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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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Tippkünste anspielte oder auf die möglichen Konsequenzen meines Vorschlags, der, wie mir erst jetzt klar wurde, gegen das Gesetz verstieß. Ich errötete so sehr, als wäre ich in ein Fettnäpfchen getreten, als hätte man mich dabei erwischt, wie ich ein heiliges Gesetz brach, als hätte ich, nur weil ich der Sohn eines Guardia-Civil-Beamten war, nicht das Recht, eine Meinung darüber zu haben, was recht und was unrecht, was richtig und was falsch war, und was ich nur aus Büchern gelernt hatte, weil die Realität es mich nicht lehrte. Aber darüber wollte ich lieber nicht nachdenken, und am Ende hatte ich das Formular schneller ausgefüllt, als erwartet.
    »Ich bringe es diesem …«, sagte ich zu Filo. »Ich bin gleich zurück.«
    Sie nickte. Als ich hinausging, stieß ich an der Tür gegen Michelins dicken Bauch. Er hatte von Romero, der im Dienst war, gerade erst von der Gefangenen erfahren. Es war nach sieben, der Feldwebel hatte seine Schicht schon beendet, aber ich traute mich nicht, das Formular im Wachbüro liegen zu lassen, damit er es am nächsten Tag unterzeichnen konnte.
    Langsam schlenderte ich hinüber zu seiner Tür und überlegte, wie ich mich am besten verhalten sollte. Als ich klopfen wollte, fand ich die Tür angelehnt, und als ich sie öffnete, quietschte sie nicht. Ich war bisher nie weiter gekommen als zur Diele, einem schmalen kurzen Gang, doch da war niemand. Sanchís und Pastora saßen hinter dem Vorhang, den sie selbst aus weißen Schnüren und bunten Kronkorken gebastelt hatte, manche glatt, andere gezackt. Er war viel schöner als der Vorhang, den wir zu Hause hatten. Mutter hatte Schnüre mit aufgezogenen braunen Röhrchen gekauft, die wie verbrannte Makkaroni aussahen, und behauptet, sie habe keine Zeit, die sie mit Handarbeiten vergeuden könne, Hauptsache, die Fliegen kämen nicht in die Küche. Doch als ich jetzt Sanchís und Pastora sah und das, was sie taten, schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass alles seine Richtigkeit und Logik besaß, und sei es nur, weil diese Szene an jedem anderen Ort anders gewesen wäre und ich hinter einem Vorhang wie dem unseren niemals das Gefühl gehabt hätte, dass sich ein Schwarm anmutiger, durchsichtiger Feen auf meinem Kopf niederlassen wollte.
    Was ich sah, erschien mir wie ein Trugbild innerhalb eines Trugbildes. In der sanften, komplizenhaften Brise wogte der Vorhang hin und her, sodass die Blechverschlüsse wertvollen Goldmünzen gleich gelb, orange, rot und weiß in der untergehenden Sonne schimmerten und leise aneinanderklirrten wie ein Glockenspiel. Es waren bloß billige Kronkorken von Bier-, Limonade- und Mineralwasserflaschen, aber in diesem Augenblick funkelten sie wie die Edelsteine einer verborgenen Welt, eines geheimen Paradieses, das ich versehentlich und unbefugt betreten hatte. Dieses Gefühl überkam mich, als ich die beiden durch das unruhige Meer aus glitzerndem Blech betrachtete. Er saß auf einem Schemel, sie ihm gegenüber auf einem hohen Stuhl. Pastora war barfuß, und auf ihren beiden Füßen, dem gesunden ebenso wie auf dem kranken, kontrastierte das Weiß der Wattebäusche, die ihre Zehen auseinanderhielten, mit dem wilden Rot des Nagellacks, den ihr Mann ihr auf die Fußnägel pinselte. Zum zweiten Mal an diesem Tag glaubte ich etwas zu sehen, das nicht sein konnte. Obwohl die Hauptperson in beiden Szenen dieselbe war, jagte mir das jetzige Bild keine Angst ein, sondern erfüllte mich mit Wärme und jenseits des Staunens mit einer seltsamen Freude, einem grenzüberschreitenden Jubel, durchsetzt von einer Lust, die ich zwar spürte, aber nicht verstand.
    In Fuensanta de Martos lackierte sich niemand die Fußnägel, und die Fingernägel höchstens zu besonderen Anlässen, immer in hellen Perlmuttfarben, wie es sich für anständige Frauen gehörte. Vielleicht wagten die unverheirateten jungen Mädchen deshalb mehr. Meine Schwester Dulce und ihre Freundinnen gingen mit leeren Fläschchen, die sie sorgfältig ausgespült hatten, um auch die letzte Spur des Hustensafts, der zuvor darin gewesen war, zu beseitigen, in die Drogerie, um sie für zwanzig Céntimos je nach Stimmung mit einem blassen oder intensiveren rosa Lack füllen zu lassen. Wenn Dulce nach Hause kam, versteckte sie alles in ihrem Schrank, nicht, weil Mutter ihr verbot, sich die Fingernägel zu lackieren, dagegen hatte sie nichts, auch wenn die Tochter erst zwölf war, sondern weil sie für den Pinsel schon wieder ein paar Borsten aus der

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