Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
Vom Netzwerk:
in seinem extrabreiten Bürosessel zurück und sagte: »Phil beschafft die Papiere, Paß, Flugscheine und den ganzen Mist. Darum kümmern sich die Jungs von der CIA, während wir bei der NSA unsern Grips gebrauchen. So ist es eben. Wird Zeit, daß die Spione in Langley in die Puschen kommen. Teufel auch, wenn die ihre Arbeit gemacht hätten, hätte es den 11. September nie gegeben. Aber das ist Geschichte. Wir arbeiten jetzt zusammen. Sagt George W. auch. Also machen wir’s. Du bist einer von uns. Ich will nicht behaupten, daß du ein Musterknabe bist. Bewahre. Kann man nicht behaupten, aber wer ist das schon in einem Krieg. Der Feind deines Feindes ist mein Freund. So ist es eben, nicht wahr?«
    »Meine Familie, Sir.«
    »Komm’ ich noch drauf. Ich schätze, in zwei, drei Wochen kannst du nach Dänemark und noch weiter, falls die Umstände es verlangen. Vielleicht ist Dänemark nicht gerade der sicherste Ort. Für dich, meine ich. Ich war nur einmal in Kopenhagen. Hübsche Stadt. Hübsche Girls. Kriegen super Beine vom vielen Radfahren. Aber eine Riesenstadt ist es nun mal nicht. Hast du daran gedacht?«
    Vuk schaute ihn an. Der Oberst redete viel mehr als sonst. Als könnte er jetzt erleichtert aufatmen. Die Aufgabe war erledigt. Nun waren andere an der Reihe, und er konnte die Terroristen von einem anderen Schreibtisch an einem anderen Ort der USA bekämpfen.
    »Ich habe daran gedacht«, sagte Vuk. »Ich glaube, die Gefahr hält sich in Grenzen. Die Fotos, die die Dänen von mir haben, sind alt, darauf habe ich einen Vollbart und schwarze Haare, Ich habe mir das Haar wieder wachsen lassen und kann mir einen schönen Scheitel ziehen, ich bin blond und werde mir wohl eine nette Brille zulegen. So klein ist Kopenhagen nun auch wieder nicht.«
    Er fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Es war ein seltsames Gefühl, keinen Igel mehr zu haben, er war ja fast bis auf die Kopfhaut rasiert gewesen. Mittlerweile waren die Haare ein paar Zentimeter gewachsen, sie fühlten sich lang und weich an.
    »Vor deinen Fingerabdrücken kannst du nicht davonlaufen.«
    »Nein. Aber ich kann dafür sorgen, nicht in die Lage zu kommen, daß man sie mir abnimmt.«
    »Das reicht zwar nicht, aber du kannst ruhig schlafen, John. Ich fahre in ein paar Tagen nach Europa und treffe mich in London mit einem Vertreter des dänischen Nachrichtendienstes. Nur um mich zu vergewissern, daß sie die Wichtigkeit der Aufgabe kapiert haben.«
    »Meinen Sie, das ist klug, Sir?«
    »Das laß mal meine Sorge sein. Namen werden nicht genannt. Was ist schon ein Name? Etwas, das man annehmen kann, wie man ein neues Hemd anzieht. Nichts von Bedeutung. Du kriegst zwar keine Lebensversicherung, aber ich bezahle eine Beitragsrate.«
    »Die Dänen werden das wohl anders sehen.«
    »Dänemark ist ein kleines Land, es wird von den USA beschützt und ist Mitglied der NATO. Ohne uns hätten Stalin und die Banditen nach ihm es längst eingesackt. Du mußt wissen, daß die NATO-Länder miteinander durch dick und dünn gehen. Wir haben den Eid der Musketiere abgelegt: Einer für alle und alle für einen. Der Angriff auf die USA war ein Angriff auf die ganze Allianz. Die Dänen werden schon mitspielen.«
    »Okay.«
    »Und eigentlich geht dich das einen feuchten Kehricht an. Ich informiere dich nur, weil ich gute Laune habe und gleich Golf spielen gehe. Du bist jetzt Soldat in Onkel Sams Streitkräften, und als guter Soldat tust du, was dir befohlen wird, gell, Sohnemann?«
    »Nur wenn meine Familie ihre Immunität und die amerikanische Staatsbürgerschaft erhält. Und zwar, bevor ich abreise.«
    Der Oberst überraschte Vuk durch schallendes Gelächter. Es war das erste Mal, daß er ihn lachen hörte. Es war ein tiefes Lachen mit eingebautem Lungenröcheln. Der Oberst zog eine Schublade auf und legte Vuk drei Dokumente vor.
    »Hier, John. Die Staatsbürgerschaftsnachweise für eine gewisse Anna Ericsson und ihre Zwillingskinder, Jonathan und Catherine.«
    Ein viertes Dokument mit dem US-amerikanischen Siegel behielt er noch in der Hand.
    »Und das hier ist der Staatsbürgerschaftsnachweis für einen gewissen John Ericsson. Den kriegt er später.«
    Vuk konnte seine Freude und seine Erleichterung nicht verbergen, sie machten sich in seinem Gesicht und seiner Körpersprache bemerkbar. Er hatte ein gewagtes Spiel gespielt, aber der Einsatz hatte sich gelohnt.
    »Danke«, sagte er bloß.
    »Jetzt zeige auch, was in dir steckt. Du und deine Familie, ihr werdet neu geboren. Es

Weitere Kostenlose Bücher