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Der Feind in deiner Nähe

Titel: Der Feind in deiner Nähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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legen. Du könntest mich dann ja wecken, wenn du am Wochenende kommst.«
    »Leider musst du dich vorher noch um ein paar Dinge kümmern. Zum Beispiel um deinen Ehemann.«

    Bei der Rückfahrt saß Meg am Steuer, und ich versuchte mich als Kartenleserin, aber hauptsächlich war ich mit Reden beschäftigt. »Nachdem ich mir schon kein Zimmer nehmen konnte, würde ich jetzt am liebsten nach hinten klettern und auf dem Rücksitz schlafen«, sagte ich schließlich.
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    Viele Leute meinen, das sei die Situation gewesen, in der sie sich als Kinder am geborgensten gefühlt hätten. Ich erinnere mich nur daran, dass mein Vater mal mit uns zu einer Party außerhalb von London fahren wollte, dann aber nicht hinfand, woraufhin meine Eltern zu streiten begannen und mein Vater die Kontrolle über den Wagen verlor, sodass wir am Ende in einem Straßengraben landeten, aus dem uns ein Bauer mit seinem Traktor wieder herausziehen musste. Irgendwie war das Ganze sogar recht lustig gewesen.
    Ich kroch nicht auf den Rücksitz, aber ich schlief tatsächlich ein und wachte erst wieder auf, als Meg vor meiner Tür anhielt und in fröhlichem Ton verkündete, dass wir zu Hause seien.
    »Du bist die beste Autofahrerin der Welt«, sagte ich. »Ich habe von der Fahrt überhaupt nichts mitbekommen.«

    7
    Dann war plötzlich Sonntagabend, und es war alles vorbei. Als ich ins Haus zurückkam, traf ich Meg in Corinnes und Richards Küche an, die Hände um eine Kaffeetasse gelegt. »Du kannst wieder rauskommen«, sagte ich. »Sie sind weg.«
    Meg grinste mich müde an. »Bist du sicher, dass sich nicht noch irgendwo einer versteckt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab sie bei der Verabschiedung genau gezählt«, erklärte ich. »Ist davon noch was da?«
    Meg nickte zu einer Kanne hinüber, die neben dem Spülbecken stand. Ich griff nach einer von den großen, mit fröhlichen Aufschriften bedruckten Tassen und schenkte mir den starken schwarzen Kaffee ein. »Irgendwie habe ich hinterher immer das Gefühl, es müsste noch was kommen«, stellte ich fest. »Rufe nach ›Zugabe‹ und Blumensträuße.«
    »Hauptsache, ihre Schecks sind gedeckt«, entgegnete Meg.
    »Wie viel Schlaf hast du erwischt?«
    »Keine Ahnung. Hab ich überhaupt geschlafen?«
    »Ich schon.«
    »Ja, irgendwie schaffst du das immer.«
    »Das ist ja auch kein Verbrechen, oder? Schlafen ist weder etwas Unmoralisches noch ein Zeichen von Faulheit. Man muss nicht die ganze Nacht aufbleiben, um sich zu beweisen.«
    »Ich weiß. Meg?«
    »Ja?«
    »Fühlst du dich auch manchmal völlig ausgequetscht?«
    »Ausgequetscht?«
    »Wie einer von den alten Lappen, die man zum Putzen nimmt.
    Hinterher wringt man sie aus, und eine Menge widerliches Dreckwasser läuft heraus.«
    »Habe ich das jetzt richtig verstanden?«, fragte Meg. »Wenn du in diesem Bild der alte Lappen bist, dann steht das widerliche Dreckwasser wohl für die Angestellten von Macadam Associates, mit denen wir gerade das Wochenende verbracht haben?«
    »Und dann legt man den Lappen in einen Schrank, und wenn man ihn das nächste Mal braucht, ist er ganz starr und eklig.«
    Megs Ton wurde eine Spur ernster. »Es ist Sonntagabend.
    Draußen regnet es. Und du hast die letzten Tage hart gearbeitet.«
    »Ich weiß nicht, ob ›hart‹ das richtige Wort ist. ›Hohl‹ trifft es wahrscheinlich eher.«
    »Du bist müde«, fuhr sie fort. »Am besten, ich fahre dich jetzt auf der Stelle nach Hause zu Charlie. Dann nimmst du ein schönes Bad und gehst anschließend gleich ins Bett. Und den Wecker stellst du ab.«
    »Ja.«
    »Wir können morgen später anfangen. Ich glaube, zumindest das sind wir uns schuldig.«
    »Anstelle einer anständigen Bezahlung.«
    »Vielleicht werden wir uns schon bald ein richtiges Gehalt auszahlen können. Es läuft schließlich recht gut.«
    »Manchmal glaube ich, das einzig Erwachsene an meiner Ehe ist die Tatsache, dass wir angefangen haben, uns wegen unserer Hypothek Sorgen zu machen.«
    »Wir schaffen das schon«, meinte Meg.
    »Du hast heute so was Beruhigendes.«
    Sie warf mir einen kurzen Blick zu. »Dafür bin ich doch da, oder?«
    »Und was ist mit dir?«
    »Wie meinst du das?«

    »Wirst du dich wieder mit diesem Typen treffen? Todd? Oder war ich so biestig zu ihm, dass er von dir jetzt auch nichts mehr wissen will?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie, ohne mich anzusehen.
    »Habt ihr euch schon –«
    »Lassen wir das Thema. Ich möchte nicht darüber

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