Der Feind in deiner Nähe
Meg, denn du bist meine Freundin – oder warst es zumindest mal. Und was Charlie betrifft, bin ich mir meiner Ausrutscher durchaus bewusst, aber das geht nur uns beide etwas an. Es tut mir Leid, wenn ich euch das sagen muss, aber das hier ist reine Zeitverschwendung.«
»Wir haben darüber lange diskutiert«, sagte Trish. »Wir halten es für richtig und nötig.«
»Ihr hättet mit mir darüber diskutieren sollen.«
»Das tun wir gerade.«
»Nein, ihr –« Ich konnte kaum noch sprechen, so wütend war ich. »Hört zu, es mag ja sein, dass es an der Zeit ist, die Karten auf den Tisch zu legen. Das gebe ich durchaus zu. Ich hatte diese Woche ein paar schlechte Tage –«
»Es geht nicht um diese Woche«, unterbrach mich Meg. »Das weißt du ganz genau.«
»Meg und ich haben diese Firma gemeinsam gegründet, und während des letzten Jahres habe ich den Laden fast im Allein-gang am Laufen gehalten. Wer hat ungefähr neun Zehntel unserer Kunden aufgetan? Ich. Wer belabert sie ganze Abende lang? Ich. Wer leitet die Präsentationen? Ich. Wer plant die Events? Wer hat die Ideen? Wer verkauft sie?«
»Ein paar von uns machen hier auch ihre Arbeit«, erklärte Meg. »Langweilige Sachen, wie zum Beispiel die Buchhaltung.
Oder das Aufräumen der Scherben, die du ab und zu hinterlässt.«
»Als ihr euch alle in die Hosen gemacht habt, weil ihr euch nicht getraut habt, dieser fiesen Deborah Trickett eine auf den Deckel zu geben, wer hat denn da in den sauren Apfel gebissen und sie gefeuert? Seitdem macht sie mich in ganz London schlecht. Das wäre deine Aufgabe gewesen, Trish. Ich habe ein Jahr lang sieben Tage die Woche gearbeitet, und wenn ich nicht im Büro war, dann habe ich mich der so genannten Unterhaltung unserer Kunden gewidmet. Dabei sind ein paar Dinge ein wenig aus dem Ruder gelaufen, aber ich bin gerade dabei, das wieder in den Griff zu bekommen; denn das ist ja schließlich mein Job.
Geht raus und werft einen Blick auf meinen Schreibtisch. Wenn ihr auch nur einen einzigen Fehler findet, irgendein Problem, um das ich mich noch nicht gekümmert habe, dann dürft ihr mich in die Klapse verfrachten und mir spritzen, was ihr wollt.«
Trish hüstelte leise. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie ein paar Ausdrucke vor sich liegen hatte. »In den letzten Tagen«, erklärte sie in geschäftsmäßigem Ton, »sind dir ein paar sehr seltsame Fehler unterlaufen. Es kamen deswegen schon mehrere Anfra-gen von Kunden.«
»Lass sehen!« Ihr riss ihr die Unterlagen aus der Hand. Meine Wangen brannten vor Scham.
In dem Moment klopfte es an der Tür. Meg und Trish blickten sich genervt um. Die Tür ging auf, und Lola streckte den Kopf herein.
»Ein Anruf für Holly«, sagte sie.
»Sag, dass wir in einer Besprechung sind«, antwortete Trish.
»Wir rufen zurück.«
»Es ist Craig von eYel, für die wir das Event organisieren sollen. Er möchte sofort mit Holly sprechen.«
Meg und Trish sahen sich an. Meg stand auf. »Ich werde mit ihm reden«, erklärte sie.
»Holly«, sagte Charlie mit mitleidsvoller Stimme. »Wir überlegen doch nur, was das Beste für dich ist.«
»Das ist die Frage«, entgegnete ich. »Habt ihr eigentlich vor, mich zwangseinweisen zu lassen? Gegen meinen Willen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr zu einer solchen Gemeinheit fähig seid. Außerdem ist das wahrscheinlich rechtlich gar nicht möglich. Trish wird nicht zulassen, dass ihr etwas Regelwidri-ges tut. Ich werde also nicht in dieses Glenstone Manor gehen, sondern ganz normal weitermachen und jeden Tag von neun bis sechs zur Arbeit erscheinen. Ich werde euch beweisen, wie ruhig und vernünftig und wohl erzogen ich sein kann. Und wenn ich etwas tue, womit ihr nicht einverstanden seid, oder wenn mir Fehler unterlaufen, dann kommt zu mir und besprecht das mit mir.«
Nun folgte ein langes, zunehmend peinliches Schweigen.
Schließlich kam Meg zurück und setzte sich wieder. Sie machte einen ziemlich verstörten Eindruck. »Was ist?«, fragte Trish.
Meg ignorierte sie und wandte sich an mich: »Falls du wieder einmal vorhast, wichtigen Kunden, mit denen wir noch keinen Vertrag haben, Päckchen mit Küchenutensilien und Gedichtbänden zu schicken, dann wäre es vielleicht ratsam, wenn du dich vorher mit uns absprichst.«
»Tut mir Leid.« Vielleicht sollte ich mir diese drei Worte auf die Stirn tätowieren lassen. Dadurch würde ich eine Menge Zeit sparen.
»Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«, fragte Trish.
»Wir hätten diesen
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