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Der feine Unterschied

Titel: Der feine Unterschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philpp Lahm
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welche rausgeschnitten werden. Auch hast du zum Beispiel mit Sicherheit mehr Ruhe, wenn du dir nicht vom ersten Profigehalt ein fettes Auto kaufst und damit vor dem Schumanns in München parkst. Und wenn du keine Lust hast, täglich über deinen Irokesenschnitt zu reden, solltest du dir auch keinen zulegen.
    Entscheidend ist, dass dein Verhalten neben dem Platz nicht den Blick darauf verstellt, was du auf dem Platz leistest. Aber selbst dann ist es allein mit Fußballspielen nicht getan.
    Sobald du dein erstes Spiel in der Bundesliga machst, wirst du öffentlich benotet. Tageszeitungen, »Kicker«, Fernsehen, Internetseiten: überall zerbricht sich irgendwer den Kopf darüber, ob das, was du auf dem Platz geboten hast, eine 3 wert war oder doch nur 3,5. Manchmal sind sich die Kritiker einig, manchmal hat dich der eine »gut« gesehen und der andere »unterirdisch«. Tja.
    Ich habe ein Jahr lang mit sechs Freunden ein FußballManagerspiel gespielt, dafür haben wir jeweils die Noten von sportal.de herangezogen. Unter den Noten steht immer ein Dreizeiler als Begründung, warum welche Note vergeben wird — immerhin, denn meistens steht nur die Note da.
    Manchmal, wenn ich am Freitagabend ein Spiel angeschaut habe, konnte ich dann direkt vergleichen: was ich gesehen habe und was der Kritiker gesehen hat. Ich erinnere mich an ein Spiel des 1. FC Köln, der zu Hause 0:1 verloren hat. Der Kölner Innenverteidiger Mohamad hatte ein gutes Spiel gemacht, war am Gegentor nicht beteiligt gewesen und hatte den Mittelstürmer des Gegners völlig ausgeschaltet. Bei Standardsituationen bekam er dann im gegnerischen Strafraum zwei gute Chancen. Einmal köpfte er den Gegenspieler an und der Ball ging vorbei, einmal schoss er neben das Tor. Am nächsten Tag hatte er die Note 5. Begründung: zwei Riesenchancen vergeben.
    Ich habe einen Augenblick darüber nachgedacht, ob ich denen schreiben und sie fragen soll, ob sie wissen, was der Job einen Innenverteidigers ist. Und dass Mohamad diesen Job an diesem Abend super erledigt hat. Wenn schon, hätte er eine 3 verdient, wenn nicht besser.
    Aber die Noten werden nie nach Gesamtleistung vergeben, sondern nur nach Höhepunkten. Ein Spieler, der zehn Mal den Ball verliert und trotzdem drei Tore macht, kann damit rechnen, am nächsten Tag eine 1 im Zeugnis stehen zu haben. In Wahrheit sagen die Noten nichts darüber aus, wie du wirklich gespielt hast.
    Meine Strategie gegenüber dieser öffentlichen Kritik ist, sie so gut es geht zu ignorieren. Es gibt Kollegen, die lesen nur positive Kritiken. Ich bin da radikaler: Ich lese gar keine Kritiken mehr. Ich hole mir mein Feedback beim Trainer, bei Kollegen, bei Freunden, deren Meinung ich schätze, weil sie etwas von Fußball verstehen.
    Es ist enorm wichtig zu wissen, wie gut man wirklich war. Ich wusste das schon als Kind, und ich begann früh, meine eigene Meinung mit der Meinung des Trainers abzugleichen. Die beiden Sichtweisen stimmten nicht immer überein, aber ich versuchte zu verstehen, was der Trainer meint. So lernte ich sukzessive mehr über spezielle Situationen auf dem Feld, über taktische Kniffe, und das schärfte meinen eigenen Instinkt.
    Du kannst in jedem Training etwas dazulernen, auch wenn du schon jahrelang auf höchstem Niveau Fußball spielst. Wichtig ist, dass du dir die Offenheit bewahrst, dazulernen zu wollen. Es gibt immer wieder Impulse, egal ob sie vom Trainer oder von einem Mitspieler kommen oder ob sie einer eigenen Beobachtung entspringen, die es wert sind, dass man sie ausprobiert und bewertet. Erst wenn du selbst die Erfahrung gemacht hast, wie eine Variante, ein Trick, ein Gedanke funktioniert, weißt du, ob dir diese Erfahrung weiterhilft. Natürlich führen viele Ideen am Schluss nirgendwohin. Aber wenn du glaubst, jemals an dem Punkt angekommen zu sein, wo du dich nicht mehr weiterentwickeln musst, liegst du falsch.
    Wer Spitzenfußballer werden will, hat immer ein Ziel. Das gilt für den jungen Fußballer genauso wie für den Profi. Sobald du ein Ziel hast, kannst du auch einen Plan machen, wie du dieses Ziel erreichst.
    Natürlich hast du auch Träume. Ich habe schon als Siebenjähriger davon geträumt, den Weltmeisterpokal in die Höhe zu stemmen - aber das war ein Traum, wie ihn viele Siebenjährige träumen, kein Ziel. Heute könnte der Weltmeistertitel ein konkretes Ziel von mir sein - aber bis wir 2014 zur nächsten WM nach Brasilien fahren, kann noch viel passieren.
    Die Ziele, die du dir steckst,

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