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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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nie davon erholt hatte, die Leichen einiger Dorfbewohner gesehen habe, die mit den Widerstandskämpfern zusammengearbeitet hatten und die auf der Straße liegen gelassen worden waren, nachdem man sie am helllichten Tag erschossen hatte. Und dass die Behörden die toten Widerstandskämpfer zum Dorfplatz gebracht und ihnen mit einem Wasserschlauch die Gesichter abgespritzt hätten, während ein Dorfbewohner unter dem wohlgefälligen Grinsen der Obrigkeit Cencerro durchsuchte, seine Uhr fand und sie einsteckte.
    Fuensanta de Martos ist in der Tat ein Dorf in der Sierra Sur von Jaén. Doch das Fuensanta de Martos, das der Leser dieses Buches kennengelernt hat, ist meine Erfindung. Ich habe seine geographische Lage berücksichtigt, doch nicht viel mehr. Wenn ich den Namen beibehalten habe, dann als Tribut an das Geschenk, das mir unser Freund Cristino in jener Nacht in Marokko machte, denn er wollte, dass sein Dorf authentisch mit seinem authentischen Namen erscheint, und hier ist es. Neben den biographischen Daten seines Lebens, aus denen ich meinen Nino entwarf, sind auch zahlreiche andere Geschichten in diesem fiktiven Roman gänzlich wahr, insofern sie Daten, Personen und Situationen wiedergeben, die ich der Realität entliehen habe.
    Dazu gehören vor allem das legendäre Leben und der heldenhafte Tod von Cencerro und Crispín. Den Requeté, der in Wirklichkeit auf Cencerros Leiche in Castillo de Locubín tanzte, versetzte ich auf Crispíns Leiche nach Martos. Alles Übrige folgt den tatsächlichen Ereignissen, angefangen bei den signierten Geldscheinen bis hin zu den Runden in den Bars, wo man auf Cencerro anstieß, oder dem romantischen Tod seines ersten Stellvertreters, Hojarasquilla – in manchen Quellen auch Hojarasquín –, in einem Bordell von Frailes; von den 150 000 Peseten, die Cencerro und Crispín in ihrer letzten Nacht in Stücke rissen – viele Jahre bevor Ricardo Piglia Plata quemada schrieb –, bis zu ihrer Umarmung, ehe sie sich die beiden letzten Kugeln in den Kopf schossen.
    Mein einziger persönlicher Anteil an der Chronologie jener Ereignisse, von Francisco Moreno Gómez ebenso streng wie gründlich in seinem Werk La resistencia armada contra Franco. Tragedia del maquis y la guerrilla erzählt, ist der Hauptmann des Heeres, der befiehlt, die Musik zu unterbrechen. In Wirklichkeit wagte es niemand, den beiden Orchestern Einhalt zu gebieten, die Paso dobles spielten, das eine in Cencerros Geburtsort, das andere in Crispíns, damit die Dorfbewohner um die Leichen tanzten. Dennoch gab es einige Offiziere des Heeres, die sich der Guardia Civil widersetzten, bei ähnlichen und sogar noch schlimmeren Vergehen. An dieser Stelle sei der Fall eines Infanterieleutnants erwähnt, der den Mut eines achtzehnjährigen Widerstandskämpfers namens Carlos Guijarro Freijoo dermaßen bewunderte, dass er ihm im Oktober 1944 ins Ohr flüsterte, nur ja keinen Zentimeter von der Seite des ihm beigestellen Guardia Civil zu weichen, egal wie sehr dieser ihn auch drängen mochte voranzugehen: Er wolle ihn nur in den Rücken schießen oder, wie es im unheilvollen Jargon der Zeit hieß, das »Fluchtgesetz« auf ihn anwenden.
    Ähnlich verhält es sich mit der Figur des Miguel Sanchís, die, obgleich sie fiktiv ist, dennoch eine Wahrheit offenbart, die vom franquistischen Propagandaapparat sorgfältig unter den Teppich gekehrt wurde. Sie zeigte sich in den verschiedensten Situationen, mal dramatisch als Selbstmord, dann wieder auf ganz andere Weise, wie etwa in Ramiro Pinillas vorzüglichem Werk Antonio B, el ruso : Ein Beamter der Guardia Civil teilt sein Butterbrot mit Antonio Bayo und rät ihm, im Falle seiner Verhaftung zu sagen, dass er stehle, um zu essen, nicht um sich zu bereichern, denn so unfassbar es klinge, es gebe sogar in der Guardia Civil Kommunisten.
    José Luis Cerveros Werk Los rojos de la Guardia Civil analysiert im Detail die Vorgänge auf den verschiedenen Kommandoebenen und in den Einheiten der Streitkräfte, die dem strikten Befehl des Herzogs von Ahumada folgten, der es den Mitgliedern der von ihm gegründeten Guardia Civil untersagte, sich gegen die rechtmäßige Regierung zu erheben. Der Staatsstreich von 1936 hatte nur in jenen Provinzen Erfolg, in denen die Guardia Civil den Aufstand unterstützte. Da, wo das Oberkommando sich gegenüber der rechtmäßig gewählten Regierung und ihren Pflichten loyal verhielt, kam es jedoch nach dem Krieg zu brutalen Repressionen. Mit Erlassung des Gesetzes vom

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