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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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smaragdgrünen Augen an. »Du wirst es mir heute Abend erzählen.«
    »Erst, wenn du mich bestiegen hast.«
    Sie bemühte sich, nicht zu lächeln, was ihr aber nicht gelang. »Mal sehen.«
    Er beugte sich zu ihr und küsste sie. »Ich liebe dich, mein Schatz.«
    »Ich liebe dich auch.« Anna stieg mit ihrer Handtasche und ihrer Schultertasche aus dem Wagen. Sie ging an der Vorderseite des Autos vorbei, winkte ihm noch einmal zu und schenkte ihm ihr umwerfendes Lächeln, das auch im Fernsehen so großartig aussah.
    Rapp ließ das Fenster herunter. »Pass auf dich auf.«
    »Mach ich. Du auch.« Sie winkte dem uniformierten Secret-Service-Mann hinter der grünlich getönten kugelsicheren Plexiglasscheibe zu. Beim nächsten Checkpoint würde sie dann auch ihre Papiere vorweisen müssen.
    Rapp saß da, eine Hand am Schalthebel, die andere am Lenkrad, und betrachtete bewundernd die schlanke, aber kurvige Gestalt seiner Frau. Sie drehte sich um und lächelte ihm noch einmal zu. Rapp winkte zurück und fuhr mit einem zufriedenen Lächeln los. Es wurde immer schöner mit ihr. Zwischen ihnen hatte sich eine ganz besondere Art entwickelt, miteinander umzugehen, und er war sich völlig bewusst, dass er nie im Leben glücklicher gewesen war.

19
RIAD, SAUDI-ARABIEN
    Abel verließ das Flughafengebäude und blieb stehen, um die trockene heiße Luft einzuatmen. Es war ihm nicht ganz wohl dabei, so früh schon wieder in das Königreich zurückzukehren, und er hoffte, der Prinz würde nicht mehr als ein paar Tage von seiner Zeit in Anspruch nehmen. Er sah jedoch ein, dass es nicht ratsam war, eine so heikle Sache am Telefon zu besprechen, auch wenn die Leitungen eigentlich sicher sein sollten.
    Er verließ die Berge nur sehr ungern; der Herbst mit seinen leuchtenden Farben und seiner frischen, kühlen Luft war die beste Zeit für ausgedehnte Wanderungen. Nachdem er jetzt alles in die Wege geleitet hatte, bot es sich geradezu an, sich in sein Refugium in den Alpen zurückzuziehen, um in aller Ruhe darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten er hatte, falls irgendetwas schiefgehen sollte. Deshalb würde er Prinz Muhammad so höflich wie möglich zu verstehen geben, dass er dringende Geschäfte in Zürich zu erledigen hatte, was der ohnehin nicht sehr umgängliche Mann mit etwas Glück akzeptieren würde.
    Prinz Muhammad bin Rashid hatte seine Helfer losgeschickt, damit Abel beim Zoll nicht aufgehalten wurde. Eine weiße Limousine mit zwei Sicherheitsleuten wartete bereits vor dem Terminal auf ihn. Ein weiterer Mann stellte seine Reisetasche so vorsichtig in den Kofferraum, als handelte es sich um ein wertvolles Kunstwerk. Der vierte Mann des Teams hielt ihm die Wagentür auf und forderte ihn mit einer höflichen Geste auf einzusteigen. Einen flüchtigen Moment lang hatte Abel das Gefühl, zu seinem eigenen Begräbnis eingeladen zu werden. Er zögerte kurz und stieg dann in die Limousine ein.
    Er fragte sich, warum er nicht einfach kehrtmachte und die nächste Maschine zurück nach Europa nahm. Es lag jedenfalls nicht daran, dass er Prinz Muhammad vertraute, denn das tat er keineswegs. Wahrscheinlich hatte es eher mit den Schwierigkeiten zu tun, die er bekommen hätte, wenn er nicht in den Wagen gestiegen wäre. Es wäre nicht ausgeschlossen gewesen, dass man ihn mit Gewalt mitgenommen und vielleicht sogar getötet hätte. Nach Abels Ansicht war der Prinz ein narzisstischer Soziopath, der, von seinen Leibwächtern umgeben, in einer Festung lebte, wo er all den Luxus genoss, den ihm sein Reichtum ermöglichte. Sein Kontakt mit der Außenwelt war sehr beschränkt. Die königliche Familie war seit einiger Zeit zutiefst gespalten; die eine Seite richtete den Blick in die Zukunft, die andere klammerte sich mit aller Macht an die Vergangenheit. Brüder waren zu Todfeinden geworden – in einem Konflikt, der zwangsläufig mit einer blutigen Auseinandersetzung enden würde.
    Rashid war ein sehr gründlicher Mensch, der bei allem, was er tat, darauf bedacht war, keine Spuren zu hinterlassen. Was hatte dieser Killer doch gleich gesagt, als Abel in Paris mit ihm gesprochen hatte?
    »Ich bin mir im Klaren darüber, was für eine Art Mensch für so etwas Geld zahlt«, hatte der Mann gemeint. »Einige dieser Leute sehen das ganz nüchtern als eine Strategie zur Lösung eines Problems, aber viele haben gravierende psychische Probleme. Sie sind oft Soziopathen, bei denen alles im Leben so laufen muss, wie sie es sich vorstellen. Sie neigen dazu,

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