Der Feind meines Vaters - Roman
erschienen. Schließlich fand ich mich damit ab, die Zeile so gut wie möglich zu treffen, und drückte auf eine Taste nach der anderen, um mich nicht zu vertippen, f-u-e-n-s-a-n-t-a, denn diesmal lagen die Buchstaben nicht hintereinander. Sonsoles hatte mir nur Fingerübungen beigebracht und alle qwers und poius, die ich seit anderthalb Monaten tippte, halfen mir, den Namen meines Dorfes so schnell zu schreiben, als hätte ich eine alte Flinte vor mir, die man ständig nachladen musste.
»Und du lernst Schreibmaschine?«
Ich war so darauf konzentriert, die Tasten zu finden und mich nicht zu vertippen, damit ich Sanchís um kein neues Formular bitten musste, dass ich nicht einmal bemerkt hatte, wie Filo aufgestanden war und mich von ihrer Zelle aus beobachtete.
»Ja«, antwortete ich und hob die Hand von der Tastatur, um nicht aus Versehen eine falsche Taste zu drücken.
»Bei wem?« Trotz ihres ungläubigen Gesichtsausdrucks klang ihre Stimme sanft. »Mediamujer?«
»Ja.«
»Besonders weit bist du aber nicht gekommen.« Sie lächelte. Ich erwiderte ihr Lächeln. Es war, als bedankte sie sich bei mir dafür, dass ich vorhin aufgestanden war, und ich hatte das Gefühl, dass allein dieses Lächeln es wert gewesen war.
»Na ja, eigentlich haben wir noch gar nicht richtig angefangen, glaube ich, denn seit anderthalb Monaten mache ich nur Schreibübungen.«
»Seit anderthalb Monaten?«
»Ja.« Als ich nickte, hoben sich ihre Brauen vor Verblüffung noch höher.
»Ach übrigens, wie ist dein richtiger Nachname?«
»Martín. Aber so wirst du nie Schreibmaschine lernen, Nino.«
Ich sah sie an und hatte das Gefühl, dass sie es ernst meinte. Und das wollte etwas heißen, denn Filo war sehr bewandert, Mutter sagte, sie könne im Kopf addieren, subtrahieren, multiplizieren und sogar einen Dreisatz ausrechnen.
»Kannst du Schreibmaschine schreiben?«, fragte ich.
»Einigermaßen. Ich habe es gelernt, als Elena, Mutters Freundin, zu uns gezogen ist. Sie brachte eine Schreibmaschine mit, aber nachdem es noch im Frühling gefroren hat und die ganze Ernte verlorenging, mussten wir sie letztes Jahr verpfänden, und bislang konnten wir sie noch nicht wieder einlösen.«
In diesem Augenblick hörten wir Pastoras unverwechselbar holprigen Schritt, erst ein leichtes Aufsetzen, dann das lautere Stapfen des orthopädischen Schuhs, wie der Rhythmus eines falsch gesungenen Liedes, ein unfreiwilliger Alarm, der meine Finger auf den Tasten beflügelte, während Filo sich zurückzog und wieder auf der Bank ihrer Zelle Platz nahm.
»Bist du so weit?«, fragte sie von der Türschwelle aus.
»Noch nicht, aber gleich«, log ich. Sie nickte und wandte sich an die Gefangene.
»Hier.« Sie reichte ihr ein in Zeitungspapier eingewickeltes Päckchen. »Ich bin gerade deiner Schwester Paula begegnet und soll dir das geben.«
Es war ein Brot mit duftendem Schweinespeck, aber Filo hatte noch eine Frage, ehe sie es auspackte.
»Hör mal, Pastora«, sagte sie. »Weißt du, was dein Mann mit der Rolle gemacht hat?«
»Versuch es gar nicht erst, Filo.« Pastora lächelte süffisant, während sie auf die Tür zuging. »Mein Mann gehört nicht zu denen.«
Ich hatte davon gehört, es gab Gerüchte, vor allem über Izquierdo, obwohl Paquito mir versichert hatte, dass auch Carmona es machte, sein Vater aber nicht, behauptete er, und meiner auch nicht. Unsere Väter übergaben die Rollen dem Büro für Espartogras, so wie es vorgeschrieben war, die anderen beiden jedoch verkauften sie an diejenigen zurück, denen sie sie zuvor abgenommen hatten, für die Hälfte des Preises, den jene normalerweise dafür erhalten hätten. Ich hatte es nicht glauben wollen, weil Paquito gern vor mir damit angab, dass er bestens informiert sei und seine Eltern alles vor ihnen besprächen, anders als meine, die immerzu in Rätseln sprachen oder sich den Finger vor die Lippen hielten, wenn wir anwesend waren. Ich war sicher, dass er die Hälfte erfand, um anzugeben, aber nun entdeckte ich, dass zumindest diese Behauptung zutraf. Es war ein solcher Gipfel an schändlicher Wahrheit, dass ich über die Worte, die ich nie hätte aussprechen dürfen, keinen Moment nachdachte.
»Soll ich die Rolle suchen, Filo? Soll ich nachsehen, ob …?«
»Du?« In ihren Augen war mehr Angst als Überraschung. »Aber wie sollst du …? Mach lieber, dass du fertig wirst, sonst müssen wir beide noch hier übernachten!«
Ich begriff nicht ganz, ob sie auf meine elend langsamen
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