Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
Vom Netzwerk:
Rolle zu spielen, aber da erklang auf einmal ihre melodische Stimme mit den harten arabischen Konsonanten. Während sie sprach, trat sie an Markos rechte Seite. Sie legte ihm das Foto vor, das ihn im Schrebergarten zeigte. Sie hatten abgesprochen, sie solle irgend etwas in der Art sagen, daß er in der Hölle schmoren werde, weil er Schweinefleisch esse und Alkohol trinke und rauche und das sogar während des heiligen Ramadans. Die einzigen Wörter, die Toftlund verstand, waren Mohammed Atlev und Ramadan. Offenbar hielt sie sich an ihre Absprache. Jedenfalls reagierte Marko heftig, als er das Foto sah. Er fegte es vom Tisch, wobei er seltsamerweise die Kaffeebecher verschonte. Aischas Wangen waren rot, aber sie legte ihm ruhig das Bild vor, auf dem er als Atlev zu sehen war. Sie trug eine kurzärmlige, helle Bluse. Toftlund hatte sie gebeten, ihre Haare hochzustecken, damit ihr langer Hals entblößt war, und sie hatte unter Protest eingewilligt, einen kurzen Rock anzuziehen. Er reichte ihr bis zu den Knien. Sie trug eine Strumpfhose und sah sehr feminin und sexy aus. Sein schlechtes Gewissen verschwand sofort wieder, als Marko etwas zischte, was Aischa bis an die Ohren erröten ließ. Wut stieg in ihr auf. Toftlund verstand nicht, was sie sagte, aber es ließ Marko explodieren. Er sprang so unvermittelt auf, daß sein Stuhl nach hinten kippte.
    Er überrumpelte Toftlund, der sich selbst verfluchte, daß er nicht vorausgeahnt hatte, wie groß seine Wut und sein Haß waren. Ehe Toftlund wieder hochgekommen war, hatte Marko Aischa mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen und noch einmal mit dem Handrücken, so daß sie mit blutender Nase an die Wand geschleudert wurde. Gislev reagierte schneller. Er stieß Marko an die gegenüberliegende Seite. Marko versuchte ihn zu schlagen, aber Gislev drängte ihn gegen die Wand und versuchte ihm den Arm umzudrehen. Er haute ihm zweimal mit der Faust in die Nieren, aber Marko war stark und konnte den einen Arm losreißen. Endlich war Toftlund auf den Beinen. Er packte Markos freien Arm und drehte ihn hart auf den Rücken, so daß Marko vor Schmerz aufstöhnte. Gislev ergriff den anderen Arm, und sie drückten ihn mit ihren Körpern gegen die Wand. Gislev ließ die Handschellen zuschnappen. Markos Flüche und Verwünschungen erfüllten den Raum. Sonst waren nur Aischas schwere Atemzüge und ihr leises Wimmern zu hören. Blut rann ihr aus der Nase und färbte ihre Bluse rot.
    Toftlund zog Marko an den gefesselten Handgelenken in die Höhe, so daß sein Oberkörper nach vorn gedrückt wurde. Er drehte ihn um. Marko leistete Widerstand, aber Toftlund jagte ihm das Knie in den Schenkel und zwang ihn auf den Tisch, wobei die Kaffeebecher auf den Boden fielen. Er hatte seinen Widerstand aufgegeben, aber Toftlund spürte, daß er immer noch außer sich war vor Wut und womöglich ausschlagen würde wie ein wild gewordener Gaul. Zu seinem Ärger sah er, daß Marko eine geringe Hautabschürfung an der Wange davongetragen hatte. Die Wunde könnte eventuell anschwellen. Vor Gericht sähe das nicht so günstig aus.
    »Marko Cemal alias Mohammed Atlev. Es ist 11.32 Uhr. Sie sind festgenommen wegen gewaltsamen Angriffs gegen eine Polizistin im Dienst und werden beschuldigt, Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida zu unterhalten. Sie haben das Recht, einen Anwalt hinzuzuziehen und die Aussage zu verweigern.«
    Markos Lippen entströmte ein Schwall arabischer Worte. Toftlund verstand natürlich nichts, aber nie hatte er eine so tiefe Wut gesehen wie in den schwarzen Augen, die ihn von schräg unten anblickten. Das war schon an sich erschreckend, aber das erschreckendste war, daß darin absolut keine Angst zu erkennen war. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis endlich zwei Uniformierte hereinstürmten und halfen, den rasenden Marko unter Kontrolle zu bekommen. Das Hemd hing ihm halb aus der Hose, und der Ärmelausschnitt der teuren Jacke war eingerissen.
    »Schaff ihn weg, Brian. Ins Westgefängnis mit ihm. Fang mit der Gewaltanwendung an, um den Rest kümmern wir uns morgen vor der richterlichen Vernehmung. Und ruf eine Beamtin mit einem Erste-Hilfe-Kasten.«
    Toftlund kümmerte sich um Aischa. Sie saß an der Wand. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt, aber aus einem Nasenloch blutete es nach wie vor. Toftlund war noch immer außer Atem, und sein Herz hämmerte.
    »Was hast du bloß zu ihm gesagt, Aischa, verdammt?«
    »Was wir abgesprochen hatten.«
    Sie sprach durch die Nase, als wäre

Weitere Kostenlose Bücher