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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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Galdós’ Episodios Nacionales kostenlos an die Soldaten verteilt wurden.
    Elías, alias Regalito, entstammt meiner Phantasie. Es stimmt, dass das hohe Ansehen von Tomás Villén Roldán einige seiner Männer veranlasste, ihn bei verschiedensten Gelegenheiten wiederauferstehen zu lassen. In einem Fall spielte Adriano Collado Cortés, alias Zoilo, die Hauptrolle; er gab sich im Dezember 1947 als Cencerro aus und überfiel im Namen der »republikanischen Widerstandsarmee« einen Großgrundbesitzer. Als dieser einwandte, das könne nicht sein, Cencerro sei fünf Monate zuvor getötet worden, lächelte Zoilo nur und fragte: Gehören Sie etwa auch zu denen, die alles glauben, was die Guardia Civil sagt? Das genügte; seine Geisel zahlte Zoilo 300 000 Peseten, das bislang höchste Lösegeld, das man jemals für eine Entführung in Jaén gesehen hatte. Einen zweiten Cencerro, so wie der Leser ihn in diesem Buch kennengelernt hat, gab es in der Sierra Sur jedoch nicht.
    Mit Pepe, dem Portugiesen, meinem persönlichen Long John Silver, verhält es sich genauso. Auch er hat nie existiert, und dennoch gibt es in der jüngeren Geschichte Spaniens Hunderte, vielleicht Tausende von Männern und Frauen, deren Werdegang sich für ein paar Jahre oder ein ganzes Leben lang in gewissen Punkten ähnelte. Deshalb möge Armando López Salinas, der sehr gut weiß, was es heißt, einen Roman zu schreiben, mir verzeihen, wenn ich Pepe den Spitzenplatz auf der Liste der Partido Comunista de España bei den ersten freien Wahlen zuschrieb, einen Posten, den in Wirklichkeit er – Salinas – besetzte, der es ebenfalls nie zum Abgeordneten schaffte.
    Pelegrín Martos Peinado dagegen, der sozialistische Bürgermeister auf Lebenszeit und Geigenspieler aus Valdepeñas de Jaén, hat nicht nur existiert, sondern war obendrein der Großvater von Carmen Rodríguez Martos, einer meiner besten Freundinnen aus Rota. Sie erzählte mir die unwiderstehliche Geschichte eines Mannes, der Geige spielte in einem Dorf, wo es aus unerfindlichen Gründen übermäßig viel mehr Musiker gibt, als in jedem anderen Ort der Provinz, und man Wörter wie »remanecer« für das Verb »ser«, sein, benutzt, die es sonst nirgends gibt. Carmen hat ihren Großvater nie kennengelernt. Der Bürgermeister auf Lebenszeit blieb bis 1952 im Gefängnis, als eine tödliche Krankheit, an der er litt, ihre Endphase erreichte. Die Behörden entließen ihn, damit er wenige Tage später zu Hause sterben konnte.
    Ich danke Antonio Negrillos, dem Großneffen von Gregorio Lendínez, genannt Gregorete, einem Freund Cencerros, in dessen Haus in Valdepeñas de Jaén Crispín und er am 16. Juli 1947 Unterschlupf fanden und das sie nicht mehr lebend verließen. Gregorio Lendínez war im Winter 1939 über die Pyrenäen nach Frankreich geflüchtet, wo er zuerst in ein französisches Konzentrationslager gesteckt und anschließend unter der Vichy-Regierung ins KZ von Mauthausen verfrachtet wurde. Er kehrte lebend nach Frankreich zurück, befand sich aber in jenem Zeitraum nachweislich nie in Valdepeñas. Seine Schwester Beni unterstützte und beschützte Tomás Villén während der acht Jahre, die er in den Bergen verbrachte, und trug später mit ihrer ganzen Familie die Konsequenzen für ihre Loyalität. Ihre Verfolgung dauerte drei Jahrzehnte an. Antonio erzählte mir die ganze Geschichte bei einem langen, bewegenden Essen in Frailes, an dem auch Manuel Ruiz López, alias Manolo el Sereno, teilnahm. Trotz seines hohen Alters erfreute er sich eines ausgezeichneten Gedächtnisses und stellte mit einer manuellen Presse und traditionellen Techniken nach wie vor sein hervorragendes Olivenöl her. Manolo konnte sich noch gut an Cencerro und die Ereignisse erinnern, die er damals miterlebte, deshalb verdient er eine Erwähnung in diesem Buch, und sei sie auch noch so klein.
    Mein ganz besonderer Dank aber gilt Esther Estremera Villén, Tochter von Rafaela, der ältesten Tochter des einzigen und wahren Cencerro: Tomás Villén Roldán. Ich hatte das Glück, sie als eine meiner Leserinnen im Winter 2011 kennenzulernen. Esther hatte durch Zufall den Namen ihres Großvaters in der Reihe meiner »Episoden eines endlosen Krieges« entdeckt, in dem im September 2010 in Spanien erschienenen Teil Inés und das Glück . Nach der Vorstellung des Buches in Rivas Vaciamadrid rief mich mein Freund Juan Manuel Llorca an – Chef des Kabinetts eines ebenfalls alten Freundes von mir, des Bürgermeisters von Rivas, Pepe

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