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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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einem Kinderhort der Vereinigten Sozialistischen Jugend, wo man sich um die Waisen der Bombenangriffe kümmerte, in die Anstalt gekommen war. Als Doña Elena nach Madrid fuhr, um sie abzuholen, versuchte sie herauszufinden, wo der Schwiegersohn geblieben war, den sie niemals kennenlernen sollte, bekam jedoch zu hören, dass man nur Familienangehörigen Auskunft erteile. In dem Augenblick dachte sie, dass ihr Mann gut daran getan hatte zu sterben und sie dasselbe tun sollte, doch dann nahm sie die Kleine auf den Arm, fuhr nach Carmona zurück und war bald froh, überlebt zu haben.
    Fast zwei Jahre lang war ihre Enkelin ihre einzige Familie und etwas, das sie für alles zu entschädigen schien, was sie verloren hatte, bis ihr im Winter 1941 eine der Freundinnen, die sie in der Schlange vor dem Gefängnis kennengelernt hatte, von der schrecklichen Lage einer Gefangenen in Sevilla berichtete, die Witwe war und mit ihren beiden Kindern dort einsaß. Als sie eingeliefert wurde, war das Kleine noch ein Säugling und das andere drei Jahre alt. Die Frau hatte gehofft, man würde ihr erlauben, den Kleinen bis zu seinem fünften Lebensjahr behalten zu dürfen, doch nun hatte man beschlossen, ihr beide Kinder wegzunehmen, und ihr Bruder hatte ihr gerade schriftlich mitgeteilt, dass er sie auf keinen Fall abholen könne. Doña Elena, die irgendwie über die Runden kam, weil sie noch Dinge besaß, die sie verkaufen konnte, überlegte nicht lange. Sie holte die Kinder ab und nahm sie für mehr als drei Wochen bei sich zu Hause auf, bis Catalina la Rubia einen Brief von ihrer Schwiegertochter erhielt, sich Geld für die Reise lieh und schließlich nach Carmona kam.
    Aus irgendeinem Grund, hinter den ich nie gekommen bin, weil er alle üblichen Grenzen der Solidarität und Dankbarkeit sprengte, wurden Catalina und Doña Elena dort enge Freundinnen. Im September kehrte Catalina mit ihren Enkeln zu der Freundin zurück, und diese begleitete sie am Tag der Jungfrau der Gnade nach Sevilla. Es war das einzige Datum im Jahr, an dem die Kinder ins Gefängnis durften, um ihre Mütter zu sehen. In Carmona war es immer noch so heiß, dass Catalina ihre Freundin beim Abschied einlud, den nächsten Sommer in Fuensanta de Martos zu verbringen, wo die kühle Luft aus den Bergen die Nächte erträglich machte. Doña Elena fand großen Gefallen an dem Hof und kam jeden Sommer wieder, bis Manoli im Jahr 1945 aus dem Gefängnis entlassen wurde. Im Gegensatz zu ihrem Mann hatte sie sich vor ihrer Verhaftung nie für Politik interessiert. Blas hatte an der Erstürmung der Kaserne teilgenommen, in der sich am 18. Juli 1936 die Guardia Civil und die Falangisten von Fuensanta de Martos vergeblich gegen die Republik erhoben hatten. Und während einer knappen Woche, bevor er beschloss, mit drei seiner vier Brüder der republikanischen Miliz beizutreten, war er Vorsitzender des Komitees gewesen, das die Macht im Dorf übernommen und die Anführer der Erhebung hingerichtet hatte. Im Herbst entschied dasselbe Komitee, Manoli den Posten anzubieten, den ihr Schwager Anselmo aufgegeben hatte, als auch er sich der Miliz anschloss, als Geste der Anerkennung für eine der Familien, die am meisten für die Verteidigung der Republik riskiert hatten. Diese Würdigung brachte ihr am Ende des Krieges ein Todesurteil ein, das später in zwanzig Jahre Zuchthaus umgewandelt wurde. Dank ihrer hingebungsvollen Arbeit – Dutzende von Hand bestickte Tischdecken und Bettlaken für die Aussteuer der Señoritas von Sevilla – wurden sie auf sechs Jahre reduziert.
    Als sie das Dorf verließ, war Manoli – anders als ihre Schwägerinnen – sanftmütig, klein und unscheinbar gewesen. Doch als sie wieder nach Fuensanta zurückkam, stellte sie unter Beweis, dass sie sich im Gefängnis in eine echte Rubia verwandelt hatte. Am helllichten Tag ging sie unter aller Augen zum Haus ihres Bruders, spuckte auf die Tür und zog mit ihren beiden Söhnen auf das Gehöft ihrer Schwiegermutter. Doña Elena und ihre Enkelin waren mitgekommen und ließen sich ebenfalls dort nieder, so als gehörten sie zur Familie. Als ich sie kennenlernte, waren sie bereits eine. Elenita hatte den typischen Akzent eines Kindes vom Land, genauso wie die Söhne von Manoli. Blas und Pedrito behandelten sie wie eine Cousine, und bald begannen die drei, mich hartnäckig zu schneiden.
    Diese Situation, die viele Dorfbewohner nicht verstanden, war eine nie versiegende Quelle für allerlei Gerüchte und oft böswillige

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