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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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als Dänin mit arabischem Hintergrund. Sowohl von Dänen als auch von fundamentalistischen Muslimen hatte sie Prügel bezogen. Nun war sie 34. Unverheiratet und Eigentümerin einer Zweizimmerwohnung in Østerbro. Sie zahlte ihre Rechnungen pünktlich. Sie hatte eine längere Beziehung zu einem gleichaltrigen Kommilitonen syrischer Abstammung gehabt. Der PND hatte nichts über ihn vorliegen. Er arbeitete als Ausländerbeauftragter einer Stadtrandgemeinde. Die Nachforschungen hatten auch ergeben, daß sie einige kurze dänische Bekanntschaften gehabt hatte sowie am Ende ihrer Gymnasialzeit eine Beziehung zu einem Gleichaltrigen, der heute mit einer Frau aus Fünen verheiratet war und zwei Kinder hatte. »Sie war wundervoll, aber ich glaube, sie war mehr aus Trotz gegen die eigene Familie mit mir zusammen. Sie wollte ihnen verdammt noch mal zeigen, daß sie eine freie Frau war. Trotzdem legten wir unsere Route mit dem Festwagen nach dem Abitur so, daß wir zuerst an ihrem Haus vorbeifuhren. Hinterher trank sie Bier wie wir auch, um zu zeigen, daß sie wie alle anderen war und daß sie sich nichts gefallen ließ. Sie hatte es nicht immer leicht, und es war schon komisch, eine Freundin zu haben, deren Eltern einen nicht zu Gesicht bekommen durften«, hatte er gegenüber dem PND zu Protokoll gegeben.
    Per ertappte sich dabei, wie er ihr auf den Busen starrte und ihren zarten, geraden Hals bewunderte. Ihre Geliebten müssen wirklich Glückspilze gewesen sein. Vielleicht gab es ja jetzt auch so einen Glücklichen. Er wußte es nicht. Wenn sie erst einmal verpflichtet worden waren, kontrollierte man das Privatleben der PND-Mitarbeiter nicht mehr. Wieder mußte er daran denken, wie es wohl wäre, mit ihr ins Bett zu gehen. Er versuchte sie sich nackt vorzustellen, aber es ging nicht. Warum baggerte er sie nicht einfach an? Es konnte wohl kaum etwas mit ihrer Religion zu tun haben. Er selbst war nicht religiös. Er war Mitglied der dänischen Volkskirche, aber das war man eben einfach, wenn man aus Tondern kam und getauft und konfirmiert war. Vielleicht war es nur der Gedanke an Lise, der ihn hemmte. Denn wer weiß? Vielleicht hätte Aischa ja Interesse? Immerhin war sie ohne Zögern mit ihm essen gegangen. Sie mußte nicht vorher irgendeinen Kerl benachrichtigen. Sie war eine erwachsene Frau. Sie konnte ja oder nein sagen. Das hatte nichts mit ihrer Herkunft zu tun. Sondern eher mit seiner eigenen Unsicherheit und seinem allgemeinen Gefühl des Versagens und des Fiaskos.
    »Sag mal, Per, hörst du mir überhaupt zu?«
    »Aischa, entschuldige. Ich war mit den Gedanken woanders. Es waren harte Tage zuletzt.«
    »Das sagen Männer immer, wenn das Gerede der Frauen sie langweilt.«
    »Ach komm, doch nicht immer.«
    »Was meinst du, wie lange sich die Regierung hält? Mit diesem Koalitionspartner?«
    »Keine Ahnung. Was meinst du denn?«
    Sie fuhr fort, über Politik zu reden, und er zwang sich, nicht mehr an Sex zu denken, und kehrte zu den trockenen Informationen zurück, die er über die Menschen in Aischas Leben gelesen hatte, die ihr etwas bedeutet hatten. Alle waren rein wie der Schnee, der in der Kindheit fiel, dachte Toftlund. Es war ein völlig normales dänisches Leben. Abgesehen von ihrer Herkunft.
    Der Kaffee duftete gut und stark. Schweigend rührten sie den Zucker um. Er ließ sie einen kleinen Schluck nehmen, ehe er fragte: »Wieso bist du nicht mit irgendeinem Vetter aus der Heimat verheiratet?«
    »Bist du immer so direkt?«
    »Wieso?«
    »Eben haben wir noch über ganz andere Sachen geredet. Und eine Dänin würdest du so was nie fragen.«
    »Du bist eine Dänin.«
    »Ach ja?«
    »Klar, verdammt.«
    »Bjerregaard ist da ganz anderer Meinung.«
    »Bjerregaard ist doch wirklich ein reaktionärer alter Blödmann.«
    Sie sah ihn an. Die braunen Augen waren sanft und scharf zugleich.
    »Dann gibt es viele reaktionäre alte Blödmänner in Dänemark.«
    »Mensch, Aischa. Du bist ein absolutes Musterexemplar. Ein Vorbild. Wie nennt man das heute: ein Modell. Für alle Frauen anderer ethnischer Abstammung. Oder?«
    Sie lächelte.
    »Für dich vielleicht. Für Dänen bin ich vielleicht ein Modell. Für meine Familie und ihre Freunde bin ich ein abschreckendes Beispiel. Seht nur, wie es Husseins Aischa ergangen ist, sagen sie. Das kommt davon, wenn man den Jugendlichen erlaubt, ein dänisches Leben zu führen. Die Arme ist weder ehrbar noch verheiratet. Sie hat Schande über Husseins Haus gebracht.«
    »Du redest die ganze

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