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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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seine Kontonummer ein und passierte drei verschiedene Sicherheitsportale, bis sein Kontostand auf dem Bildschirm erschien. Abel runzelte die Stirn und stieß einen Fluch hervor. Der Kontostand betrug eine Million Dollar, nicht elf Millionen.
    Abel stand auf, drehte einige Runden um die Parkbank und setzte sich wieder hin, um seine Instruktionen an die Bank einzutippen. Er wollte das Geld vom Konto nehmen, bevor er den geplanten Anruf tätigte. Nachdem er die Transaktion durchgeführt hatte, rief er in Rashids Büro an. Der Prinz war nicht da, doch er erwartete den Anruf. Der Assistent gab Abel eine Nummer an, die er anrufen sollte. Abel beendete das Gespräch, ohne dem Mann für die Auskunft zu danken. Er fragte sich, ob das irgendeine Falle sein konnte, und beschloss, den Anruf von einer Telefonzelle aus zu machen.
    Einen halben Block weiter fand er eine Zelle, wo er die angegebene Nummer wählte. Es klickte mehrmals, ehe sich ein Mann am anderen Ende meldete.
    »Prinz Muhammad, sofort«, sagte Abel.
    »Darf ich fragen, wer spricht?«
    »Geben Sie ihn mir einfach«, versetzte Abel. Er blickte sich kurz um und zählte die Sekunden.
    »Erich?«, fragte der Prinz. »Wo sind Sie?«
    »Ich bin in Wien«, log Abel, »und Sie?«
    »In Südspanien.«
    Abel schüttelte den Kopf. Rashid träumte oft davon, dass Andalusien eines Tages wieder moslemisch sein würde. »Ich habe gerade auf meinem Konto nachgesehen. Sie sind mir noch zehn Millionen Dollar schuldig.«
    »Ich habe schlechte Neuigkeiten für Sie. Die Amerikaner wissen schon, dass Sie für Saeed gearbeitet haben.«
    »Sie lügen.«
    »Nein, es stimmt.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Der Direktor der National Intelligence … Ross.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.« Abel bemühte sich, ruhig zu klingen, wenngleich es in seinem Kopf zu hämmern begann.
    »Es ist aber so. Ich glaube außerdem, dass Wien im Moment kein gutes Pflaster für Sie ist. Fliegen Sie nach Saudi-Arabien, dann werde ich Sie schützen.«
    Fliegen Sie nach Saudi-Arabien, dann werde ich Sie töten, meinst du wohl , dachte Abel. »Wie sind die Amerikaner auf mich gekommen? Saeed hätte ihnen sicher nichts gesagt.«
    »Sie wissen es von den Killern, die Sie angeheuert haben.«
    »Hat man sie geschnappt?«, fragte Abel ungläubig.
    »Nein. Jedenfalls nicht dass ich wüsste. Man hat mir nur gesagt, dass die CIA mit den Banken gesprochen hat, die Sie und Saeed benutzt haben. Saeed hat Ihnen das Geld nicht weggenommen. Das war die CIA.«
    »Es ist mir egal, wer das Geld genommen hat. Unsere Vereinbarung gilt immer noch. Elf Millionen Dollar. Zehn davon sind Sie mir noch schuldig.«
    »Das stimmt«, räumte Rashid ein, »und Sie werden sie auch bekommen. Ich überweise Ihnen alle sechs Monate eine Million.«
    »Das dauert fünf Jahre.«
    »Genau, und in dieser Zeit werde ich ruhig schlafen können, weil ich weiß, dass Sie einen Anreiz haben, mich nicht zu verraten.«
    »Nein! Wir haben gestern eine Abmachung getroffen.«
    »Abmachungen muss man manchmal ändern. Kommen Sie nach Granada. Ich schicke Ihnen mein Flugzeug. Wir können dann über die Modalitäten sprechen.«
    Abel schlug sich mit dem harten Telefonhörer mehrere Male gegen die Stirn. Er war nicht in der Position, um zu verhandeln. »In sechs Monaten will ich eine Million auf meinem Konto sehen, sonst erzähle ich den Amerikanern alles über Sie. Nicht nur die Sache mit Rapp, sondern alles. Und für den Fall, dass Sie beschlossen haben, Ihren Schläger Tayyib auf mich anzusetzen, sollten Sie wissen, dass ich eine Versicherung abgeschlossen habe.«
    »Was für eine Versicherung?«
    »Ich habe alles auf eine verschlüsselte CD gespeichert und sie einem Anwalt übergeben«, log Abel. »Wenn ich ihn nicht jeden Monat bis zu einem bestimmten Datum anrufe, wird er die CD an das FBI schicken. Ich will alle sechs Monate meine Million auf dem Konto haben, Rashid, und wenn ich Tayyib oder einen seiner Leute irgendwo auftauchen sehe, werde ich Mitch Rapp persönlich anrufen.«
    Abel knallte den Hörer auf die Gabel und wirbelte herum. Er nahm seinen Koffer und schritt zur Straße hinunter. Er hatte in Wirklichkeit noch keine derartigen Vorkehrungen mit einem Anwalt getroffen, aber er würde es bei der nächsten Gelegenheit tun. Gegen Rashids Abänderung ihrer Vereinbarung war nur schwer etwas einzuwenden. An seiner Stelle hätte es Abel wohl genauso gemacht. Dennoch war dem Prinzen nicht zu trauen, und deshalb beschloss Abel, zu Plan B überzugehen.

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