Der Feind
fleischfarbene Ohrhörer. »Sie sind aufgeladen und einsatzbereit.«
Rapp und Coleman steckten die Funkgeräte in ihre Jackentaschen, befestigten die Mikrofone an der Innenseite des Kragens und steckten sich jeder einen Knopf ins Ohr, während sie zur Tür eilten.
»Milt«, rief Rapp über die Schulter zurück, »sag Sarah, sie soll unter keinen Umständen irgendjemanden töten, bevor ich dort bin. Und schick das Foto von dem Kerl nach Langley, damit sie überprüfen können, ob es wirklich der Mann ist, den ich suche.«
»Was haben eigentlich die Salvadorianer mit der Sache zu tun?«, fragte Milt, während er den beiden nachsah. Rapp ging nicht mehr auf die Frage ein. »Warum habe ich bloß so ein Gefühl, dass ich hinterher wieder sauber machen muss, wenn die Jungs da drüben fertig sind?«, murmelte Milt, zog das Mikrofon herunter und machte sich daran, seinen Leuten ihre neuen Positionen zuzuweisen.
74
Tayyib fragte sich bereits, ob die Frau überhaupt irgendetwas wusste. Sie hatten sie von ihrer Wohnung mitgenommen, in den Kofferraum eines Wagens gesteckt und sie in die Botschaft gebracht. Tayyib hatte mit den Fingernägeln ihrer linken Hand begonnen. Er riss sie einen nach dem anderen heraus. Nach dem ersten änderte sie ihre Geschichte. Sie hatte zuerst behauptet, sie wisse nicht, wo sich ihr Chef aufhielt, und räumte dann ein, dass er in Italien sein könnte. Wo in Italien, wollte er wissen. Schluchzend versicherte sie, dass sie es nicht wisse und dass sie nur gehört habe, wie er etwas von Italien gesagt hätte. An diesem Punkt beschloss er, sie von zwei Männern vergewaltigen zu lassen. Sie waren nur zu gern dazu bereit, und Tayyib wusste, dass sie ihm dankbar waren. Tayyib selbst würde sich nicht auf diese Weise beschmutzen, aber er wusste, dass man bei Frauen etwas erreichen konnte, wenn man sie auf diese Weise unterwarf.
Er verließ den Lagerraum im Keller und ging in die Küche. Er gab den beiden Männern eine Stunde, in der er ein belegtes Brot aß, ein Glas Milch trank und überlegte, welche Fragen er ihr stellen würde, wenn er das Verhör fortsetzte. Abel war ein Mann, der offensichtlich viel für neueste Technologie übrig hatte. Tayyib war ihm vor fünf Jahren zum ersten Mal begegnet. Schon damals hatte er eines dieser tragbaren Geräte bei sich gehabt, die gleichzeitig Computer und Telefon waren. Sein Büro würde den entscheidenden Hinweis liefern. Dort würde Tayyib irgendetwas finden, das ihm verriet, wo sich Abel aufhielt. Irgendeine Information, die auf einem Computer gespeichert war. Tayyib konnte es sich nicht leisten, Rashid noch einmal zu enttäuschen. Er musste den Deutschen finden, sonst würde ihm der Prinz nie wieder vertrauen.
Als er wieder hinunterging, waren die Männer gerade mit ihr fertig geworden. Sie hatten sie nackt auf dem Tisch festgebunden. Er hätte nur noch hingehen zu brauchen und sie zu nehmen. Tayyib spürte eine unerwartet starke Erregung in sich aufsteigen und war nahe daran nachzugeben. Um gegen das Verlangen anzukämpfen, zwang er sich, in Gedanken ein Gebet zu verrichten. Allahu Akbar, Allahu Akbar … Ashahadu an la Haha ill allah … Ashahadu anna Muhammadar Rasulullah … Gott ist groß, Gott ist groß. Ich erkläre, es gibt keinen Gott außer Allah. Ich erkläre, dass Mohammed der Bote Allahs ist …
Das Gebet konnte seine Begierden jedoch nicht besänftigen, und er wusste, dass er nicht länger in der Gegenwart der Verführerin bleiben konnte. Einer der Männer berichtete lachend, dass die Frau sie angefleht hätte aufzuhören, und dass sie etwas von einem Safe im Büro gesagt hätte. Es war schon vier Uhr morgens vorbei, und Tayyib wies seine Männer verärgert an, sie noch einmal zu vergewaltigen. Es wäre zu riskant gewesen, jetzt ins Büro einzudringen. Sie würden morgen Vormittag mit der Frau ins Büro gehen.
75
Rapp und Coleman nahmen die Treppe. Coleman stürmte wie der Blitz hinunter, während Rapp mit seinem steifen Knie und seiner Oberschenkelverletzung nicht ganz Schritt halten konnte. Coleman wartete unten an der Straße auf ihn, und sie gingen nebeneinander her – zügig, aber nicht so schnell, dass sie aufgefallen wären. Sie kamen an einem Polizisten vorbei und beachteten ihn nicht weiter. Rapp begann mit den Händen zu gestikulieren und sagte etwas auf Französisch zu Coleman. Sie hatten einen langen und einen kurzen Häuserblock zurückzulegen. Nach nicht ganz drei Minuten standen sie vor dem Haus.
»Ich betäube den
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