Unterschiede zur Kontrollgruppe der nicht sexuell misshandelten Mädchen / Frauen:
    Die sexuell misshandelten Mädchen
kamen früher in die Pubertät,
hatten mehr kognitive Defizite,
waren eher depressiv,
zeigten Symptome dissoziativer Störungen,
hatten auffälliges Sexualverhalten,
hatten ein Stresssystem, das durcheinander war,
waren dicker,
hatten mehr körperliche Erkrankungen,
gingen häufiger zum Arzt,
brachen häufiger die Schule ab,
hatten überdauernde Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung,
neigten zu Selbstverletzungen,
hatten mehr psychische Störungen,
wurden häufig körperlich und sexuell (erneut) traumatisiert,
hatten mehr Frühgeburten,
wurden häufiger schon als Teenager schwanger,
waren häufiger alkohol- oder drogenabhängig,
lebten auch später häufiger in Umständen häuslicher Gewalt.
    Die Kinder der sexuell misshandelten Mädchen / Frauen hatten ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst misshandelt zu werden, und gediehen schlechter als die Vergleichsgruppe.
    Der intergenerationelle Effekt heißt natürlich: Mütter, die selbst so geschädigt sind, können schlecht ein gedeihliches Klima für ihre eigenen Kinder schaffen. Im Gegenteil: Die Gefahr, die Kinder schwierigen Partnern auszusetzen, wenn nicht sie selbst zu misshandeln, ist hoch. Besonders wenn die Mütter nichts dafür tun, ihre eigenen Traumatisierungen zu bearbeiten. Denn dann dissoziieren sie weiter, das bedeutet: Sie versuchen, ihrem Kind eine gute Mutter zu sein, sind aber oft innerlich „weggetreten“, können dadurch nicht so auf die Kinder eingehen, wie sie das eigentlich möchten, geben den Kindern das Gefühl von Unsicherheit und Bindungslosigkeit mit. Oder sie taumeln von einem Gefühlsumschwung zum nächsten und reißen ihre Kinder mit hinein. In beiden Fällen bedeutet das für die Kinder, dass sie sich ihrer Mutter nicht sicher sein können, dass sie eher nach ihr schauen müssen, als sich selbst auf den Weg machen zu können. Das gilt ganz besonders für Kleinkinder: Sie können sich erst dann auf ihr Spiel, das Erkunden der Umgebung, das Lernen und

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