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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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Meter von dem Hof der sechs Frauen entfernt, die jetzt eine nach der anderen vor die Tür traten.
    Bis zu diesem Tag kannte ich sie nur vom Sehen, außer Filo, mit der ich schon ein paarmal gesprochen hatte, ehe wir uns an jenem Nachmittag auf der Wache begegnet waren. Sie war die einzige, die ins Dorf kam, um ihre Eier zu verkaufen und im Laden einzukaufen. Doch ein paar Tage später war ich auf der Straße Chica begegnet, sie war mit ihrem Freund zusammen, ich allein, und sie grüßte mich. Sie sagte nur hola , aber das war auch schon etwas, und weiter waren wir nicht gekommen. Manoli würdigte mich keines Blickes, wenn sie Pedrito von der Schule abholte, aber an diesem Nachmittag waren sie erheblich freundlicher, als ich es mir jemals hätte träumen lassen. Vielleicht weil ich auf ihrem Gebiet war und nicht umgekehrt, vielleicht weil sie froh waren, die Schreibmaschine wiederzuhaben, ganz abgesehen von den zusätzlichen Einnahmen, oder vielleicht auch bloß, weil Pepe bei mir war.
    »Ach, das verlorene Kind, das im Tempel wiedergefunden wurde!« Catalina stand auf und umarmte ihn. »Wurde aber auch Zeit, dass du uns mal wieder einen Besuch abstattest, du Hallodri.«
    »Ich habe so gut wie keine Zeit, Rubia, das weißt du doch.« Er erwiderte ihre Umarmung lächelnd und mit einem so einschmeichelnden Ausdruck, wie ich ihn dieser Furie gegenüber nicht für möglich gehalten hätte. »Du hast viele Hände, die dir hier helfen, ich dagegen muss alles allein machen.«
    Dann trat eine untersetzte Frau auf ihn zu und umarmte ihn. Ihr war noch eine frühere Körperfülle anzusehen, die sie von den anderen unterschied, obwohl nun alle gleich hager waren. Ich wusste nicht, wer es war, aber aufgrund der Eleganz, die ihr wie eine zweite Haut anhaftete, folgerte ich, dass es Doña Elena war.
    »Da wird sich aber eine ganz besonders freuen«, sagte sie anschließend und lächelte breit.
    »Tja, eine, die gern viel redet«, entgegnete Pepe und erwiderte ihr Lächeln. »Aber ich glaube nicht, dass sie Grund zur Klage hat.«
    »Du wirst schon sehen«, entgegnete Doña Elena, und dann fingen alle drei Töchter von Catalina gleichzeitig an zu lachen.
    Zum ersten Mal sah ich sie alle zusammen und aus der Nähe, so unverletzlich, als wäre ich unsichtbar, denn bislang schien noch niemand bemerkt zu haben, dass der Portugiese nicht allein gekommen war.
    Die drei Töchter waren sich sehr ähnlich, doch nicht wie Geschwister. Man hatte den Eindruck, als hätten ihre Eltern bei den beiden Älteren noch geübt, um dann mit der Jüngsten einen Volltreffer zu landen. Ich wusste nicht, ob es mit den Söhnen auch so war, da ich keinen von ihnen kannte, aber die Frauen hatten alle ähnliche Gesichtszüge, denselben Ausdruck und auch dieselbe Figur. Trotzdem war es unmöglich, sie zu verwechseln, selbst von weitem. Auf den ersten Blick war Chica fast noch hübscher als Filo, aber wenn man sie genauer ansah, stellte man fest, dass etwas mit ihrem Gesicht nicht stimmte, irgendetwas war einen halben Millimeter zu hoch oder zu tief gerutscht, zu weit nach links oder nach rechts, jedenfalls befand es nicht da, wo es hingehörte. Sie hatte dieselben Maße wie ihre Mutter, war allerdings vier Finger kleiner, eine untersetzte Version ihrer Schwester Paula, der größten von allen und die mit den längsten Beinen. Von den dreien hatte sie die beste Figur, war aber zugleich die hässlichste, weil sie Catalinas strenge Gesichtszüge geerbt hatte, ohne den sanften Blick ihrer Schwestern. Filo hingegen vereinte das Beste der beiden älteren Schwestern in sich. An diesem Nachmittag, da ich Chica auf der einen und Paula auf der anderen Seite sah, erschien mir ihre Schönheit natürlicher, weniger auffallend, zumindest bis ich Doña Elenas Kommentar entnahm, dass der Portugiese sich in eine von ihnen verknallt hatte, und ich verdächtigte nur Filo.
    »Pah!« Doch es war Paula, die eine Grimasse zog, ehe sie, ohne sich noch einmal umzublicken, ins Haus zurückkehrte. »Ich glaube kaum, dass der heute viel zu sehen bekommt …«
    »Ich habe euch Nino mitgebracht.« Er jedenfalls sah mich noch einmal an, bevor er ihr unter dem Gelächter der anderen hinterhereilte. »Seid nett zu ihm, er ist ein braver Junge.«
    Dann ließ er mich in meiner Verwirrtheit stehen. Seit ich gesehen hatte, wie Catalina ihn in ihrer Umarmung fast zerquetscht hatte, war sie immer größer geworden. Ich fürchtete, dass sie mit mir etwas Ähnliches vorhatte, doch sie war die einzige,

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