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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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von dem neuen Job nicht reine Schaufensterdekoration ist.«
    Anna hob erstaunt eine Augenbraue. »Wird Irene dir auch Ross vom Leib halten können?«
    Rapp wandte sich seiner Frau zu und lächelte. »Nicht schlecht, Frau Spürnase.«
    Sie kamen am National Arboretum vorbei und erreichten ein heruntergekommenes Viertel der Stadt. Anna riss ihn kurz an den Haaren. »Warum habe ich dich bloß geheiratet?«
    Rapp hielt den Blick auf die Straße gerichtet. »Weil du den Drang hast, alles zu kontrollieren, und weil du Herausforderungen liebst. Ich bin dein Mount Everest, und du willst mich besteigen.« Er sah seine Frau mit einem verwegenen Lächeln an. »Das klingt nicht schlecht. Willst du mich heute Nacht besteigen?«
    »Nicht, wenn du so unausstehlich bist.«
    »Liebling, unsere Liebe ist für mich etwas Wunderbares, und wenn ich meiner Liebe Ausdruck verleihe, wäre es schön, wenn das irgendwie erwidert würde. Weißt du … ich habe auch Gefühle.«
    »Du bist unmöglich«, sagte sie lachend. »Ich habe sicher auch ein paar Fehler, aber wenn ausgerechnet du mir sagst, ich würde immer alles kontrollieren wollen, dann ist das ungefähr so, wie wenn Donald Trump zu jemandem sagen würde, dass er ein übersteigertes Ego hat.«
    »Liebling«, erwiderte Rapp in belehrendem Ton, »du weißt doch, dass jede Bemerkung, die nicht positiv ist, im Grunde ein Hilferuf ist.« Er streckte die Hand aus und tätschelte ihr Knie. »Wenn du darüber reden willst, ich bin für dich da.«
    Anna war mit drei Brüdern aufgewachsen und hatte gelernt, sich zu wehren. Sie holte aus und boxte ihn in die Schulter.
    Rapp begann ausgelassen zu lachen. »Hilfe! Gewalt in der Ehe!«
    Sie versetzte ihm zwei weitere Schläge gegen den Arm und wollte schon ein viertes Mal zuschlagen, als ihr plötzlich einfiel, wie sie als Kind mit ihren Brüdern »Slug Bug« gespielt hatte – ein Spiel, bei dem es darum ging, dem anderen einen Schlag zu versetzen, sobald man irgendwo einen VW Käfer sah. Aber heute war sie eine erwachsene Frau Anfang dreißig, und solche Kindereien waren vielleicht nicht mehr ganz angebracht. »Oh … Mitchell, warum lasse ich mich immer wieder von dir aufziehen?«
    Rapp lachte immer noch. »Weil du mich liebst.«
    »Also, manchmal kommt es mir wirklich so vor, als wäre ich mit einem Kind verheiratet«, erwiderte sie vorwurfsvoll und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Er lachte immer noch, als er ihr die rechte Hand auf den Oberschenkel legte. »Es tut mir leid, Liebling.« Im selben Augenblick kam ihm jedoch schon wieder der Gedanke, sie noch ein klein wenig zu quälen. Er ließ seine Hand an ihr Knie gleiten, wo sie ungeheuer kitzlig war, und packte zu, dass sie fast bis an die Decke sprang.
    Sie schlug zweimal auf seine Hand und zog an seinen Fingern, während sie abwechselnd lachte und vor Schmerz aufschrie. Ihr Mann ließ sie schließlich los, und sie saß kichernd da, während ihr das schulterlange rotbraune Haar ins Gesicht fiel. Nach gut zehn Sekunden richtete sie sich auf und strich sich die Haare zurück. »Das wirst du mir büßen, das ist dir hoffentlich klar.«
    Rapp nickte. »Glasklar.«
    Als er sich gerade selbst dafür loben wollte, dass er sie von einem Thema hatte ablenken können, über das er nicht sprechen wollte, sagte sie: »Und glaub ja nicht, dass ich nicht weiß, warum du das alles getan hast.«
    »Was meinst du damit?«
    »Dass du vom Thema abgelenkt hast, weil du nicht über deinen neuen Chef sprechen wolltest. Würdest du mir verraten, warum du ihn nicht magst, oder soll ich lieber ein paar Leute anrufen und sie fragen, warum du ihn ihrer Meinung nach nicht magst?«
    »Schau … jetzt fängst du schon wieder an.«
    Sie näherten sich mittlerweile dem Weißen Haus. »Fahr nicht so schnell, und lenk nicht wieder vom Thema ab. Du weißt, dass ich den ganzen Tag telefonieren werde, wenn du mir keine ehrliche Antwort gibst.«
    Er wusste, dass sie es verdammt ernst meinte. »Also gut, du Erpresserin. Ich weiß einfach nicht, was ich von dem Mann halten soll. Ich weiß nicht viel über ihn, aber ich habe gewisse Vorbehalte.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Ich glaube, dass er jemanden piesackt, den ich kenne.« Rapp dachte an Colemans Ärger mit dem Finanzamt.
    »Warum das?«
    »Ich werde bald mehr wissen … hoffe ich wenigstens.«
    Sie erreichten den nordwestlichen Fahrzeug-Checkpoint einen Block vom Weißen Haus entfernt. Rapp stellte den Motor ab.
    Sie beugte sich zu ihm hinüber und sah ihn mit ihren

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