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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Sein Vorhaben war etwas riskant, doch es war besser, es jetzt zu tun, als noch einen Tag zu warten. Die Amerikaner würden sicher früher oder später von seinem Haus in den Bergen erfahren. Bevor er nach Venedig aufgebrochen war, hatte er seinen neuen Mercedes in einer privaten Garage untergestellt. Nun würde er den Wagen holen und auf dem schnellsten Weg zu seinem Haus in den Bergen fahren. Er musste den Safe plündern, in dem immerhin über 500000 Dollar in bar lagen, außerdem einige Waffen, verschiedene Ausweispapiere und einige sehr wichtige Unterlagen.

77
WIEN, ÖSTERREICH
    Die beiden Saudis lagen auf dem Rücken, an Händen und Füßen gefesselt, den Mund und die Augen mit Klebeband verschlossen. Sie hatten die Wunde am Ellbogen des einen Mannes verbunden – nicht weil sie sich um seine Gesundheit sorgten, sondern weil sie nicht noch mehr Blut aufwischen wollten. Es hatte einen ganzen Sack Katzenstreu gebraucht, um all das Blut aufzusaugen, das aus dem Kopf des dritten Mannes ausgetreten war. Milts Team war mit solchen Problemen vertraut. Sie machten sich sofort auf den Weg durch die Stadt, um einen Staubsauger, Reinigungslösungen, Katzenstreu, Klebebänder, einige Rollen Kunststofffolie und einen 50-Zoll-Fernseher zu kaufen. Das Fernsehgerät ließen sie in einer Gasse stehen, doch die Schachtel behielten sie.
    Rapp sah zu, wie der Mann mit dem Kopfschuss in die Folie eingewickelt und schließlich in die große Schachtel gepackt wurde. Keiner der drei Männer hatte irgendwelche Papiere bei sich, doch Rapp hätte gewettet, dass sie Saudis waren. Der groß gewachsene Mann mit der Ellbogenwunde lag auf dem Boden, während der andere mit einer Xanax-Spritze außer Gefecht gesetzt und auf seinen toten Kameraden gelegt wurde. Milts Leute klebten die Schachtel wieder zu und trugen sie hinaus. Der Tote würde, in Stücke geschnitten, in mehreren Fässern Industriesäure landen. Sie wussten noch nicht so recht, was sie mit dem zweiten Kerl anfangen sollten, doch als ihnen die Frau erzählte, wie brutal man sie geschlagen und vergewaltigt hatte, war Rapp versucht, ihm den Hals umzudrehen.
    Coleman und Sarah waren im anderen Zimmer und redeten auf die Frau ein. Sie hatten ihr eine viel kleinere Dosis Xanax verabreicht, um sie ein wenig zu beruhigen. Sie machte einfach zu viel Lärm. Sie erzählte ihnen, wie sie in der Nacht zuvor ihre Wohnungstür geöffnet und den großen Kerl vor sich gesehen hatte. Das Nächste, woran sie sich erinnerte, war, dass sie in irgendeinem Keller aufwachte und geprügelt wurde. Sie wollten von ihr wissen, wo ihr Chef war. Coleman und Sarah wollten dasselbe von ihr erfahren, doch sie gingen behutsam vor. Nach allem, was die Frau durchgemacht hatte, würde man nicht viel erreichen, wenn man sie grob behandelte oder in irgendeiner Weise Druck auf sie ausübte. Sie hörten ihr zu und stellten ihr behutsam einige Fragen, um sie in die richtige Richtung zu führen. Wann haben Sie zum letzten Mal mit Ihrem Chef gesprochen? Haben Sie diese Männer schon einmal gesehen?
    Sie erzählte ihnen, dass ihr Chef sie vergangenen Donnerstag angerufen und ihr gesagt habe, dass sie für eine Weile nicht mehr ins Büro kommen solle. Sie beschloss, die Zeit für eine Reise zu nutzen. Sie wollte heute früh aufbrechen, doch da tauchten diese Männer in ihrer Wohnung auf. An diesem Punkt ihrer Schilderung wurde sie wieder von den schrecklichen Erinnerungen überwältigt, und sie brauchte noch etwas Xanax, um sich zu beruhigen. Einen der Männer hatte sie wiedererkannt. Den Großen. Sie war sich ziemlich sicher, dass er ein Saudi war. Ihr Chef arbeitete viel mit den Saudis und einigen anderen arabischen Ländern zusammen. Sie wies darauf hin, dass Wien einer der drei Sitze der Vereinten Nationen und außerdem Sitz der OPEC war. Coleman fragte nach, welche Art von Aufträgen sie übernahmen. Größtenteils Lobbying, aber auch Risikoeinschätzung, lautete ihre Antwort. Coleman fragte, ob sie wisse, dass ihr Chef früher für die DDR-Geheimpolizei gearbeitet hatte. Sie verneinte, und er glaubte ihr.
    Unterdessen untersuchte Rapp den Inhalt des Safes. Einer von Milts Leuten hatte den Geldschrank in nicht einmal zwei Minuten geöffnet. Drinnen fanden sie einige recht interessante Dinge, wie zum Beispiel ein Exemplar von Alice im Wunderland. Wahrscheinlich hatte ihm einer seiner Vorgesetzten vom KGB das Buch geschenkt. Rapp schlug es auf und fand tatsächlich ein paar handgeschriebene Zeilen auf Russisch. Nachdem

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